Pläne für Cyber-Abwehrzentrum der EU: Millionengrab oder Zukunftsprojekt?

Blau leuchtendes Schild mit Schloss vor Schaltkreisen, schematische Darstellung

Bild: Alexander Supertramp/ Shutterstock.com

Die EU will ein neues Cyber Defence Center schaffen. Das Projekt soll zwölf Millionen Euro pro Jahr kosten. Doch hinter den Kulissen tobt ein Machtkampf.

Die Europäische Union plant die Schaffung eines neuen zentralen Cyber Defence Coordination Centers. In internen Beratungen haben EU-Sicherheitsexperten die Einrichtung einer solchen Zentralstelle vorgeschlagen, wie Telepolis aus diplomatischen Kreisen erfuhrt.

So soll eine bisher bestehende Lücke in der Koordination von Cyber-Verteidigungsoperationen geschlossen werden. Doch der Weg zur Umsetzung ist steinig.: EU-Diplomaten berichten von heftigen Debatten hinter verschlossenen Türen. Viele Mitgliedsstaaten befürchten offenbar eine weitere Machtkonzentration beim EU-Rat unter Ursula von der Leyen.

Die Idee, die hinter dem neuen EU Cyber Defence Coordination Center (EU CDCC) steckt, ist ebenso notwendig wie umstritten. Die EU hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte im Bereich der Cybersicherheit erzielt, dennoch bestehen weiterhin deutliche Lücken, insbesondere in der militärischen Cyber-Verteidigung.

Die Rolle des EU Cyber Defence Coordination Center

Diese Lücke soll das EU CDCC schließen, indem es als zentraler Knotenpunkt für militärische Cyber-Operationen fungiert und die Verbindung zu zivilen und Nato-Strukturen stärkt.

Ein Hauptanliegen der Mitglieder der EU ist der breite Umfang des Mandats des EU CDCC, das in seiner Endausbaustufe auch die Durchführung eigenständiger militärischer Cyber-Operationen umfassen soll.

Bedenken aus Niederlanden und Schweden

Wie EU-Diplomaten bestätigen, haben Länder wie Schweden und die Niederlande Bedenken hinsichtlich der möglichen Ausweitung der Kompetenzen des Zentrums geäußert. Diese Bedenken unterstreichen den schmalen Grat zwischen nationaler Souveränität und europäischer Zusammenarbeit.

Die Bundesregierung hat in den Beratungen ihr Interesse an einer koordinierten europäischen Cyber-Verteidigung deutlich gemacht. Nach Einschätzung beteiligter deutscher Diplomaten könnte die Bundesrepublik von einer zentralisierten Cyber-Verteidigungsstruktur profitieren, die sowohl die Sicherheit innerhalb Europas als auch die Fähigkeit zur schnellen Reaktion auf Bedrohungen verbessert.

Doch auch Deutschland muss die Balance zwischen europäischer Integration und nationaler Autonomie wahren.

Konzept in fünf Phasen

Das Konzept des EU CDCC ist in fünf Phasen unterteilt, wobei die erste Phase die Unterstützung von zivilen und militärischen Missionen in der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) vorsieht. Kritische Stimmen aus mehreren Mitgliedstaaten pochten hinter verschlossenen Türen auf die Notwendigkeit, klarere Mandate zu definieren und das Konzept transparent zu gestalten, um Überschneidungen innerhalb des komplexen "Cyber-Ökosystems" der EU zu vermeiden.

Die finanzielle Ausstattung des neuen Zentrums ist ein weiterer Diskussionspunkt. Mit einem geplanten Jahresbudget von zwölf Millionen Euro und gut zwei Dutzend festen Mitarbeitern steht das Projekt vor der Herausforderung, ausreichend Mittel zu sichern, um die ambitionierten Pläne zu realisieren. Hier könnten auch auf Deutschland zusätzliche finanzielle Verpflichtungen zukommen, sofern das Land weiterhin eine Führungsrolle in der europäischen Verteidigungspolitik einnehmen möchte.

Cybersicherheit: Resilienz erhöhen

Die Auswirkungen auf Deutschland und die EU sind erheblich. Ein erfolgreicher Aufbau des EU CDCC könnte die Cybersicherheit in Europa stärken und die Resilienz gegen Angriffe erhöhen. Zugleich könnte das Projekt als Modell für weitere Integrationsmaßnahmen in anderen sicherheitsrelevanten Bereichen dienen. Doch die Unklarheiten im Mandat und die finanziellen Unsicherheiten bergen das Risiko, dass das Projekt ins Stocken gerät oder an politischer Unterstützung verliert.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, ob die EU ihre ambitionierten Pläne umsetzen kann. Eine Lösung könnte darin bestehen, zunächst die Unterstützung von Missionen im Rahmen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) zu priorisieren und umstrittene Punkte wie die eigenständige Durchführung von Cyber-Operationen später zu klären. Dies könnte, so der Stand der Debatte im EU-Rat, den Weg für eine breitere Zustimmung innerhalb der EU ebnen und dem EU CDCC die notwendige Legitimität verschaffen.