"Scharia ist die schlimmste Form des Rassismus und der Geschlechterungerechtigkeit"

Seite 2: "Mohammed und seine Funktion als Gesetzgeber stehen im Widerspruch zu unseren Werten und der Demokratie"

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Welches Verhältnis hat nach Ihrer Meinung der Islam zu Menschenrechten und Demokratie?

Sabatina James: Das klassische islamische Recht befürwortet die Todesstrafe für Kritiker des Islam und die Hinrichtung von Abtrünnigen und Ehebrechern. Die Zeugenaussage einer Frau vor Gericht gilt halb so viel wir die Aussage eines Mannes. Frauen dürfen zu ihrer Züchtigung geschlagen werden. Menschen, die den Islam verlassen, müssen mit dem Tod rechnen. Ihnen können die Kinder entzogen werden, da nach dem islamischen Recht muslimische Kinder nicht von einem Nichtmuslim erzogen werden dürfen. Ihre Ehe wird zwangsgeschieden, sie verlieren ihren Rechtsstatus und werden oft von ihrer Familie und der Gesellschaft ausgestoßen. Das habe ich als Ex- Muslimin am eigenen Leib erfahren.

Juden und Christen gelten im Islam nicht als gleichwertig. Sie sind Bürger zweiter Klasse. Ihre Häuser dürfen nie höher gebaut werden als die der Muslime, sie müssen durch ihre Kleidung in der Öffentlichkeit erkennbar sein und dürfen durch ihre Religion keine muslimischen Gefühle verletzen. Bis heute gibt aus der etablierten islamischen Theologie keine Absage an diese Menschenrechtsverletzungen, da diese Interpretation den Lehren Mohammeds und des Frühislams entspricht. Demokratie und Freiheitsrechte entstehen nicht zufällig. Sie brauchen weltanschauliche Begründungen mit denen sich die Mehrheit einer Gesellschaft identifizieren kann.

Solange die etablierte Theologie die Scharia und das Vorbild Mohammeds weiterhin als Wegweiser für unser Zeitalter lehrt, wird es schwierig bleiben, Entwicklungen in Bereichen der Menschenrechte in islamischen Ländern zu sehen. Mohammed und seine Funktion als Gesetzgeber stehen im Widerspruch zu unseren Werten und der Demokratie.

sabatina James. Foto: Knaur

Ist der Islam anfällig für patriarchalische Strukturen und Werte - und wenn ja, warum?

Sabatina James: Eine Studie des Pew Research Center belegt: Neunzig Prozent der 1,5 Milliarden Muslime weltweit sind davon überzeugt, dass eine Ehefrau immer ihrem Ehemann gehorsam sein muss. Ich finde das alarmierend. In patriarchalischen oder fundamentalistischen islamischen Gruppierungen gilt die Frau als das Eigentum des Mannes. Von ihrem Verhalten hängt das Ansehen der Familie, die sogenannte Ehre ab. Die Frau muss sich nach den Regeln des Islam oder des Clans, dem sie angehört, verhalten. Ansonsten verliert die Familie ihr Gesicht vor der Gemeinschaft. Das Individuum und seine Interessen spielen dabei keine große Rolle.

"Die Zwangsheirat wird zur Reglementierung der Sexualität der Mädchen benutzt"

Wie steht es um Frauen aus Migrantenmilieus, die in Deutschland aufgewachsen sind?

Sabatina James: Diese Frauen haben aber oft eine starke Sehnsucht nach Freiheit. Sie wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Die Angst der Familie vor einem möglichen "Ehrverlust" ist dann groß. Viele wollen nicht, dass die weiblichen Familienmitglieder zu westlich werden oder einen Freund haben. Sie glauben an einen Zusammenhang zwischen ihrer Ehre und der Jungfräulichkeit ihrer Töchter. So benutzen sie die zum Beispiel die Zwangsheirat zur Reglementierung der Sexualität ihrer Mädchen. Damit sollen junge Frauen wieder auf die "rechte" Bahn gebracht und durch die Kontrolle des Ehemanns sollen sie vor dem freizügigen westlichen Lebensstil geschützt werden. Erfüllen sie diese Erwartungen nicht, werden Disziplinierungsmaßnahmen eingeleitet. Gewalt und psychischer Druck sind oft die ersten Mittel zur "Züchtigung". In extremen Fällen werden die Opfer sogar im Namen der "Ehre" hingerichtet.

