Spahn: "Wir müssen wissen, was in den Moscheen passiert"

Seite 2: Harter Tobak und Unstimmigkeiten

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Alle diese Aussagen sind harter Tobak, sie bestätigten Befürchtungen. Allerdings, wie sollte es anders sein, gibt es Vorwürfe an die Adresse Schreibers, wonach er nicht so präzise gearbeitet habe, wie er vorgibt. Zu lesen sind sie auf der Facebook-Seite des Vereins der für die Dar-as-Salam-Moschee in Berlin-Neukölln zuständig ist (sie wurde oben im zweiten Zitat erwähnt). Der Verein NBS e.V. erwägt laut seinem Posting gerichtliche Schritte. Man wirft Schreiber Unterstellungen vor:

Den Gipfel der konstruierten Beschuldigungen bildete jedoch der von Constantin Schreiber in einer vermeintlich kritischen Frage versteckte Vorwurf, die liberalen Predigten seien für das Fernsehen inszeniert. Auf den Hinweis unserer Pressesprecherin, dies sei ein tendenziöser Satz, gibt Herr Schreiber bekannt, selbst bei einer anderen Gelegenheit in der Neuköllner Begegnungsstätte eine 'konservativere' Predigt gehört zu haben. In einem Artikel des Tagesspiegel wird Herr Schreiber mit folgenden Worten zitiert: "(...)da war die Predigt das Gegenteil von integrativ und rief die Gläubigen auf, sich vom Leben in Deutschland abzugrenzen (...)".

Sowohl die Predigt des Gastredners als auch die Predigt, die jemand im Auftrag von Herrn Schreiber "inkognito" und gegen das Einverständnis der NBS in ihren Vereinsräumen aufnehmen ließ, liegen der Neuköllner Begegnungsstätte im Original sowie übersetzt vor und wurden geprüft. Alle Vorwürfe sind haltlos und dadurch als klare Verleumdungen zu identifizieren, weshalb wir nun den Rechtsweg einschlagen.

NBS.ev -Dar Assalam

Der Verein betont, dass die Dar Assalam Moschee eine deutschsprachige Moschee sei, dass der Großteil der Projekte auf Deutsch stattfinde und die Neuköllner Begegnungsstätte "hervorragende Arbeit im Bereich Integration, Radikalisierungsprävention, Jugendarbeit und Dialog der Religionen" leiste.

An dieser Stelle kann weder die Erfahrung Schreibers noch die Reaktion des Vereins, der für die Dar-as-Salam-Moschee zuständig ist, auf den Wahrheitsgehalt überprüft werden. Dass es gewisse Unstimmigkeiten in der Darstellung Schreibers gab, darauf verweist der Nachsatz zum verlinkten Facebook-Eintrag des Vereins. Dort heißt es:

Inzwischen können wir vermelden, dass uns eine schriftliche Entschuldigung von Seiten Herr Schreibers und der Redaktion zu der unzulänglichen Übersetzung vorliegt und der Beitrag von den Kanälen der ARD entfernt wurde. Fraglich bleibt jedoch ob eine angemessene öffentliche Klarstellung erfolgt.

NBS.ev -Dar Assalam

Daraus lassen sich ein paar Schlüsse ziehen. Der erste ist, dass die Diskussion über Predigen in Moscheen über holprige Pfade führt. Die Glaubwürdigkeit des Journalisten ist mit diesem Einwand natürlich nicht vom Tisch, aber es stellt sich die Frage, ob die konkreten Vorwürfe in den Einzelfällen immer so stimmen, wie sie plakativ in diesem Artikel hier und in vielen anderen wiedergegeben werden.

Fakt ist, dass sie wunde und nicht zu akzeptierende Punkte ansprechen. Unklar ist, wie sehr Vorgefasstes bei der Wahrnehmung mithineinspielt, was dann in der Mediendarstellung noch verstärkt wird. Allerdings ist dem Einspruch des Vereins auch hinzuzufügen, dass schon früher Vorwürfe wegen "extremistischer Predigen" in der Moschee in Neukölln laut wurden.

Gesetzliche Regelungen, die Imame zum Gebrauch der deutschen Sprache verpflichten, sind ein Schritt zu mehr Transparenz, aber nicht der wichtigste.