Pakistan: Atommacht wird zum gefährlich "kranken Mann am Indus"

Seite 4: Die USA: Niemand weiß so gut wie Washington, was Pakistans Armee denkt

Das Verhältnis zwischen Pakistan und den USA eine Hassliebe zu nennen wäre Untertreibung, denn selbst der Erzfeind Indien wird in den Straßen von Karachi und Islamabad (von den Stammesgebieten ganz zu schweigen) nicht so verabscheut wie die USA.

Dabei steht der Einfluss Washingtons nur wenig dem Beijings nach und selten wird von Pakistans Politikern und Generälen mehr geheuchelt und gelogen, als wenn es um den US-amerikanischen Einfluss in Islamabad geht.

Bis jetzt haben die USA die Generäle tief in der Tasche, ein Großteil der Hardware der PAK-Army ist "Made in USA" und viele Offiziere absolvieren dort einen Teil ihrer Ausbildung. Wohl weiß niemand so gut wie Washington, was Pakistans Armee denkt.

Während Indien nach der Unabhängigkeit einen teils blockfreien, teils prosowjetischen Weg einschlug, war Pakistan in dieser geostrategisch wichtigen Region (Iran, Afghanistan, China, Indien) lange der einzige US-amerikanische Verbündete.

Früh wurden die Generäle als die sicherste Bank gehandelt und unterstützt. Seine Loyalität brachte Pakistan aber nicht die ganze Dividende, die USA ließen das Land immer wieder in prekären Situationen (u.a. Abspaltung Bangladesch 1971) wie eine heiße Kartoffel fallen.

Seit sich die USA und Indien annähern, vermindert sich Islamabads Einfluss in Washington, was auch am Abzug der USA aus Afghanistan abzulesen ist. Schwere innere Konflikte oder sogar einen Bürgerkrieg wird Washington auf jeden Fall vermeiden wollen, dies könnte ganz Südasien, Heimat von zwei Milliarden Menschen, destabilisieren.

Große Sorgen bereiten den USA das pakistanische Arsenal an Atomwaffen. Über Saudi Arabien wird versucht, Einfluss zu nehmen und auch Beijing steht man nicht gänzlich ablehnend gegenüber, da man sonst die Kostenlast selber tragen müsste.

Als ausgerechnet Imran Khan am 24. Februar 2022, dem Tag der russischen Invasion der Ukraine, im Kreml erschien und Wladimir Putin die Hand schüttelte, blieb man in Washington eher ungerührt, weil die Beziehungen zwischen Pakistan und Russland nie eng waren.

Als er aber fünf Wochen später, kurz vor seiner Enthebung, einen Zettel in die Kameras hielt und behauptete, er belege eine US-amerikanische Verschwörung, sank sein Kredit in Washington auf null.

Die Affäre kocht jetzt wieder hoch. Sollte er neben "Toshakhana" zusätzlich wegen "Lettergate" (was Hochverrat gleich käme) verurteilt werden, darf er auf US-amerikanische Hilfe nicht hoffen.