Wie weit sind denn Zwangsehen hierzulande in den islamischen Gemeinschaften verbreitet?

Sabatina James: Frauen aus religiösen Migrantenfamilien sind die häufigsten Opfer einer Ehe wider Willen. Und fast immer sind es Musliminnen. Das belegt eine Studie, die das Familienministerium im November 2011 veröffentlichte. Demnach wurden allein im Jahr 2008 ganze 3443 Fälle von Zwangsheiraten registriert.

Wie viele es genau sind, weiß niemand - denn die Dunkelziffer ist viel höher. Meistens schweigen die Opfer aus Scham oder aus Unwissenheit über ihre Rechte. Fast ein Drittel der Betroffenen in Deutschland ist 17 Jahre oder jünger. Rund 40 Prozent sind zwischen 18 und 21 Jahren alt. Etwa 83 Prozent dieser Mädchen und Frauen stammen aus muslimischen Elternhäusern. Fast die Hälfte der Betroffenen besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit, gut ein Drittel ist in Deutschland geboren.

Gibt es mit dem Ehrenmord vergleichbare Verbrechen auch bei Deutschen, die aber anders ("häusliche Gewalt" et cetera) benannt werden?

Sabatina James: Es gibt große Unterschiede zwischen der häuslichen Gewalt und der Gewalt im Namen der Ehre. Ein Deutscher, der seine Frau oder seine Kinder schlägt, weiß, dass er etwas moralisch Verwerfliches tut. Auch die Gesellschaft in der er lebt, verurteilt häusliche Gewalt als ein Verbrechen. Moralisch und gesellschaftlich wird Gewalt an Frauen in der westlichen Kultur abgelehnt. Die Opfer erfahren Hilfe. Die Täter werden bestraft.

Das ist in islamischen Gesellschaften leider anders. Wenn dort eine Frau geschlagen wird, sucht man die Schuld beim Opfer, ganz nach dem Motto: Wäre sie gehorsam, würde er nicht schlagen.

Weder der Täter noch die Gesellschaft sieht es als moralisch verwerflich an, wenn ein Vater seine Tochter misshandelt, weil sie keine Jungfrau mehr ist oder einen Freund hat. Das Opfer erfährt innerhalb der islamisch-patriarchalischen Gesellschaft keine Hilfe. Die Täter werden nicht zur Rechenschaft gezogen.

Sie schreiben, dass mehrere muslimische Familienclans in deutschen Großstädten eine hohe Affinität zur organisierten Kriminalität aufweisen würden. Was hat diese Ausrichtung mit Religion zu tun?

Sabatina James: Allein in Berlin hatten 2009 etwa achtzig Prozent der 550 polizeibekannten Intensivtäter einen muslimischen Migrationshintergrund. Die Familienclans halten sich nicht an die deutsche Rechtsordnung sondern folgen ihren eigenen Gesetzen. Viele von denen mischen alte archaische Stammesregeln ihrer Herkunftskultur in einer gefährlichen Weise mit Religion. Sie haben keinen Respekt vor dem deutschen Recht und interpretieren den Koran, wie sie wollen.

Hier müssen die Islamverbände ihr Versagen eingestehen. Sie sehen zu, wie ihre Glaubenbrüder islamische Paralleljustiz durch sogenannte Friedensrichter betreiben, ohne diese zu thematisieren. Durch kriminelle Familienclans und durch deren Stammesjustiz machen wir unser Land politisch instabil.

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