Pop aus dem Eis

Seite 2: Alte POP-Sünden

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DDT galt eines als das Wundermittel der Insektenbekämpfung, bis sich - gegen den üblichen heftigen Widerstand wirtschaftlicher Interessen - endlich die Einsicht durchsetzte, dass seine Nachteile, die Schädigung von Mensch und Natur, die Vorteile weit überwiegt. 2004 wurde es mit einer Gruppe andere Chemikalien in einer internationalen Konvention verboten. Allesamt sind diese Gifte dafür bekannt, Krebs und Missbildungen auslösen zu können.

Einer der Gründe, sich mit diesen Chemikalien viele jahrelang auf höchster Ebene abzumühen, war die Tatsache, dass Stoffe wie DDT, PCB, Chlordan, Dioxine und Furane - teils Pestizide, teils industrielle Abfallprodukte - sehr langlebig sind, weshalb sie sich um den ganzen Erdball verteilen und später in den Nahrungsketten anreichern können. Auf Englisch ist die Rede von persistent organic pollutants, weshalb diese Verbindungen in der Fachwelt auch unter dem Sammelbegriff POP bekannt sind.

Diese POPs wurden unter anderem bereits im Fettgewebe arktischer Robben und von Eisbären nachgewiesen, und eine unbekannte Menge wurde im nicht mehr ganz so ewigen Eis auf dem nördlichen Ozean eingefroren. Eben das veranlasst einige Wissenschaftler nun zu Warnungen.

Das Meereis ist nämlich seit Jahren auf dem Rückzug. Sowohl die sommerlichen Minima in der Bedeckung werden kleiner, einst ganzjährig verschlossene Seewege brechen auf (Eisschwund im Rekordtempo), auch die Gesamtmenge des Meereises nimmt von Jahr zu Jahr ab. Das verbleibende Eis, das den Sommer überlebt, wird also zunehmend dünner.

Und je mehr altes Eis schmilzt, desto mehr der giftigen POPs werden freigesetzt. Kanadische und norwegische Wissenschaftler haben sich die Messungen der Chemikalien in der Luft an der Zeppelin-Station auf Spitzbergen und der Station Alert im äußersten Norden Kanadas angeschaut. Konkret haben sie die Daten aus den Jahren 1993 bis 2000 analysiert und von diesen den zu erwartenden Effekt des Rückgangs der Emissionen abgezogen.

Heraus kam, dass sowohl die Eisschmelze wie auch die Erwärmung des Meerwassers im arktischen Ozean die giftigen Verbindungen mobilisiert, sodass sie in die Nahrungskette gelangen können. Die Konzentration der PCBs in der Luft habe zum Beispiel an den beiden Stationen seit 2004 zugenommen. Unklar ist noch, mit welchen Mengen neuer alter Gifte künftig zu rechnen ist. Das wird Gegenstand weitere Forschung sein.