See und Netz aus Tälern auf dem Saturnmond Titan entdeckt

Damit gibt es im Sonnensystem neben der Erde noch einen weiteren nassen Himmelskörper

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Der blaue Planet Erde ist nicht der einzige feuchte Himmelskörper in unserem Sonnensystem. Wie ein internationales Wissenschaftlerteam, dem auch deutsche Forscher angehören, nach Auswertung von Daten des Spektrometers VIMS (Visual and Infrared Mapping Spectrometer) der Sonde Cassini nun entdeckt hat, gibt es auf dem Saturnmond Titan mindestens einen großen See. Die Wissenschaftler berichten über ihre Entdeckung in der Zeitschrift Nature.

Der aus flüssigem Ethan bestehende See in der Nähe des Nordpols. Bild: Nasa/JPL/Space Science Institute

Damit wurde erstmals bestätigt, dass es auf der Oberfläche des Titan in der Nähe des Südpols zwar kein Wasser, aber große Mengen an organischen Flüssigkeiten gibt. Der See besteht aus flüssigem Ethan und Methan, vermischt mit anderen Kohlewasserstoffen. Entdeckt wurde auch, dass es auf dem Mond regnet und sich aus den Niederschlägen Flüsse bilden, die sich tief in die eisige Oberfläche des Mondes eingraben und in den See münden, berichtet Prof. Dr. Ralf Jaumann vom Institut für Planetenforschung der DLR.

Zwar hatte man bereits vor kurzem zahlreiche dunkle Flecken auf der Oberfläche gesehen und vermutet, dass es sich um Seen handelt, aber bislang nicht nachweisen können, ob es sich tatsächlich um Flüssigkeiten handelt. Der jetzt entdeckte See wurde Ontario Lacus genannt. Umgeben von einem dunklen Strand ist der See schwarz. Die Wissenschaftler schließen die Anwesenheit von Wassereis, Kohlendioxid und Ammonium im See aus.

So könnte nach einer "künstlerischen" Darstellung der See aussehen. Bild: Nasa/JPL

Ursprünglich hatte man angenommen, dass auf dem Mond auch ein Ozean und womöglich auch Leben existieren könne. Die Atmosphäre des Titan besteht zu etwa 95 Prozent aus Stickstoff sowie Methan und Ethan. Das gleicht etwa der Zusammensetzung der irdischen Atmosphäre vor 3-4 Milliarden Jahren. Unter der Eiskruste könnte es auch Wasser geben (Der verborgene Ozean des Titan). Doch was den Ozean betrifft, konnte auch nach 40 Vorbeiflügen ein solcher nicht entdeckt werden. Mit dem Radar von Cassini konnten allerdings noch zahlreiche Flächen entdeckt werden, die vermutlich Seen sein dürften.

Aufnahmen der Landesonde Huygens der Europäischen Weltraumorganisation ESA vom 14. Januar 2005 (Mission to Titan), auf denen die Wissenschaftler ein eng verzweigtes Netz von Tälern entdeckten, die in ein flaches, tiefer liegende zusammenhängendes Gebiet münden. Bild: Esa/Nasa/JPL/University of Arizona

In einer zweiten Studie unter der Leitung von Ralf Jaumann wird von einem weit verzweigten Tälersystem berichtet, das durch Erosion entstanden sein muss. "Inzwischen haben wir auch an zahlreichen anderen Stellen auf dem Titan mit dem Spektrometer und dem Radar-Instrument derartige Talsysteme entdeckt", berichtet Jaumann. "Unsere Auswertungen zeigen, dass in diesen Tälern zumindest zeitweise erhebliche Mengen an Flüssigkeiten geflossen sein müssen." Die flüssigen Kohlenwasserstoffe können entweder aus der Atmosphäre herunterregnen oder von Vulkanen aus dem Mondinneren stammen. Nach Jaumann ist aber wahrscheinlicher, dass die Flüssigkeiten, die die Täler eingegraben haben, aus Niederschlägen stammen.