Der Preis der Macht: Wie Politik-Kontakte Unternehmen reich machen
![Ein Blick auf den Plenarsaal des Bundestags während einer Debatte](https://heise.cloudimg.io/width/700/q75.png-lossy-75.webp-lossy-75.foil1/_www-heise-de_/imgs/18/4/7/8/9/9/2/5/shutterstock_2374416137-4712e9432458d148.jpeg)
(Bild: Juergen Nowak / Shutterstock.com)
Firmen mit guten Kontakten in die Politik sind mehr wert. Forscher analysierten dafür über 16.000 chinesische Unternehmen. Doch was bedeutet das für eine Demokratie?
Lobbyismus ist ein umstrittenes Thema, besonders wenn Vertreter von Verbänden und Unternehmen mit Politikern hinter verschlossenen Türen sprechen. Es entsteht der Eindruck, dass finanzstarke Gruppen auf diese Weise ihre Interessen durchsetzen, ohne dass Wähler befragt oder andere Interessengruppen angehört werden.
Was mit Blick auf Demokratie und Legitimität bestimmter politischer Entscheidungen kritisch gesehen werden kann, ist aus Sicht von Unternehmen durchaus lukrativ. Und das scheint unabhängig vom politischen System zu gelten, wie eine aktuelle Studie der Universität Portsmouth zeigt.
Die britischen Wissenschaftler haben die Daten von über 16.000 chinesischen Firmen ausgewertet. Dabei haben sie festgestellt: Unternehmen, deren Vorstände enge Kontakte zu hochrangigen Politikern pflegen, werden an der Börse deutlich höher bewertet.
Politische Vernetzung steigert Marktwert
Die Studie, die im British Journal of Management veröffentlicht wurde, zeigt: Sitzt ein politisch gut vernetzter Manager im Vorstand, schätzen Investoren die Barreserven der Firma als wertvoller ein. Vor allem Verbindungen in die obersten Etagen der Regierung machen den Unterschied. Dagegen bringen Kontakte zu niederen Chargen kaum einen Vorteil.
Die Forscher erklären diesen Effekt damit, dass politische Beziehungen den Zugang zu Ressourcen und lukrativen Investitionsmöglichkeiten erleichtern. "Unsere Ergebnisse zeigen, wie Vorstände mit großem politischen Einfluss Firmen dabei helfen, wichtige Investitionen zu sichern und Bargeld effizient zu verwalten", sagt Studienleiter Professor Jia Liu, Direktor des Centre for Innovative and Sustainable Finance (CISF) der Universität Portsmouth.
Kritik am Lobbyismus
Auch in Deutschland scheint sich die Nähe zu Politikern und eine entsprechende Lobbyarbeit für Unternehmen zu lohnen. In den vergangenen 20 bis 30 Jahren sei der Einfluss von Konzernen auf die Politik erheblich gewachsen, erklärte 2018 der Gründer der Organisation Foodwatch, Thilo Bode.
Das Bild, das Bode damals im Deutschlandfunk zeichnete, deutet auf eine Regression der Demokratie hin.
Die Politik – so ist meine These – greift immer weniger ein, weil die Konzerne zunehmend mehr Erpressungspotential haben. Sie kaufen sich ja auch Politiker nach ihrer Amtszeit, die als Berater bei den Konzernen tätig werden. Sie beeinflussen Stiftungen, sie kaufen Lehrstühle, sie finanzieren Universitäten – alles in ihrem Sinne. Und das schafft ein großes Ungleichgewicht und die Demokratie wird dadurch entwertet.
Politische Strategie gehört zum Geschäft
Von solch einer Kritik sind die Forscher allerdings weit entfernt. Sie empfehlen den Vorständen von Unternehmen sogar, ihre Manager nicht nur nach fachlicher Expertise zu bewerten, sondern auch nach ihren Verbindungen zur Politik. Denn je besser hochrangige politische Beziehungen genutzt werden könnten, desto mehr könnte der Wert des Unternehmens gesteigert werden.
Den Regierungen und Aufsichtsbehörden empfehlen sie dagegen, sicherzustellen, dass die Verbindungen zwischen Politik und Wirtschaft nicht einseitig zur Profitmaximierung genutzt werden. Vielmehr sollten sie genutzt werden, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Politischer Einfluss kann als treibende Kraft für das Gute genutzt werden, um die Wirtschaft anzukurbeln und starke Geschäftsmodelle zu erhalten. Aber das empfindliche Gleichgewicht zwischen Wirtschaft und Regierung wird oft missbraucht, und es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um Korruption zu reduzieren und Transparenz zu fördern.
Jia Liu
Angesichts der Erfahrungen mit Lobbyismus bleibt allerdings die Frage bestehen, ob demokratisch gewählte Politiker nicht an der kürzeren Seite des Hebels stehen. Denn nicht selten öffnet sich schließlich durch die Politkarriere auch die Tür zu lukrativeren Jobs bei Konzernen, die aber verschlossen bleiben könnten, wenn keine konzernfreundlichen Entscheidungen getroffen wurden.