Syrien: Russland und die Kurden

Seite 2: Kooperation zwischen Russland und den USA möglich?

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In verschiedenen Presseverlautbarungen hat Obama verkündet, dass er zwar die Einmischung Russlands aus verschiedenen Gründen (Stärkung des Assad-Regimes, Schwächung der Anti-IS-Koalition) für falsch hält, aber den Russen nicht in die Quere kommen will.

De facto sieht es aber in Nordsyrien so aus, als ob es eine unter dem Tisch vereinbarte roadmap zwischen den USA und Russland gebe: Während Russland die IS/Al-Nusra kontrollierten Gebiete bei Dar Izza südlich von Afrin mit Luftschlägen attackierte, was für die YPG/YPJ aus Afrin Möglichkeiten eröffnet, Gebietsgewinne Richtung Kobane zu machen, flog die USA Angriffe auf die letzte Islamisten-Bastion im Norden mit direkter Verbindung zur Türkei, Jarabulus, wo die YPG/YPJ mit den verbündeten FSA-Einheiten von Kobane Richtung Afrin vordringen.

Bild YPG/YPJ

Diese Offensive wurde von Rojava vor kurzem angekündigt. Man kann also davon ausgehen, dass es längst koordinierte Pläne mit der Anti-IS-Koalition, Russland und Rojava gab, jenseits des machtpolitischem Geplänkels der jeweiligen Regierungen.

Sollte es gelingen, eine Verbindung zwischen Afrin und Kobane herzustellen, wäre der Norden Syriens komplett unter der Kontrolle von der Selbstverwaltung von Rojava, d.h. unter der Kontrolle eines Modellprojektes, welches demokratische Strukturen in einem zentralistischem Vielvölkerstaat zu etablieren versucht.

Dies würde wiederum das syrische Zentralregime unter Druck setzen, Rojava anzuerkennen, hätte es ein ernsthaftes Interesse daran, den Krieg in Syrien zu beenden. An dieser Stelle bekommt Russland eine besondere Rolle im Machtpoker: Gelingt es Putin, Assad und seinen alawitischen Clan zu überzeugen, mit einer Übergangsregierung den Abgang friedlich zu organisieren und sich am Aufbau eines demokratischen, konföderalen Syrien zu beteiligen, hätte er mal wieder die heißen Kartoffeln aus dem Feuer geholt - vorausgesetzt, das wäre im Interesse Russlands, was wünschenswert wäre.

Aber über die geopolitischen Interessen Russlands und der USA lässt sich gegenwärtig nur spekulieren. Auch Salih Muslim äußert sich diesbezüglich besorgt: In dem türkischsprachigen Internetportal BestaNuce spricht er in einem Interview von der Verunsicherung der Kurden, ob Russland nicht nur im Blick habe, das Assad-Regime zu stützen und die Kurden von Rojava lediglich nur ein Spielball seien.