Ölpreis purzelt mit beendeten Iran-Sanktionen

Seite 3: Wird der Iran den Ölmarkt fluten?

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Es wird damit gerechnet, dass der Iran etwa eine Million Barrel täglich auf den Weltmarkt spülen wird. Dem Land ist es dabei zunächst ziemlich egal, wie niedrig der Preis gerade ist. Das hatte der iranische Ölminister Bijan Namdar Zanganeh kürzlich erklärt. Er kündigte an, das Land könne seine Produktion schnell um eine halbe Million Barrel steigern. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IAE) fördert der Iran derzeit knapp 3 Millionen Barrel pro Tag.

Viel hängt für den Ölpreis davon ab, ob die Vermutungen der Experten zutreffen, wonach der Iran mit einem Schlag 20 bis 30 Millionen Barrel Rohöl auf den Markt spülen könnte, um schnell an dringend benötigtes Geld zu kommen. Dann wird ein weiterer Ölpreisschock erwartet, denn durch eine verstärkte Lagerhaltung könnte diese Ölschwemme kaum noch aufgefangen werden, da die Lager längst zum Bersten gefüllt sind.

Es könnte ein perfekter Sturm heraufziehen, denn neben einem steigenden Überangebot ist da zusätzlich die massive Nachfrageschwäche Chinas, auch in anderen Schwellenländern sieht es nicht gerade rosig aus. Aber vor allem war es lange Jahre China, das praktisch alle Rohstoffe vom Markt saugte. Die Börsen brechen dort seit geraumer Zeit immer wieder wegen schlechter Wirtschaftsdaten ein und drücken damit zusätzlich auf den Ölpreis. Das Vorgehen der Planer im Reich der Mitte wird zunehmend hektischer. So wurde zum Beispiel ein gerade eingeführter Notmechanismus wieder beseitigt, bei dem der Börsenhandel ausgesetzt wird, weil die Kurse schnell fallen (China-Krise nicht zu bändigen). Das geschah, weil eine andere Notmaßnahme auslaufen sollte, die es Großaktionären wieder erlauben sollte, ihre Aktien zu verkaufen, was seit vergangenem Sommer verboten ist. Auch diese Not-Maßnahme wurde deshalb verlängert, um den Absturz an den Börsen aufzuhalten

In China ist man inzwischen auch soweit, weniger schlechte Nachrichten fast als gute Nachrichten aufzufassen. Dass die Exporte aus dem Reich der Mitte seit der schweren Krise ab 2008 erstmals 2015 wieder gesunken sind, ist wahrlich keine gute Nachricht. Im Vergleich zum Vorjahr gingen sie um 1,8% zurück. Die Importe brachen sogar regelrecht um 13,2% ein. Die Ausfuhren waren im Dezember im neunten Monat in Folge gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gingen die Ausfuhren des Exportweltmeisters nun aber "nur" um 1,4% zurück, während die Importe erneut stark um 7,6% zurückgegangen sind.

Positiv wurde dies deshalb gewertet, weil allgemein ein deutlicherer Rückgang der Exporte erwartet worden war. Die Stimmung hellte auch etwas auf, dass nach Umrechnung in die nationale Währung sogar eine Steigerung der Exporte in Renminbi um 2,3% herbeigerechnet werden konnte. Das kann aber nach den deutlichen Abwertungen des "Volksgelds" kaum noch verwundern, womit diese Bilanz aufgehübscht wurde.

Insgesamt wurde diese angebliche Trendwende letztlich auch nicht als solche an den Kapitalmärkten aufgefasst, die trotz dieser angeblich positiven Nachricht weiter in den Keller gingen. Seit Jahresbeginn fielen die Werte weltweit stark. Der chinesische CSI-300-Index, der die Entwicklung der 300 größten Aktienwerte in Shanghai und Shenzhen abbildet, verlor seit Jahresbeginn mehr als 16 Prozent. Der Frankfurter Leitindex Dax verlor im gleichen Zeitraum schon mehr als 11%. Ganz ähnlich sieht es an vielen Kapitalmärkten aus, wobei der Ölpreis dabei eine bedeutende Rolle spielt.