Suche nach ET-Signalen mit dem eigenen PC beginnt

Auch ohne Erfolg ist es das bislang größte Projekt des verteilten Rechnens

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Morgen startet der wohl bislang größte Versuch des verteilten Rechnens für die Suche nach möglichen Signalen extraterrestrischer Intelligenz. Bislang haben sich für das auf zwei Jahre angelegte Projekt SETI@home über 400000 Menschen angemeldet, die ihren PC zur Verfügung stellen wollen, um die vom Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico gesammelten Daten während der Zeit zu durchsuchen, in der der Computer nicht benutzt wird (siehe auch Aliens für alle).

Die dafür notwendige Software für die Betriebssysteme Unix, Windows und Mac kann man, wenn man über einen RAM von mindestens 32 MB verfügt und der Server nicht wie in den letzten Tagen ausgelastet ist, kostenlos von der Website herunterladen und installieren. Wer über einen Proxy mit dem Internet verbunden ist, wird vermutlich auf Schwierigkeiten stoßen und sich keinen Account einrichten können. Es steht zu hoffen, daß dieser Bug bald beseitigt wird. Aus Sicherheitsgründen wurde der Quellcode allerdings nicht zugänglich gemacht. Wenn das Projekt anläuft, werden über das Internet Datenpakete in der Größe von 0,25 Mb zugeschickt, die dann auch offline vom PC in den Ruhezeiten analysiert und bei Beendigung, sobald man wieder online ist, an SETI@home zurückgeschickt werden. Zwar kann bei Unix das SETI-Programm auch im Hintergrund laufen, doch normalerweise wird ein Bildschirmschoner installiert, der einige der Berechnungen darstellt, die der Computer gerade ausführt. Angeblich ist für Sicherheit während des Sendens und Empfangens der Daten gesorgt.

SETI@home wird zwar auch vom SETI Institut unterstützt, aber am Space Science Laboratory in Berkeley ausgeführt, an dem bereits seit 1979 mit den SERENDIP-Projekten begonnen wurde. Wenn eine halbe Millionen Menschen, so der wissenschaftliche Leiter Dan Werthimer, sich an dem Projekt beteiligen, könnten die vom Radioteleskop gesammelten Daten im Laufe von zwei Jahren durchsucht werden. Um die Menschen anzustacheln, zeigt die Website Statistiken nicht nur über die geleistete Arbeit, sondern aufgeführt werden auch fleißigsten Mitarbeiter. Das ist bereits in der auf 10000 Betatester beschränkten ersten Phase der Fall gewesen. Wer bei seinem Datenpaket auf ein mögliches ET-Signal stoßen sollte, bei dem nach einer Überprüfung natürliche oder von Menschen verursachte Quellen ausgeschlossen werden können, wird, wenn er dies wünscht, als ein Mitentdecker genannt werden. Die wirkliche Entzifferung freilich würde dann von Linguisten oder Mathematikern durchgeführt werden.

Die Chancen allerdings sind vermutlich insgesamt gering. Bislang wurde bei allen Suchprojekten noch kein Signal entdeckt, das eindeutig als Kommunikation von einer außerirdischen Intelligenz identifiziert werden konnte. Das bekanntes Signal, das einige Hoffnungen erregte, war 1977 das sogenannte Wow!-Signal, das vom Radioteleskop der Ohio State University empfangen und von Jerry Ehrmann entdeckt wurde.

Ein anderes kommerzielles Projekt beschreitet daher den umgekehrten Weg. Am 24. Mai wird Encounter 2001 eine Botschaft ins Weltall senden. Wer für den im Jahr 2001 vorgesehenen Abschuß einer in den Weltraum reisenden Rakete Texte, kurze Audiodateien oder auch Haare, deren DNA analysiert wird, für 30 Dollar mitschicken will und sich bereits dafür registriert hat, dessen Name wird auch dem "kosmischen Gruß" beigefügt werden, um so wenigstens bei möglichen ETs Aufmerksamkeit zu erregen und in die Geschichte einzugehen. Angeblich haben sich an dem Unternehmen bereits 50000 Menschen beteiligt.

Bislang wurde eine solche Botschaft an die Außerirdischen erst einmal im Jahr 1974 vom National Astronomy and Inosphere Center in Arecibo ausgeschickt. Die drei Minuten lange Botschaft, die mit 30000 Millionen Watt in Richtung des Kugelsternhaufens Hercules ausgesendet wurde, enthielt Informationen über die Erde und die Menschen, die von Wissenschaftlern erstellt wurden. Ganz erzürnt verweist man darauf, daß eine internationale Organisation - gemeint ist SETI Australia - den Vorschlag gemacht habe, Botschaften von einzelnen Menschen an ETs auszuschließen. Bei "Encounter 2001" hält man an der Redefreiheit fest, die eben auch die direkte Kommunikation mit Außerirdischen einschließe. Und die beste Weise, dieses Recht zu schützen, bestehe darin, es auszuüben - natürlich mit Encounter 2001.

Wer sich näher dafür interessiert, wie und wann in der Geschichte die Phantasie von außerirdischen intelligenten Lebewesen aufgetreten ist, wie sich intelligentes Leben definieren lassen könnte, welche Wahrscheinlichkeit für die Existenz solchen Lebens es irgendwo im Weltraum gibt und ob interstellare Reisen möglich und vielleicht auch notwendig sind, dem sei das Buch "Zivilisationen im All. Sind wir allein im Universum?" des Astronauten und Physikers Ulrich Walter empfohlen. Ausführlich geht er auch auf SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) ein, geht er davon aus, daß es sehr unwahrscheinlich sei, jemals ein ETI-Signal von anderen Galaxien zu erhalten. Aber auch wenn es eine ETI-Zivilisation in unserer Galaxis geben sollte, sei die Chance, Signale von ihnen zu empfangen, äußerst gering: "Sehen wir den Realitäten ins Auge. Wir werden wahrscheinlich über direkte Funkwellen nie von der Existenz von ETIs erfahren, selbst wenn es sie irgendwo da draußen geben sollte!"

Ulrich Walter: Zivilisationen im All. Spektrum Verlag, Heidelberg, Berlin 1999, 304 Seiten, DM 78.-.