Slowakei: Mordanschlag auf Premierminister Robert Fico

Der slowakische Premierminister Robert Fico bei einer Rede.

(Bild: Jdrw25 / Shutterstock.com)

Regierungschef in kritischen Zustand. Behandlung in Traumazentrum dauert an. Hintergründe der Tat unklar, Attentäter in Haft.

Der slowakische Premierminister Robert Fico ist am heutigen Mittwochnachmittag bei einem Attentat mehrfach angeschossen worden und befindet sich in einem lebensbedrohlichen Zustand im Krankenhaus. Das wurde auf Ficos offizieller Facebook-Seite bekannt gegeben.

Angriff nach Regierungstreffen

Das Attentat ereignete sich nach einer außerhalb des Regierungssitzes abgehaltenen Sitzung in Handlova. Fico wurde zunächst in ein örtliches Krankenhaus gebracht und dann per Hubschrauber in ein großes Traumazentrum in Banska Bystrica transportiert, etwa 30 Kilometer entfernt. Filmmaterial vom Tatort zeigt, wie der verletzte Premierminister von mehreren seiner Mitarbeiter in ein Fahrzeug gehievt wird, das sofort nach seiner Aufnahme vom Tatort wegfährt.

Der mutmaßliche Schütze wurde am Tatort von Strafverfolgungsbeamten festgenommen, berichtet die slowakische staatliche Nachrichtenagentur TASR.

Fico in kritischem Zustand

In der offiziellen Erklärung hieß es, der Premierminister sei nach Banska Bystrica und nicht in die Hauptstadt Bratislava gebracht worden, weil "ein akuter Eingriff" notwendig gewesen sei. Handlova liegt etwa zwei Autostunden von der Hauptstadt Bratislava entfernt.

Die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová verurteilte das, was sie als "brutalen und rücksichtslosen" Angriff auf den 59-jährigen Politiker bezeichnete. "Ich bin schockiert. Ich wünsche Roberto Fico in diesem kritischen Moment alle Kraft, um sich von dem Angriff zu erholen", schrieb Čaputová auf Facebook.

Fico mit abweichender Meinung zu Ukraine

Fico gewann im Oktober letzten Jahres eine dritte Amtszeit als slowakischer Premierminister, nachdem er im Wahlkampf die westliche Unterstützung für die Ukraine kritisiert hatte. Fico hatte ein sofortiges Ende der slowakischen militärischen Unterstützung für die Ukraine versprochen und versprochen, die NATO-Ambitionen der Ukraine zu blockieren, was die standhafte Unterstützung der Slowakei für die Ukraine in Frage stellen würde.

Vor der Wahl machte Fico keinen Hehl aus seiner Bereitschaft, Kontakte mit dem Kreml aufrechtzuuerhalten und beschuldigte "ukrainische Nazis und Faschisten", Wladimir Putin zu der Invasion provoziert zu haben. Westliche Medien und Politiker warfen ihm vor, das Narrativ des Kremls zu unterstützen.

Guter Kontakt zu Orbán in Ungarn

Während seiner Oppositionszeit wurde Fico zu einem engen Verbündeten des ungarischen Premierministers Viktor Orban, insbesondere wenn es um Kritik an der Europäischen Union ging.

Fico war zuvor mehr als ein Jahrzehnt lang Ministerpräsident der Slowakei, zunächst von 2006 bis 2010 und dann erneut von 2012 bis 2018. Nach wochenlangen Massenprotesten wegen des Mordes an dem Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová musste er im März 2018 zurücktreten. Kuciak hatte über Korruption in der Elite des Landes berichtet, darunter auch über Personen, die direkt mit Fico und seiner Partei SMER verbunden sind.

EU-Vertreter verurteilen Anschlag

Die europäischen Staats- und Regierungschefs verurteilten den Anschlag sofort. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, tweetete: "Ich verurteile den abscheulichen Angriff auf Premierminister Robert Fico aufs Schärfste. Derartige Gewalttaten haben in unserer Gesellschaft keinen Platz und untergraben die Demokratie, unser höchstes gemeinsames Gut. Meine Gedanken sind bei Premierminister Fico und seiner Familie."

Und der ungarische Ministerpräsident Orban fügte hinzu: "Ich war zutiefst schockiert über den abscheulichen Angriff auf meinen Freund, Ministerpräsident Robert Fico. Wir beten für seine Gesundheit und schnelle Genesung! Gott segne ihn und sein Land!"