"Name, Vorname, Beruf"

Seite 7: Doch keine Gerechtigkeit

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Dem von Perrin gespielten Journalisten haben seine Artikel einen Job beim Fernsehen eingebracht. Da schaut er in die Kamera und berichtet vom Prozess. Der stellvertretende Staatsanwalt, der engste Mitarbeiter des Untersuchungsrichters, ist - der offiziellen Version nach - einem Herzanfall erlegen. Sieben Zeugen sind vor dem Prozess gestorben: ein Autounfall, eine Gasexplosion, Suizid, Tod durch Ertrinken, ein Arbeitsunfall, noch ein Autounfall, Herzanfall beim Steuern eines Autos. Ein Fremdverschulden, erklärt der neue Chef der Sicherheitsbehörde, ist jeweils auszuschließen.

Costa Gavras: "Z"

Vago und Yago, fährt der Reporter fort, wurden zu acht bzw. elf Jahren in einem Arbeitslager verurteilt, wo jedes Jahr doppelt zählt. Barone erhielt zehn Monate wegen nächtlicher Ruhestörung, der Chef von CROC zwölf Monate mit der Möglichkeit, sich durch Bezahlung einer Geldstrafe freizukaufen. Die vier angeklagten Polizeioffiziere kamen mit Disziplinarstrafen davon und verloren ihre Posten, die strafrechtlich relevanten Beschuldigungen wurden fallengelassen. Im Film ist das so wie im echten Leben, weshalb wir neben jedem der Schauspieler ein Bild des realen Vorbilds sehen. Vago und Yago wurden 1970 vorzeitig aus der Haft entlassen. Das war gut für sie und trotzdem waren sie die Dummen, denn weiter oben in der Hierarchie musste keiner so lange warten. Die vom Dienst beurlaubten Offiziere wurden nach dem Militärputsch zügig rehabilitiert und wieder in ihre Posten eingesetzt. Der im Film von Pierre Dux gespielte Polizeigeneral Mitsou durfte sich über eine Beförderung freuen, was ihm eine Erhöhung seiner ohnehin schon stattlichen Pension sicherte, als er mit allen Ehren in den Ruhestand verabschiedet wurde. Ob dem Chef des rechtsextremen Geheimbunds die Geldstrafe erstattet wurde, durch deren Bezahlung er um das Gefängnis herumkam, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Costa Gavras: "Z"

Der Skandal um das Lambrakis-Attentat führte zum Rücktritt der Regierung, sagt der Reporter. Die Opposition formierte sich neu, ein Wahlsieg schien gewiss. Dann putschte das Militär. Der Untersuchungsrichter wurde seines Amtes enthoben. Der Abgeordnete Georges Pirou wurde verhaftet und starb auf der Fahrt zum Gefängnis an einem Schlaganfall, laut Protokoll der Polizei. Matt wurde in ein Lager auf den Inseln deportiert. Manuel, sein kämpferischer Anwaltskollege, stürzte aus dem siebten Stock - bei einem Fluchtversuch, sagt die Polizei. Costa-Gavras lässt sich Zeit für diese Auflistung, weil er am Schluss ein wütendes oder zumindest emotional aufgewühltes Publikum will, nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Nach dem Photo von Manuel hören wir - im Original - die Stimme von Françoise Bonnot (vom Kameramann bis zur Cutterin machten bei Z alle in mehreren Funktionen mit, um Geld zu sparen). Der Reporter, sagt sie, wurde wegen des Besitzes und der Veröffentlichung von als geheim eingestuftem Material zu drei Jahren Haft verurteilt. Dann zählt sie auf, was vom mit Panzern regierenden Militärregime verboten wurde: Sophokles, Tolstoi, lange Haare, Miniröcke, Streiks, Aragon, Sartre, die Beatles, die Musik von Mikis Theodorakis, die Dramatiker Albee und Pinter, die freie Presse und so weiter und so fort, bis hin zum Buchstaben Z, der auf Altgriechisch soviel wie "ER LEBT" heißt.

