Sind Internetcafes Spielhallen?

In Kalifornien werden stärkere Regelungen gefordert, nachdem ein Counterstrike-Wettkampf von Jugendlichen mit wirklichen Waffen vor einem Internetcafe weitergeführt wurde

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In Kalifornien verlangen Politiker schärfere Regelungen für Internetcafes, in denen realistische Killerspiele wie Counterstrike gespielt werden können. Anlass ist ein Vorfall, bei dem nach einem Spiel am Abend der virtuelle Kampf in einen realen außerhalb der Kneipe weiterging. Dabei wurde ein Jugendlicher nach einem Schusswechsel in einem Bein getroffen, ein anderer hatte eine Kopfverletzung durch einen Schlag mit einem Stuhl erlitten.

Das Internetcafe NetStreet hatte für einen Counterstrike-Wettkampf, wie die LA Times berichtet, einen Preis von 300 US-Dollar ausgesetzt. Ob der anschließende Kampf auf der Straße tatsächlich etwas mit dem Spielen von Counterstrike zu tun hat, ist offenbar keineswegs klar. Während die Polizei sagt, dass der Streit unabhängig davon stattfand und wahrscheinlich die Folge eines Konflikts zwischen Gangs ist, sieht der Stadtrat Dennis Zine von Los Angeles hier zumindest einen guten Anlass, um sich durch die Forderung nach strengeren Regelungen für Internetcafes zu profilieren: "Wir haben für junge Menschen Einschränkungen für Alkohol und Zigaretten. Und hier sind junge Menschen, die sich an einem Ort treffen und Gewalt beinhaltende Videospiele ohne jede Vorsorge für ihre Sicherheit spielen."

In Internetcafes können online Spielkämpfe mit anderen mit einer PC-Ausstattung ausgetragen werden, die Kinder und Jugendliche Zuhause nicht haben. Natürlich ist es auch interessant, gemeinsam an einem Ort miteinander gegen einen Gegner oder gegeneinander zu spielen. Offenbar werden Internetcafes daher auch in Kalifornien als Treffpunkt von Jugendlichen immer attraktiver. Was aber auch Probleme mit sich bringt. So sind im Orange County im letzten Jahr bereits zwei Jugendliche im Zusammenhang mit Internetcafes getötet worden. Einige Counties haben bereits Regelungen eingeführt, nicht aber Los Angeles, obgleich es bei Spielhallen mit Spielekonsolen, den Vorläufern der Internetcafes, auch hier eine Altersbeschränkung gibt.

Zine hatte bereits im letzten Sommer derartige Auflagen gefordert, nachdem ein 19-Jähriger beim Nachhausekommen vom NetStreet Internetcafe erschossen worden ist. Zine hat allerdings keine detaillierten Vorschläge und kann sich alles vorstellen, angefangen von Sicherheitskräften bis hin zu einer Sperrstunde für Jugendliche. Beim NetStreet Internetcafe müssen die Kunden sich bereits mit Namen und Adresse registrieren, gibt es Sicherheitskameras oder ein Verbot für Minderjährige, während der Schulzeit oder nach 22 Uhr die Computer zu benutzen. Der Besitzer des Internetcafes will sich zwar nicht gegen Regelungen sträuben, fürchtet aber, dass Internetcafes einseitig behandelt werden könnten: "Was ist mit dem Schnapsladen, dem Geschäft an der Ecke oder dem Park? Wenn Jugendliche in einem öffentlichen Park verletzt werden, werden sie ihn dann auch schließen wollen?"

Offenbar betrachten manche Anwohner diese Internetcafes als Unruheherde und würden es lieber sehen, wenn sie wieder aus ihrem Viertel verschwinden, und haben nach dem Vorfall Plakate mit den Aufschriften "Move out now!" und "Get out of our lives" angebracht. Ein Zeuge hatte beschrieben, wie eine Gruppe von Jungen einen anderen Jugendlichen mit Schüssen auf einem Parkplatz gejagt hatten: "Es war wie in einem Wildwestfilm."

In Berlin entschied das Oberverwaltungsgericht erst im letzten Dezember, dass zum Betreiben eines Internetcafes eine Spielhallen-Genehmigung erforderlich ist, auch wenn diese nicht vorwiegend zum Spielen genutzt werden. Das Gericht bestätigte damit die Schließung einiger Internetcafes, in denen Kinder und Jugendliche Spiele wie Counterstrike gespielt hatten. In Spanien findet ebenfalls eine Auseinandersetzung darüber statt, ob zum Schutz von Minderjährigen Internetcafes als Spielhallen eingestuft werden sollen (Sind Internetcafes Spielhallen?). In Griechenland sollten im letzten Sommer gar Computerspiele im öffentlichen Raum und damit auch in Intercafes prinzipiell verboten werden (Griechenland verbietet Computerspiele). Allerdings sah ein Gericht darin einen Verstoß gegen die Verfassung und sprach zwei Betreiber von Internetcafes frei, die sich über das Verbot hinweggesetzt hatten. Zwar wurde das Gesetz erst einmal zurückgezogen, es soll aber in einer veränderten Form wieder eingeführt werden. Mit dem Schutz von Jugendlichen und Kindern werden auch in China neue Einschränkungen für das Betreiben von Internetcafes begründet (Gegen Cybersex und Gewaltspiele).