Nordsyrien: Die Zukunft der Kurden nach dem Fall von Rakka

Seite 3: Türkische Pläne

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Die Türkei versuchte vergeblich, Einfluss auf die Rakka-Operation der Anti-IS-Koalition zu nehmen und die SDF als deren Bündnispartner hinauszudrängen. Die regierungsnahe Zeitung Yeni Şafak präsentierte eine "Neue FSA" (Freie Syrische Armee) für Nordsyrien, bestehend aus Resten der FSA und Teilen aus Ahrar al- Sham und Jaysh al-Islam (Armee des Islam). Eine 10.000 starke Truppe solle ab sofort in neu errichteten Ausbildungslagern von der Türkei ausgebildet werden.

Sie würden dann auch für die Zeit nach der Befreiung von Rakka zur Verfügung stehen. Nach den Desastern um Al-Bab, wo diese Truppen, die mehrheitlich aus dem Al Qaida-Umfeld kamen, mit der "Operation Euphrat Schild" kläglich scheiterten, winkte die USA ab.

Die Zusammenarbeit der USA mit den SDF passt der türkischen Regierung überhaupt nicht. Die Freude darüber, den ungeliebten Präsidenten Obama endlich los zu sein, währte nicht lange. Die Hoffnung, dass das Alphatier Trump vom Alphatier Erdogan auf den "richtigen" Kurs gebracht werden könne, zerschlug sich schnell. Grenzprovokationen von türkischen Militärs zur nordsyrischen Föderation wurden mit gemeinsamen Grenzpatrouillen von US-Militärs und SDF bzw. YPG/YPJ beantwortet.

Sie ließen sich auch nicht von Erdogans Drohungen beeindrucken, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass sie selbst zur Zielscheibe von türkischem Militär werden könnten, wenn sie sich mit den kurdischen "Terroristen" zusammentäten. Bemerkenswert - ein NATO-Mitgliedsland beschuldigt seinen amerikanischen Verbündeten, mit Terroristen zusammen zu arbeiten und droht damit, US-Soldaten ins Visier zu nehmen, "versehentlich", versteht sich.

Besonders der US-Sonderbeauftragte für die Koordination der internationalen Anti-IS-Koalition, Brett McGurk, ist der türkischen Regierung ein Dorn im Auge. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu forderte im privaten türkischen Fernsehsender NTV die Absetzung von McGurk, da dieser die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans PKK und die syrische Kurdenmiliz YPG unterstütze. "Es wäre hilfreich, wenn diese Person ersetzt würde", sagte er mit Blick auf McGurk.

Präsident Erdogan machte gegenüber Trump deutlich, dass das türkische Militär, ohne jemand zu informieren oder zu fragen, zurückschlagen würde, sollten die syrischen Kurden die Türkei attackieren. Ein Schelm, wer da an "false flag"-Operationen denkt, um genau dies herbeizuführen.

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu, zitierte Mitte Mai anonyme Sicherheitsquellen, die türkischen Luft- und Bodenstreitkräfte hätten Pläne für weitere Angriffe auf die kurdische Arbeiterpartei (PKK) und die kurdischen Einheiten (YPG) der Syrian Demokratic Forces (SDF) entwickelt. Berichte über türkische Armeeverstärkungen an Militärbasen in kurdischen Provinzen an der Grenze zu Irak und Syrien scheinen dies zu bestätigen.

Beobachtet wurden auch nicht näher bezifferte Transporte von gepanzerten Fahrzeugen, Munition und Truppen zu den Basen in Hakkari und Sirnak über Mardin, Sanliurfa, Gaziantep, Kilis und Hatay, berichtete die Agentur.