Plötzlicher fliegender Wechsel in London

David Cameron will morgen abtreten und ernennt Theresa May zur neuen Premierministerin

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Jetzt ging alles ganz schnell. Die Tories verzichten auf eine Wahl für den Nachfolger von David Cameron, der nach der Brexit-Entscheidung zurückgetreten ist. Im Rennen waren nach dem Ausscheiden von drei Kandidaten, der Brexit-Befürworter und Cameron-Gegner Boris Johnson wollte lieber gar nicht antreten, nur noch die für harte Law-and-Order-Politik bekannte Innenministerin Theresa May und die Brexit-Befürworterin und Energie-Staatssekretärin Andrea Leadsom.

Heute stieg Leadsom in der Nachfolge von Johnson oder Farage auch lieber aus und überließ das Feld Theresa May. Sie habe ausreichende Unterstützung vermisst, erklärte sie. David Cameron begrüßte daraufhin den Rücktritt von Leadsom und die Abkürzung des Nominierungsprozesses. Die Partei hat nun nichts mehr mitzuschnabeln, eine demokratische Wahl der Kandidaten durch die Parteimitglieder fällt ohne Konkurrenten aus.

Cameron erklärte Theresa May zur neuen Premierministerin, die stark und kompetent sei und das Land führen könne. Morgen werde er der letzten Kabinettssitzung vorstehen, dann dem Parlament Rede und Antwort geben und schließlich seinen Rücktritt im Galopp bei der Queen einreichen, so dass am Mittwochabend bereits Therea May im Amt sein wird.

May, die nicht zum Brexit-Lager gehörte, erklärte gestern kategorisch, dass es mit ihr kein zweites Referendum gebe und dass sie den Austritt Großbritanniens bewerkstelligen werde: "Brexit bedeutet Brexit. Und wir werden daraus einen Erfolg machen." Der Druck aus der EU wird nun wachsen, dass May möglichst schnell den Artikel 50-Antrag zum Austritt einreicht. Davor, so wurde schon klar gemacht, werde es keine Verhandlungen geben, was man aber mit Vorsicht genießen sollte. Froh dürfte man auch sein, dass nun die Verhandlungen mit einer erfahrenen Politikerin geführt werden können, die als Innenministerin langjährige Erfahrungen mit der EU gesammelt hat.