Robert Lewandowski statt Sowjetgeneral: Polen im Bilder- und Namenssturm
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Mit einem "Propagandaverbot" für den Kommunismus soll Polen von unerwünschten Erinnerungen gesäubert werden
Die Kommunen in Polen hatten bis vergangenen Samstag Zeit - dann mussten alle Namen auf Straßen und Plätzen sowie von Institutionen entfernt sein, wenn sie mit dem Kommunismus, beziehungsweise mit der Volksrepublik Polen zu deutlich verbunden sind.
Rechtliche Grundlage ist das "Propagandaverbot von Kommunismus oder anderen totalitären Richtungen". Das Gesetz wurde von der nationalkonservativen Regierung letztes Jahr eingeführt. Mit ihrem "Wandel zum Guten" will die allein regierende Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) die Gesellschaft tiefgreifend verändern. Die Veränderungen in diesem konkreten Fall sind aufwändig, da die Betroffenen die Adressen in ihren Ausweisen und ihre Bankdaten ändern lassen müssen.
Um Geld zu sparen, werden kommunistische Größen in Warschau auf Antrag der Opposition mit Namensvettern ersetzt. So wird Jozef Ciszewski, ein polnischstämmiger Funktionär im Obersten Rat für Volkswirtschaft in Moskau, durch Jan Ciszewski ersetzt, einen verstorbenen Sportjournalisten. Falls kein gleichnamiger Ersatz gefunden wurde, wird teils zu heute populären Polen gegriffen. So soll der Bayern-München-Star Robert Lewandowski in einer schlesischen Kleinstadt einen kommunistischen General beerben. Ansonsten greift die PiS gerne zu Persönlichkeiten aus polnisch-patriotischen Schlachten sowie zu Geistlichen.
Als treibende Kraft gilt das "Institut für Nationales Gedenken" (IPN), eine Art Gauck-Behörde, jedoch mit staatsanwaltlichen Vollmachten ausgestattet. In den Gemeinden werden die Namensveränderungen teils autoritär ohne Mitsprache, beziehungsweise gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt, wie sich Regionalzeitungen beschweren.
Einige Gemeinden wollen an lokalen Mitgliedern der "Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei" (PZPR) festhalten, da sie sich für das Wohl der Stadt engagiert hatten. In Warschau protestierte ein kleines Grüppchen gegen die Beseitigung der Dabrowszczakow-Straße, die sich auf eine polnische Brigade im Spanischen Bürgerkrieg bezieht.
Der Kampf mit dem heute unerwünschten Erbe beschäftigt das Land seit der Wende 1989. Die PiS wurde als Partei im Jahre 2001 von Jaroslaw und Lech Kaczynski mit dem Versprechen gegründet, gegen die postkommunistischen Seilschaften in der Geschäftswelt vorzugehen und mit ehemaligen Funktionären der Volksrepublik abzurechnen. Aber auch die liberale Bürgerplattform beschloss in ihrer Regierungszeit, 2009 schärferen Strafen für die "Verbreitung totalitärer Ideologien" einzuführen, so dass schon das Tragen eines Che-Guevara-T-Shirts theoretisch als Straftat gilt.