Pakistanische Hacker überschreiben amerikanische Webseite

Antwort auf die Ankündigung pro-amerikanischer Hacker, das arabische Internet lahm zu legen

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Es war vorherzusehen, dass nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon und dem Warten auf die angekündigten amerikanischen Vergeltungsschläge wie in den letzten Jahren üblich auch ein Schlagaustausch zwischen Hackern stattfinden würde, die in irgendeiner Form politisch motiviert sind oder zumindest vorgeben, dies zu sein. Nachdem eine internationale Gruppe von Hackern bereits einen Angriff gegen das arabische Internet angekündigt haben, schlugen jetzt schon länger bekannte Hacker aus Pakistan zurück.

Vom Cyberwar oder Infokrieg hat man bei solchen Aktionen, bei denen in der Regel aufgrund einer Sicherheitslücke eine Webseite überschrieben oder manchmal auch ein Rechner durch DoS-Angriffe lahm gelegt wird, schon immer gerne und leichtfertig gesprochen (Der World Cyber War I entpuppt sich als heiße Luft). Vielleicht waren das schon die ersten Anzeichen für den jetzt erklärten "Neuen Krieg", der nicht mehr zwischen den Armeen von Staaten um die Oberherrschaft über ein Territorium geführt wird, sondern zwischen staatlichen Akteuren und einzelnen, territorial weit verstreuten Gruppen mit möglicherweise nur wenigen Mitgliedern, die aber Koalitionen schließen und einander unterstützen können.

Nachdem bereits letzte Woche kurz nach dem Anschlag eine internationale Hackergruppe mit dem Namen Dispatchers erklärt hatte, dass sie die Informations- und Finanzinfrastruktur arabischer Staaten lahmlegen wollen und schon einmal in ihrem Namen die Website des iranischen Innenminsteriums, aber auch zwei Seiten eines Unternehmens - irrtümlich? - gehackt wurden, das auch Büros im WTC hatte (Ein neuer Wurm geht um), begann gestern ein schon länger für seine Massenhacks bekannter "Doctor Nuker" der pakistanischen Hackergruppe Pakistan Hackerz Club (PHC) mit Aktionen gegen amerikanische Seiten (Massenhacks von Websites).

Bislang trat Doctor Nuker bzw. GForce vornehmlich dadurch hervor, dass auf gehackten Webseiten auf die Situation der Muslims in Kaschmir hingewiesen wurde. Auch bei der im Oktober letzten Jahres begonnenen Intifada, die schnell zu Auseinandersetzungen im Internet führte (Intifada im Cyberspace) haben sie sich schon relativ früh mit eingeschaltet und neben einer ganzen Reihe von israelischen Seiten auch die Website des American Israel Public Affairs Committee gecrackt. Bis der Provider die Website des Doctor Nuker vom Netz nahmen, hatte dieser dort die entwendeten Daten, u.a. Kreditkartennummern, veröffentlicht.

Jetzt also wollte Doctor Nuker sich auch am schwelenden "Krieg" beteiligen und hat sich gestern mit der Website von World Trade Services schon einmal in Startposition gebracht. Im Unterschied zu den Attentätern vom letzten Dienstag brachte der pakistanische Hacktivist ebenso wie seine westlichen Opponenten ein Bekennerschreiben auf der gecrackten Seite an. Nuker gefällt sich in einer Verschwörungstheorie:

"Who Did This? Osama Bin Laden? Why, How? and again Why? Well may be the target is wrong. See, who achieved the maximum benefit out of this mess, Bin Laden? No!!, just USA and CIA. How? The picture is clear, just with one attack USA claims that it is UNDER ATTACK, further, the president announced that they will going to break any air boundary of any country to take revenge. And the demand list is already forwarded to Pakistan. ...

America is processing to CASH IT! FOR AMERICA, WTC COULD BE A LITTLE COST FOR A BIG TARGET "

Er habe nichts gegen die Amerikaner, wohl aber gegen die US-Regierung, die Israel und damit die Tötung von Palästinensern unterstütze: "The US government has just tasted what the Muslims are tasting for years! The strong and powerful should not oppress the weak. This is the price that american must pay for their own attitude. I pitty those who died but the americans have been harassing other countries and they do practice double standards...like in Iraq." Doctor Nuker meint allerdings trotzdem, dass der Islam solche Anschläge nicht rechtfertigen würde, verspricht aber "im Guten" gelegentlich wieder aufzutauchen und grüßt ansonsten neben Hackergruppen auch die Hamas, Hizbollah und Usama Ibn Ladin sowie alle Hacker, Cracker und Script Kiddies, die ihrer Tätigkeit "aus einem Grund" nachgehen.

Was die weitere Verfolgung der Hackerauseinandersetzugen angeht, die Webseiten überschreiben, so wird es nach dem Ende von Attrition und jetzt auch noch von Alldas.de schwierig, denn es gibt im Augenblick keine annährend so umfassenden Archive für Website-Defacements mehr (Alldas got fucked), wie dies auch noch beim Wettstreit zwischen chinesischen und pro-amerikanischen Hackern der Fall gewesen ist. Möglicherweise könnte dies aber auch zu einem Rückgang der Aktivitäten führen, die ja auch durch Aufmerksamkeit getragen werden.