Massentest für elektronische Fessel

England und Wales wollen jährlich 30000 Gefangene vorzeitig entlassen.

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Großbritannien hat in England und Wales sozusagen einen Massentest mit der elektronischen Überwachung begonnen. Seit heute werden Häftlinge mit einer Strafe zwischen drei Monaten und vier Jahren bis zu zwei Monate früher entlassen, wenn sie für die Öffentlichkeit kein Risiko darstellen und eine elektronische Fessel tragen.

Weil die vorzeitige Entlassung nicht schon die ganze Freiheit schenken, sondern den Häftlingen erleichtern soll, sich wieder an das Leben außerhalb der Gefängnismauern anzupassen, werden sie zu einem mindestens neunstündigen Ausgehverbot verpflichtet, das in aller Regel in der Nacht wirksam sein wird. Die während dieser Zeit obligatorische zu tragende Fessel ist mit einem Kontrollzentrum verbunden, von dem aus überprüft werden kann, ob der Träger während des Ausgehverbots sich auch tatsächlich Zuhause aufhält. Wenn der vorzeitig Entlassene die Fessel entfernt oder wieder eine Straftat begeht, wird er, sofern man ihn denn erwischt, wieder ins Gefängnis zurückgebracht.

Die Entscheidung über die vorzeitige Entlastung liegt in den Händen der Gefängnisdirektoren. Gewalttäter und Sexualstraftäter sollen allerdings nur unter außergewöhnlichen Umständen vorzeitig entlassen werden. Vorgesehen ist, jährlich an die 30000 Gefangenen vorzeitig zu entlassen und an die elektronische Fessel zu hängen. Grund dafür ist vermutlich nicht nur, den Straftätern größere Chancen zur Anpassung an das Leben in der Freiheit zu geben, sondern auch die Überfüllung der Gefängnisse. In Holland wurden in einer ähnlichen, wenn auch im Umfang viel kleineren Aktion bislang 300 Gefangene vorzeitig mit der elektronischen Fessel entlassen. Nur einer ist bislang wieder eingesperrt worden.