Costa Gavras: "Z"

Dazu sehen wir Yves Montand und das Vorbild für seine Rolle, den 1963 ermordeten Grigoris Lambrakis. In der Synchronfassung sehen wir die beiden nicht, denn da hat man sie weggeschnitten. Und weil die Verbotsliste zu einem Stück Schwarzfilm eingesprochen wird, wundert sich der deutsche Zuschauer, was die gegen den Kommunismus und die westliche Dekadenz kämpfenden Obristen gegen griechische "Volksmusik" haben? Im Original steht in Klammern "M. Theodorakis" hinter "musique populaire". In der deutschen Version hat man den Namen aus dem Ende des Films entfernt wie zuvor schon große Teile von Theodorakis’ Musik. Gegen die Verunstaltung ausländischen Kulturguts durch das Banausentum und die Willkür der Synchronisateure unternimmt in Deutschland niemand etwas - auch nicht Frau Monika Grütters, die kämpferische Kulturstaatsministerin, die mehr Filmkunst will.

Griechische Verhältnisse

Die in der Wirklichkeit anstehenden Wahlen hätte 1967 kein Kommunist gewonnen, sondern Georgios Papandreou, der Chef der durch einen Zusammenschluss mehrerer Parteien aus der Mitte des politischen Spektrums entstandenen Zentrumsunion. Die - je nach Standpunkt - mehr oder weniger linksorientierte Union wollte die heiße Phase des Wahlkampfs am 23. Mai 1967 mit einer Großkundgebung im durch das Lambrakis-Attentat sehr symbolträchtigen Thessaloniki einläuten. Zu der Veranstaltung wurden mehr Menschen erwartet als je zuvor. Zwei Tage vor dem Eintreffen Papandreous in Thessaloniki putschten die Obristen.

Der Untersuchungsrichter Christos Sartzetakis hielt sich zu der Zeit mit einem Postgraduiertenstipendium in Paris auf und studierte europäisches Gemeinschaftsrecht. Er wurde nach Griechenland zurückbeordert, 1968 seines Richteramts enthoben, zweimal in Haft genommen und gefoltert. Es gab weder eine offizielle Anklage noch einen Prozess. 1971 wurde er auf internationalen Druck, insbesondere aus Frankreich, aus der Haft entlassen. Das verdankte er auch Z. 1985 wurde der parteilose Sartzetakis auf Vorschlag von Andreas Papandreou - Gründer der inzwischen zur Splitterpartei gewordenen PASOK, erster sozialistischer Ministerpräsident von Giechenland und Sohn des selbst mehrfach als Ministerpräsident amtierenden Georgios Papandreou - zum Staatspräsidenten gewählt. Seine Wahl war die Ausnahme von der Regel, weil er mit den Familien Karamanlis und Papandreou weder verwandt noch verschwägert und auch geschäftlich nicht mit ihnen verbunden war.

Konstantinos Karamanlis, den langjährigen Gegenspieler von Vater und Sohn Papandreou, feiert die konservative, nach dem Ende der Militärdiktatur von ihm gegründete Nea Dimokratia heute als den Mann, der Griechenland in die Europäische Union geführt hat. Die EU ist nicht zu verwechseln mit der Eurozone. Als Griechenland den Euro einführte war Konstantinos Simitis Ministerpräsident, Nachfolger des verstorbenen Andreas Papandreou und meines Wissens nicht mit diesem verwandt - aus Sicht der die griechische Politik beherrschenden Familienclans eine Fehlentwicklung, die 2004 korrigiert wurde, als Giorgos A. Papandreou, der Sohn von Andreas, Simitis als Chef der PASOK ablöste. 2009 wurde Giorgos auch Ministerpräsident, wie vor ihm sein Vater und sein Opa. In diesem Amt folgte er Kostas Karamanlis nach, einem Neffen von Konstantinos. "Kostas" ist die Kurzform von Konstantinos und wird üblicherweise verwendet, damit man den Neffen besser vom Onkel unterscheiden kann.

