Russland treibt Bau neuer Verkehrskorridore zwischen Asien und Europa voran
Russland wendet sich ökonomisch nach Asien. Mit neuen Transportwegen sollen neue Märkte besser erschlossen werden. Wieso Russland international gestärkt wird.
In den vergangenen zwei Jahren haben westliche Staaten viel Mühe darauf verwendet, Russland international zu isolieren. Auf wirtschaftlichem Gebiet zeigte sich dieses Unterfangen schwieriger als zuvor angenommen. Die Regierung in Moskau orientierte sich seitdem stärker nach Asien und dieser Impuls könnte sich für Russland auszahlen.
Strategische Neuausrichtung Russlands: Die Asien-Europa-Korridore
Die Regierung in Moskau plant einem Bericht von Bloomberg zufolge den Bau von zwei neuen Verkehrskorridoren zwischen Asien und Europa. Sollte diese Projekte erfolgreich umgesetzt werden, könnte Russland nicht nur die westlichen Sanktionen erfolgreich kontern, sondern könnte sogar in den Mittelpunkt des internationalen Handels rücken.
Geplant sind Schifffahrts- und Eisenbahnnetze über den Iran und eine arktische Seepassage, die Russland und Europa mit den asiatischen Großmächten China und Indien verbinden würden. Im Vergleich mit dem Transport über den Suezkanal würde dies die Transitzeiten um 30 bis 50 Prozent verkürzen. Auch Sicherheitsprobleme, etwa wie im Roten Meer, könnten gebannt werden.
Der Westen zögert: Mögliche Auswirkungen der Isolation
Die USA und die EU-Länder halten sich noch von diesem Projekt fern, obwohl es deutliche Kosteneinsparungen mit sich bringen würde. Wie lang sie aber ihren Widerstand dagegen aufrechterhalten können, ist fraglich. Große Volkswirtschaften in Asien und der Golfstaaten haben Interesse bekundet. Sollten die Korridore eingerichtet werden, würde der ökonomische Druck auf die westlichen Staaten steigen.
Infrastrukturelle und logistische Hürden im Projekt
Trotz des enormen Potenzials der neuen Verkehrswege gibt es noch erhebliche Hürden zu überwinden. Die veraltete iranische Infrastruktur gehört dazu, welche die Entwicklung des internationalen Nord-Süd-Transportkorridors behindert.
Zudem bleiben entlang der abgelegenen russischen Küste große logistische Herausforderungen bestehen, selbst wenn das Eis in der Arktis durch den Klimawandel schmilzt und die Nördliche Seeroute (NSR) zu einer praktikableren Option wird.
Lesen Sie auch
Trumps 24-Stunden-Versprechen: Warum der schnelle Ukraine-Deal eine Illusion ist
Drei Prozent fürs Militär: Der (unverhältnismäßig) teure Kampf der Nato
Russlands Öl-Trick: Wie Indien dem Westen ein Schnippchen schlägt
Moskau: Ukraine tötet russischen Elite-General
Syrien: Russland – ein Verlierer mit Verhandlungsspielraum
Investitionen und technologische Entwicklungen für die Routen
Russland will über 25 Milliarden US-Dollar in den Ausbau beider Transportwege investieren. Dazu gehört auch eine Flotte von Eisbrechern, die in Russland hergestellt werden. Und entlang der Route soll eine Reihe von Drohnenstützpunkten errichtet werden, über die die NSR überwacht werden kann.
Die ersten Schritte zum Ausbau der Route über den Iran hat der Kreml bereits unternommen. Im vergangenen Mai gewährte Russland dem Iran ein Darlehen in Höhe von 1,4 Milliarden US-Dollar. Diese Mittel sollen genutzt werden, um eine wichtige fehlende Eisenbahnverbindung zu bauen.
Diese erstreckt sich über eine Länge von rund 162 Kilometer, und sie soll die Stadt Rasht an der Küste des Kaspischen Meeres mit Astara an der Grenze zu Aserbaidschan verbinden. Ist die Bahnverbindung fertiggestellt, wird sie Frachtlieferungen von St. Petersburg nach Bandar Abbas, dem wichtigsten Exporthafen Irans am Persischen Golf, ermöglichen.
Potenzielle globale Verschiebungen im Handel durch neue Korridore
Die neuen Verkehrskorridore könnten erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Handel haben. Sie könnten die globalen Verkehrsströme erheblich diversifizieren und Russland in den Mittelpunkt eines Großteils des internationalen Handels rücken. Dies könnte insbesondere dann der Fall sein, wenn andere Routen aufgrund von Konflikten oder Sanktionen unterbrochen werden.
Prognosen: Das erwartete Wachstum der Nord-Süd-Route
Die Eurasische Entwicklungsbank geht dem Bericht zufolge davon aus, dass der Warenverkehr über die Nord-Süd-Route in den kommenden Jahren deutlich steigen wird. Die Transportkapazität könnte bis 2030 um 85 Prozent steigen und dann 35 Millionen Tonnen pro Jahr betragen.
Die geopolitischen Herausforderungen und die Sanktionen gegen Russland wegen der Invasion in der Ukraine können das Interesse an den neuen Verkehrskorridoren nicht bremsen. Der Hafenbetreiber DP World aus den Vereinigten Arabischen Emiraten etwa hat im Oktober eine Vereinbarung mit dem staatlichen russischen Kernkraftwerksbetreiber Rosatom unterzeichnet, um die Containerschifffahrt auf der Strecke zwischen Wladiwostok und Murmansk auszubauen.