Pentagon auf Einkaufstour

Militär und TV-Stationen buhlen um Satellitenkapazitäten

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Im Zeitalter der High-Tech-Kriege gewinnen Satelliten eine zentrale Bedeutung. Heute würde das Militär zehn Mal mehr Satellitenkapazität als noch im Golfkrieg 1991 nützen, berichtet die Washington Post. Während Pentagon-Verträge den Betreibergesellschaften gute Geschäfte bescheren, sehen Fernsehstationen ihre Felle davon schwimmen.

Das Bild wurde mit dem Ikonos-Satelliten von Space Imaging am 7. Oktober 2002 von Bagdad gemacht. Zu sehen sind der Sijood Präsidentenpalast und das Denkmal für den unbekannten Soldaten

Bereits mit dem Afghanistan-Krieg zeichnete sich der neue Trend ab (US-Verteidigungsministerium kauft Satellitenbilder von Afghanistan). "Afghanistan bewahrte einige Satelliten-Operators vor dem Bankrott", konstatiert Nathanael G. Chabert von der London Satellite Exchange. Im November 2002 brach dann im Vorfeld des Irak-Krieges der Run auf Satelliten-Kapazitäten erneut aus.

Obwohl das Pentagon gegenüber der Washington Post genaue Angaben zu den diversen Deals verweigerte, fand die amerikanische Zeitung doch einige Zahlen heraus. So wurde am 17. Januar erneut ein Vertrag zwischen Space Imaging Inc. und der US-Regierung über 120 Millionen abgeschlossen, um die Versorgung mit Satellitenbildern zu sichern. Die französische Eutelsat SA hätte bereits seit Herbst 2002 ebenfalls einen 100 Millionen Dollar Vertrag mit den Amerikanern in der Tasche. "Intelsat" verweigerte genaue Angaben, bestätigte allerdings, in den letzten Monaten eine Steigerung des "Regierungs- und Militär-Verkehrs" verzeichnet zu haben.

Wer sich gerne mit Militär-Gerät beschäftigt, wird kaum überrascht sein von den Begehrlichkeiten der US-Regierung. Schließlich sind die amerikanischen Waffenarsenale mit "intelligenten Waffen" vollgestopft. "Tomahawk", die Langstrecken-Marschflugkörper, beispielsweise wird über Satelliten und ein eigenes Radarsystem gesteuert, das das überflogene Gelände mit eingespeicherten Daten vergleicht und sich bei einer Geschwindigkeit von 880 Kilometern pro Stunde in 30 bis 90 Meter Flughöhe selbstständig den Weg zum Ziel sucht. "JASSM" heißt ein anderer per Satelliten gesteuerter Marschflugkörper, der von Flugzeugen aus gestartet wird. Und schließlich gibt es da noch die "Smart Bombs", die ebenfalls von Satellitensignalen abhängig sind.

Nicht zuletzt befördert die Kontrolle über Satelliten-Kapazitäten auch die Zerstörung der "feindlichen" Kommunikationssysteme. Während sich bei den Satellitenbetreibern Freude über die neuen Aufträge breit macht, kommen aus Medienkreisen kritische Töne. Denn ihre Berichterstattung aus den Krisenherden steht und fällt mit der Satellitenkommunikation. Nun steht die Befürchtung im Raum, dass die Satellitenbetreiber im Zweifelsfall zugunsten der amerikanischen Regierung agieren würden. Sharri Berg von Fox News zeigte sich gegenüber der Washington Post besorgt. "Inmarsat wird nicht genügend Kapaziät haben, um alle Anfragen zu handeln. Es gibt immerhin 600 Mitglieder dort, und alle nutzen dieselben Satellitentelefone." Während eine Inmarsat-Sprecherin betonte, dass man alle Kunden gleich behandeln würde, stellte Berg von Fox News fest: "Ich denke, Inmarsat spürt den Wunsch des Militärs."