Besagter Konstantinos d. Ä., also der Onkel von Kostas, war jener Ministerpräsident, dem Andreas Papandreou die moralische Schuld am Lambrakis-Attentat gab, aus dessen Regierung heraus die Ermittlungen von Sartzetakis massiv behindert wurden und der infolge des Politskandals (und eines Zerwürfnisses mit dem König über die Kontrolle des Militärs) zurücktreten musste. Derselbe Konstantinos Karamanlis war der Vorgänger von Sartzetakis als Staatspräsident. Sartzetakis brachte es mit Ach und Krach auf eine komplette Amtszeit. Sein Vorgänger Karamanlis, dem er, als dieser im Urlaub war, den gepanzerten Mercedes weggenommen hatte, wurde auch sein Nachfolger, weil sich der von Sartzetakis enttäuschte Andreas Papandreou inzwischen Karamanlis und dessen Nea Dimokratia angenähert hatte. Auf diese ganz spezielle Form der Ironie, hervorgebracht durch die Aufteilung der politischen Landschaft Griechenlands in die Erbhöfe von Familiendynastien, hätte Costa-Gavras bestimmt gern verzichtet.

Freude dürfte ihm bereitet haben, dass Z rund um die Amtseinführung von Sartzetakis in Griechenland wieder in vollen Kinos lief. Die Griechen konnten sich da ihren neuen Präsidenten als Jean-Louis Trintignant anschauen, oder umgekehrt. Ich persönlich würde Trintignant nehmen, und das nicht nur, weil er der bessere Schauspieler ist. Die anfängliche Begeisterung in Teilen der Bevölkerung wich bald der Ernüchterung. Wenn nur ein Bruchteil von dem stimmt, was 1987 in einem Artikel des Spiegel stand, passte sich der Staatspräsident Sartzetakis in Windeseile den herrschenden Verhältnissen an. Demnach entwickelte er königliche Allüren, quälte die Untergebenen mit penibler Erbsenzählerei, versorgte Verwandte und Richterkollegen mit gut dotierten Posten (Nepotismus wird nicht dadurch besser, dass einmal nicht die üblichen Verdächtigen profitieren) und nervte mit einem sogar für griechische Verhältnisse übertrieben pathetischen Gerede.

Zwischen Widerstand und Reaktion

Als "erster Widerständler" beanspruchte Sartzetakis die Deutungshoheit über die Militärdiktatur und das Verhalten der damals handelnden Personen für sich. Einer seiner Günstlinge, der neue Chef des Präsidialamts, hatte als Staatsanwalt daran mitgewirkt, dass Hunderte von Regimegegnern in Bergdörfern und auf den Inseln in der Verbannung landeten wie Matt im Film und Mikis Theodorakis in der Wirklichkeit (im Original-Abspann von Z steht, dass Bernard Gérard die Musik arrangiert hat, weil Theodorakis deportiert wurde; die deutsche Fassung nennt stattdessen die für die Verstümmelung dieser Musik verantwortliche Synchronfirma). Viele Griechen blieben den Empfängen des Präsidenten deshalb lieber fern. Mit linken Frauengruppen legte er sich an, als er das Inkrafttreten eines Gesetzes zur Legalisierung der Abtreibung verzögerte und dafür krude Thesen bemühte, die an Thilo Sarrazin erinnern. Der Präsident sah die Nation in Gefahr, weil die Griechen zu wenige Kinder kriegten, während sich der türkische Erzfeind ungebremst vermehrte.

Zum offen ausgetragenen Konflikt zwischen Sartzetakis und Papandreou kam es wegen Christos Roussos, einer Symbolfigur der Schwulenbewegung in Griechenland. Roussos, das Produkt eines zerrütteten Elternhauses und einer homophoben Gesellschaft, hatte als 19-Jähriger seinen Liebhaber getötet, war 1975 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden und saß seit elf Jahren im Gefängnis. Die Verteidigung hatte eine Vielzahl entlastender Umstände vorgebracht, die bei der Urteilsfindung nicht berücksichtigt worden waren. Der Grund war ziemlich offensichtlich. Einem homosexuellen Mörder wollte das Gericht keine mildernden Umstände zubilligen.

Den Kriminalfall erzählt - mit einigen künstlerischen Freiheiten - der in Griechenland sehr erfolgreiche Film Angelos (1982) von Georgios Katakouzinos nach. Katakouzinos macht aus der Geschichte ein knalliges, in grellen Farben gemaltes Melodram und schreckt nicht davor zurück, den Voyeurismus des Publikums zu bedienen. Damit gelang ihm ein in der Schwulenszene sehr umstrittener, beim Filmfestival von Thessaloniki mit mehreren Preisen ausgezeichneter Kino-Hit, der viel dazu beitrug, Sympathien für Christos Roussos zu wecken. Linke und Intellektuelle empörten sich über die Härte des Urteils, schwule Aktivisten protestierten vor der Athener Universität und schlossen sich an, als Roussos in den Hungerstreik trat, weil alle Versuche, eine Strafmilderung oder wenigstens eine Erleichterung der Haftbedingungen zu erreichen, ergebnislos geblieben waren. Christos Roussos gilt als der erste Homosexuelle, über dessen Schicksal die griechischen Mainstream-Medien verständnisvoll berichteten.

