Spekulation um Testzündung: Wie nah ist der Iran wirklich an der Atombombe?
Die CIA sieht keine Anzeichen für iranischen Atombombenbau. Teheran könnte aber schnell Material produzieren. Wie nah ist der Iran an der Bombe?
Lesen Sie hier unsere erste Meldung zum Thema:
Ayatollah am Abzug: Hat der Iran gerade eine Atombombe getestet?
Vor wenigen Tagen kursierten im Internet, vorwiegend in sozialen Netzwerken, Spekulationen über einen möglichen Atomwaffentest des Irans. Auslöser waren seismische Erschütterungen, die in einer Region des Landes worden waren. Nun haben Experten der These eines Waffentests widersprochen. Offenbar handelte es sich doch um ein natürliches Erdbebenereignis.
Die Erschütterungen der Stärke 4,5 waren in der iranischen Provinz Semnan verzeichnet worden, wie auch Telepolis berichtete. Unmittelbar danach entbrannten Spekulationen in den sozialen Netzwerken, ob es sich dabei um einen unterirdischen Atomtest des Iran gehandelt haben könnte.
Jetzt hat sich der Direktor des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, zu dem Fall geäußert. Seiner Auffassung nach gibt es keine Hinweise darauf, dass der Iran den Bau einer Atombombe wirklich entschlossen angeht.
Bei einer Sicherheitskonferenz in Sea Island, Georgia, erklärte Burns am Montag zudem, dass die USA und ihre Verbündeten einen solchen Schritt wahrscheinlich schnell entdecken würden, sollte der Iran ihn unternehmen.
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Israels Überlegungen zu Vergeltungsschlägen gegen den Iran nach dem jüngsten iranischen Raketenbeschuss richteten sich auch auf mögliche Angriffe auf Atomanlagen, um Teherans Weg zu Atomwaffen abzuschneiden.
Burns betonte jedoch, dass der iranische Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei seine Entscheidung von 2003, das Atomwaffenprogramm auszusetzen, bisher nicht revidiert habe.
Iran näher an waffenfähigem Spaltmaterial
Gleichzeitig warnte der CIA-Chef, dass der Iran sein Atomprogramm vorangetrieben und Uran fast auf Waffengrad angereichert habe. Dadurch könnte das Land schneller als bisher genügend spaltbares Material für eine Atombombe produzieren. Die Vorwarnzeit für die internationale Gemeinschaft würde sich verkürzen.
Seit dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen von 2015 im Jahr 2018 habe der Iran die Limits für sein Atomprogramm stetig überschritten und Inspektionen behindert. Mit dem Deal hätte es über ein Jahr gedauert, bis der Iran eine Bombe hätte bauen können. Jetzt sei es nur noch etwa eine Woche, so Burns.
USA beobachten Irans Atomprogramm genau
Dennoch sieht die CIA derzeit keine Anzeichen, dass der Iran den Bau einer Atomwaffe beschlossen hat. Man beobachte dies aber sehr genau, betonte Burns. Die USA seien zuversichtlich, zusammen mit Verbündeten relativ früh Hinweise auf eine solche Entscheidung zu entdecken. Allerdings habe sich das Zeitfenster dafür gefährlich verkürzt. [Quelle: Burns zur US-Überwachung von Irans Atomprogramm]
Taktische Erfolge Israels gegen iranische Stellvertreter
Mit Blick auf den Konflikt zwischen Israel und proiranischen Milizen wie der Hisbollah im Libanon und der Hamas im Gazastreifen sprach Burns von bedeutenden taktischen Erfolgen Israels gegen diese Gruppen.
Nun gehe es darum, dies mit kluger Diplomatie zu verbinden, um die Kämpfe zu beenden. Es bleibe aber die Gefahr einer weiteren Eskalation in der Region, auch wenn weder Israel noch der Iran einen Krieg wollten.
Der CIA-Direktor lobte zudem Israels Abwehr der jüngsten iranischen Raketenangriffe. Dies habe Grenzen der iranischen Militärfähigkeiten offenbart, die aber weiterhin ernstzunehmen seien. Abschließend warb Burns für die Social-Media-Kampagne der CIA, mit der unzufriedene Russen als potenzielle Informanten angesprochen werden sollen. Diese zeige bereits Ergebnisse und verärgere die russischen Geheimdienste, so Burns.
Fachorganisation CTBTO tritt Spekulationen entgegen
Indes hat die Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) hat erklärt, dass die Daten des jüngsten seismischen Ereignisses im Iran mit früheren Erdbeben auf iranischem Territorium übereinstimmen. Dies teilte Russlands Ständiger Vertreter bei den internationalen Organisationen in Wien, Michail Uljanow, auf Telegram mit.
"Im Kontext der seismischen Ereignisse im Iran am 5. Oktober gab es Spekulationen, dass diese wahrscheinlich durch Nukleartests verursacht wurden", schrieb Uljanow. "Die CTBTO analysierte die Signale von 25 Stationen und kam zu dem Schluss, dass die aufgezeichneten Wellenformen mit früheren Erdbeben im Iran übereinstimmen."
Das Epizentrum der gemessenen Erschütterungen lag demnach in einer Tiefe von zehn Kilometern.