Streit um Deep Linking verschärft sich

EBay blockiert Zugriffe von AuctionWatch-Servern

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Der Konflikt über Deep Linking zwischen der Auktionswebsite Ebay und AuctionWatch, einer Website, die wie eine Metasuchmaschine die Angebote von unterschiedlichen Auktionswebsites auflistet, hat sich verschärft. Nachdem Ebay zunächst AuctionWatch aufgefordert hatte, keine Links auf einzelne Angebote ohne Erlaubnis oder Lizenzierung mehr zu setzen, und mit einer Klage drohte, hat das Unternehmen seit Donnerstag den Zugang zur Website von sieben AuctionWatch-Servern blockiert. Das erinnert an den unlängst ausgefochtenen Streit zwischen Microsoft und AOL um Instant Messaging.

Dan Neary von AuctionWatch bezeichnet diese Aktion als gegen den Konsumenten gerichtet. Sie würde überdies die Grundlage des Internet gefährden: "Unsere Suchmaschine unterscheidet sich nicht von anderen Suchmaschinen wie beispielsweise Yahoo." Jetzt überlegt man bei AuctionWatch, Ebay zu verklagen. Man will Kunden raten, andere Auktionsdienste als EBay zu benutzen, und nach Möglichkeiten suchen, die Blockierung zu unterlaufen. So ließe sich etwa die Herkunft der Abfragen durch ein Programm von der Internetadresse der AuctionWatch-Server auf die Adressen der Kunden verändern, die eine Suche ausführen. Ein Blockade wäre damit unmöglich.

EBay wehrt sich gegen "deep links", weil dadurch der Kunde direkt auf ein einzelnes Angebot zugreifen kann, ohne über die Eingangsseite gehen und andere Inhalte der Website durchlaufen zu müssen. Durch die Auflistung von EBay-Angeboten mit anderen könne überdies der Markennamen lädiert werden. Und EBay will ganz allgemein nicht, dass jemand von seinen Inhalten profitiert: "Wir wollen nicht, dass Menschen zu EBay kommen und ohne weiteres unsere Informationen benutzen. Jedes Mal, wenn man das Eigentum von EBay betritt, ist es so, als würde man ein Geschäft ohne Erlaubnis betreten." Die Wunschvorstellung also ist, mit dem Verbot von "deep links" die Internetnutzer dazu zu zwingen, stets über die Eingangsseite zu kommen. Dadurch würden in der Tat, wie AuctionWatch zurecht kritisiert, die Suchmaschinen weitgehend ihre Funktion und das Web einen guten Teil seiner Funktionalität verlieren, die gerade aus den Links resultiert. Sollte EBay in einem etwaigen Prozess gegen AuctionWatch gewinnen, sofern es dabei nicht nur um einen unmittelbaren Konkurrenten geht, dann würde das Web bald noch mehr der wirklichen Welt gleichen: die "Gebäude" wären nicht mehr transparent und von allen Seiten zu betreten, sondern würden sich abschließen und nur noch den Zugang durch eine Türe erlauben.

Im Streit liegen auch Ticketmaster und Tickets über "deep links". Vor kurzem hat Charles Conn, CEO von CitySearch bei Ticketmaster, ein "Manifest" veröffentlicht (Deep Linking), in dem er die wesentliche Eigenschaft des Web zwar in dessen Offenheit sieht, wozu auch die Möglichkeit des Verlinkens gehöre, aber einschränkend meint, dass dann, wenn das Setzen von Links "extensiv und über die Navigationsseiten" hinaus gehe, es am besten wäre, wenn dies in Absprache geschehe und vertragliche Bedingungen gewahrt würden: "Wir glauben, dass die glaubwürdigsten Websites dieser Praxis aus Höflichkeit und gutem Geschäftsverhalten heraus folgen." Das Problem sei die systematische Verlinkung durch direkte Konkurrenten aus kommerziellen Interessen. Firmen hätten "viel Geld und Zeit in den Aufbau des Inhalts auf Websites investiert, mit Zulieferern und Partner Beziehungen geknüpft, Kunden und Werbung angezogen, Waren ausgewählt etc., um in eine Beziehung mit den Benutzer zu treten." Wenn man die Inhalte eines anderen Anbieters mitbenutzt, den Inhalt mit Suchrobotern auflistet und dann Deep Links setzt, dann sei dies "ganz einfach" unfair, weil man sein Geschäft auf dem Rücken eines anderen aufbaue.