Das beeindruckte auch die Mitglieder des Gnadenausschusses und den Justizminister. Sie empfahlen eine Verkürzung der Haft. Präsident Sartzetakis verweigerte seine dafür erforderliche Unterschrift und schmückte seine Begründung mit Betrachtungen zur aktiven und passiven Homosexualität aus. Damit gab er Vorwürfen neue Nahrung, dass Roussos das Opfer einer Diskriminierung von Schwulen geworden sei. Ein Gericht setzte die Haft schließlich für einen Monat aus und ließ den vom Hungerstreik sehr geschwächten Roussos in ein Krankenhaus bringen - sehr zum Ärger von Sartzetakis, der glaubte, dass das auf Druck von Papandreou geschehen war, womit er wahrscheinlich nicht ganz falsch lag. Costa-Gavras konnte von all dem nichts ahnen, als er Z drehte. Trotzdem sieht man die Szene, in der der Richter Vago verhört, den schwulen Mörder, mit anderen Augen, wenn man den Fall des (zu guter Letzt doch noch begnadigten) Christos Roussos kennt.

Auch die Ironie ist wieder am Werk. Papandreou glaubte, dass ihm ein Coup gelungen sei, als er vorschlug, Sartzetakis zum Staatspräsidenten zu wählen. Der Mann war ein veritabler Held des Widerstands, ein unbeugsamer Kämpfer für das Recht, in der Gestalt von Jean-Louis Trintignant die Ives Montand ablösende Hauptfigur in einem mit Preisen überschütteten Erfolgsfilm (Golden Globe für den besten fremdsprachigen Film, zwei Oscars, BAFTA Award für Mikis Theodorakis und als bester Film, Preise für Trintignant und Costa-Gavras in Cannes, Edgar Allan Poe Award für das Drehbuch, Preise der National Society of Film Critics und des New York Film Critics Circle für besten Film und beste Regie). In diesem Glanz, so das Kalkül, konnte sich auch der Ministerpräsident ein wenig sonnen und zugleich den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die monierten, dass die griechische Politik von ein paar Familienclans bestimmt wurde. Ein parteipolitisch nicht gebundener, nicht im politischen Establishment verankerter Quereinsteiger wie Sartzetakis, dachte Papandreou, würde als Staatspräsident ein leicht lenkbarer Grüßaugust sein. Sartzetakis erwies sich dann aber als genauso unbequem wie sein filmisches Pendant. Nur die Umstände hatten sich geändert.

Costa-Gavras war von diesem Untersuchungsrichter so fasziniert, weil da ein durch und durch konservativ denkender Mann das Recht über den persönlichen Vorteil stellte, ohne Ansehen der Person gegen rechte Kreise vorging und durch Herkunft und politische Überzeugung die Behauptung ins Leere laufen ließ, dass es sich bei den Ermittlungen im Mordfall Lambrakis um eine linke Verschwörung handelte. Als Sartzetakis die Rolle des Staatspräsidenten übernahm sah man in ihm nicht mehr den Filmstar Jean-Louis Trintignant, sondern einen Reaktionär, der einen verurteilten Mörder die Strenge eines hartherzigen Prinzipienreiters spüren ließ, weil der Häftling - so die öffentliche Wahrnehmung - schwul war und der von den griechischen Frauen forderte, dass sie dem Staat viele zukünftige Soldaten schenkten, die später einmal gegen die Türken kämpfen sollten.

