Realzinsen im Minus: Sparen lohnt sich kaum noch

(Bild: NikOStudio / Shutterstock.com)
Die Zinsen für Tages- und Festgeld fallen weiter, während die Inflation anzieht. Für Sparer bedeutet das Realzinsen im Minus. Besserung ist vorerst nicht in Sicht.
Die Deutschen lassen ihr Geld noch viel zu oft auf ihrem Konto versauern. Aber wie sich jetzt zeigt, haben Sparer derzeit keinen leichten Stand. Die Zinsen befinden sich auf Talfahrt, und eine Trendumkehr ist bisher nicht zu erkennen.
Wie sich die Zinsen entwickeln, hat jetzt das Vergleichsportal Verivox ausgewertet. Das Ergebnis: Die durchschnittlichen Zinsen für zweijährige Festgelder sind auf 2,24 Prozent gefallen – der tiefste Stand seit zwei Jahren. Auch die Tagesgeldzinsen sind in die Knie gegangen und liegen im Mittel bei nur noch 1,56 Prozent.
Inflation frisst Zinsertrag auf
Parallel dazu hat die Inflation spürbar angezogen. Im Ergebnis sind die Realzinsen, also die Zinsen nach Abzug der Inflation, erstmals seit einem Jahr wieder ins Minus gerutscht. Konkret lag der Realzins für zweijährige Festgelder zuletzt bei minus 0,36 Prozent.
Das bedeutet: Wer sein Geld zur Bank bringt, verliert unter dem Strich an Kaufkraft. Die Zinsen reichen nicht aus, um die Geldentwertung auszugleichen. Sparen lohnt sich unter diesen Umständen kaum noch.
EZB senkt Leitzinsen erneut
Grund für die Zinsmisere ist die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Um die schwächelnde Konjunktur im Euroraum zu stützen, hat sie die Leitzinsen erneut gesenkt – zum fünften Mal seit Sommer 2024. Der Einlagensatz, zu dem Banken Geld bei der Notenbank parken können, fiel um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent.
Für Bankkunden hat das direkte Folgen: Bekommen die Institute weniger Zinsen für ihre Einlagen bei der EZB, geben sie diesen Rückgang in Form niedrigerer Tages- und Festgeldzinsen an ihre Kunden weiter.
Weitere Zinssenkungen erwartet
Volkswirte rechnen fest damit, dass die EZB die Zinsen weiter senken wird. Bis zum Sommer könnte der Einlagensatz auf 2,0 Prozent fallen, erwarten Experten. Denn die Konjunktur im Euroraum schwächelt, Handelskonflikte mit den USA drohen zusätzlich zu belasten.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hält sich alle Optionen offen. Auf die Frage nach weiteren Zinssenkungen sagte sie laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) nach der letzten Sitzung des EZB-Rates: "Wir haben noch keine Diskussion über den Punkt geführt, an dem wir aufhören müssen."
Besserung für Sparer nicht in Sicht
Für Sparer sind das keine guten Aussichten. Solange die EZB an ihrem Kurs festhält, dürften die Zinsen unter Druck bleiben. Auch wenn die Inflation im Jahresverlauf wie erwartet sinken sollte, ist eine schnelle Wende am Zinsmarkt unwahrscheinlich.
Immerhin: Wer Geld für eine Immobilie benötigt, kann von der Lage profitieren. Denn mit den Leitzinsen sinken tendenziell auch die Kreditzinsen. Hausbauer bekommen Darlehen also günstiger. Jedoch schmelzen die Ersparnisse weiter dahin – ein Dilemma für alle, die auf Sicherheit setzen und ihr Geld traditionell zur Bank bringen.