Nordkoreanische Raketen: Setzt das US-Militär statt auf Abfangraketen lieber auf Cyberangriffe?
Seite 2: Kann das US-Militär bzw. das Cyberkommando Left-of-Launch-Angriffe führen?
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Da der letzte nordkoreanische Raketentest zur Begrüßung von Mike Pence gescheitert ist, wird auch spekuliert, ob das US-Militär bereits in der Lage ist, Raketen mit Cyberangriffen oder elektronischer Kriegsführung am Start zu hindern oder zum Absturz zu bringen. Die New York Times hatte im März berichtet, dass nach Gesprächen mit Angehörigen der Trump- und der früheren Obama-Regierung das Pentagon über kein effektives Abwehrsystem für nordkoreanische Raketenangriffe verfügt. Daher wurde unter Obama schon vor Jahren nach Möglichkeiten gesucht, Raketen schon vor oder direkt während des Abschusses auszuschalten. Das nennt man den Ansatz "left of Launch".
So wird nun gerne bei jedem gescheiterten Raketenstart vermutet, dass möglicherweise das Pentagon die Hände im Spiel gehabt haben könnte. "Left-of-launch"-Angriffe können Cyberangriffe sein, um Steuerungssysteme zu manipulieren oder lahmzulegen. Als eine Möglichkeit gilt, dass Bauteile für die Steuerung infiziert wurden, sofern Nordkorea diese importieren muss, wie angenommen wird. Eine Infizierung durch einen USB-Stick wie im Fall von Stuxnet ist in Nordkorea vermutlich nicht machbar. Cyberangriffe auf Raketen wären jedenfalls die günstigere und vielleicht auch die effektivere Variante der Raketenabwehr als die teuren Abwehrsysteme mit Radarstationen und Abfangraketen. Allerdings bliebe für beide Seiten unklar, ob ein Raketenstart wegen eines Cyberangriffs oder wegen einer anderen Störung gescheitert ist. Zudem müsste bei einem Cyberangriff klar sein, wo und wann eine Rakete abgeschossen werden soll. Ob das US-Militär vorher weiß, wann die Raketentests erfolgen, ist nicht bekannt.
Das THAAD-System, das die USA in Südkorea unter Einverständnis der alten Regierung und unter Kritik der Oppositionsparteien installiert, dürfte vermutlich nicht vor der Wahl in Südkorea am 9. Mai einsatzbereit sein, wenn überhaupt. Das Aegis-System ist nicht dafür ausgelegt, ballistische Raketen beim Start und Aufstieg abzufangen. Möglich wäre, dass Nordkorea in der Erwartung eine Rakete startet, um damit einen Abschuss zu provozieren.
Wie Kingston Reif, Raketenabwehrexperte von Arms Control Now, erklärt, könnte auch ein Abschuss Nordkorea wertvolle Hinweise liefern. Zudem müssten für ein Gelingen eine Menge Vorbedingungen gegeben sein, beispielsweise die Vorwarnzeit, die verfügbaren Schiffe und Radarsysteme oder die Abschätzung der Flugbahn. Ein Scheitern wiederum wäre für das US-Militär nicht nur peinlich, sondern würde das ganze Konzept des Raketenabwehrschilds mit Abfangraketen in Frage stellen. Das würde nicht nur Nordkorea sowie Russland und China stärken, sondern auch den Versuch der USA in Frage stellen, die Alliierten wie die Nato oder eben Japan und Südkorea unter den Schirm zu bringen und militärisch abhängig zu machen.
Daher meint Reif, es spreche viel dafür, es anders mit Störungen zu versuchen. Wenn das nicht klappt, wäre es auch nicht so offensichtlich. Das ist auch die Überzeugung von Patrick Cronin vom Center for a New American Security. Bekannt ist nicht, ob bereits solche Angriffe ausgeführt wurden und ob sie erfolgreich waren. Das gehört zum Cyberwar, der im Informationsnebel stattfindet.
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