Film und Wahrheit

Der Ruhm war schon in den 1970ern und 1980ern vergänglich, Helden waren schnell vergessen. Der Film, ohne den Christos Sartzetakis 1985 womöglich nicht Präsident geworden wäre, konnte zehn Jahre davor, nach dem Ende der Militärdiktatur, erstmals auch in Griechenland gezeigt werden. In den ersten vier Wochen strömten 350.000 Leute in die Kinos. Die große Mehrheit des Publikums war begeistert. Konstantinos Karamanlis war gerade wieder Regierungschef - so wie damals, 1963, als Lambrakis ermordet worden war. Er versicherte, dass er nicht schuld an dessen Tod sei und von nichts gewusst habe, weder von einem geplanten Attentat noch von Versuchen, Sartzetakis bei seinen Ermittlungen zu behindern und ihn zu korrumpieren. Sartzetakis, der ohne Zweifel schlimme Dinge hinter sich hatte, mit Folter und Gefängnis, erzählte einem Reporter der New York Times (13.1.1975), dass der Film nur an der Oberfläche kratze und ließ durchblicken, dass er allein im Besitz der ganzen Wahrheit sei. Vielleicht war er damals schon dabei, sich als der Mann zu stilisieren, der später, im neu möblierten Präsidentenpalast, für sich in Anspruch nahm, durch seine Arbeit als Untersuchungsrichter das Vorrecht erworben zu haben, authentisch über die Vergangenheit zu urteilen, während die anderen wenig Ahnung hatten. Mag sein, dass er ohne ein stark ausgeprägtes Ego gar nicht in der Lage gewesen wäre, so unerschrocken zu ermitteln.

Die Rechten in Griechenland erklärten Costa-Gavras zum Nestbeschmutzer und warfen ihm vor, mit seinem Film die Monarchie, die Polizei und das Militär zu beleidigen. Die Linken bemängelten, dass er die Verstrickung der CIA in die Geschehnisse nicht klar genug herausgestellt habe. Den umgekehrten Vorwurf kannte er schon aus den USA, wo sich Z zum Kassenschlager entwickelte. Der Erfolg war nicht zuletzt dem auf importierte Filme spezialisierten Don Rugoff zu verdanken, der in New York eine kleine, aber feine Kinokette betrieb und Z ganz groß herausbrachte. Der Thriller wurde überall im Land bei Veranstaltungen zur politischen Bewusstseinsbildung gezeigt, wie man das damals nannte, und die Black Panthers waren so angetan, dass sie eine Kopie klauten.

Kein Wunder, dass der Film vielen aus dem rechten Lager gegen den Strich ging. Für linke Griechen gab es viel zu wenig CIA in Z, und für konservative Amerikaner gab es viel zu viel davon. Für diese amerikanischen Patrioten, die sich sehr lautstark Gehör zu verschaffen wussten, war Costa-Gavras ein linker Propagandist, der sich des Antiamerikanismus schuldig gemacht hatte. Einer von denen, die ihn gegen solche Anwürfe in Schutz nahmen, war der viel gelesene Roger Ebert, der Kritiker der Chicago Sun-Times. Für Ebert war Z kein Vehikel für kommunistisch motivierte Volksverhetzung, sondern der beste Film des Jahres.

"Als dieser Film beim San Francisco Film Festival gezeigt wurde", schrieb er im Dezember 1969, "wurde er in einigen Ecken als antiamerikanisch angegriffen, aber erzählt er nicht schlicht die Wahrheit? Wir unterstützen tatsächlich die griechische Junta. Wir erkennen tatsächlich die Regierung an, die Lambrakis ermordet hat. Wir haben der Junta tatsächlich erlaubt, in Griechenland freie Wahlen zu verhindern. Und in Vietnam sitzt der Kandidat, der bei den ‚freien Wahlen’, die wir finanziell unterstützt haben, auf den zweiten Platz kam, heute in einem Saigoner Gefängnis. Auch die Nennung seines Namens ist verboten." Wenn man daran ein paar Dinge ändert wird das gleich wieder viel aktueller, als es einem lieb sein kann.

Er wolle keinen Film mit einer Botschaft machen, sagte Costa-Gavras während der Dreharbeiten in Algerien. Er wolle eine wahre Geschichte erzählen, die sich so in einem leicht zu erratenden Land abgespielt habe und die so ähnlich auch in vielen anderen Ländern denkbar sei. Der Film, der dabei entstand, bietet uns den Kontext für die täglichen Nachrichten und eröffnet uns die Möglichkeit, diese neu zu sehen. Solche Filme gibt es leider viel zu selten.

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