Technische Fehler, kein böser Gegner

Die New Yorker Börse musste schließen, Probleme gab es auch bei United Airlines und dem Wall Street Journal

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Es ist kein schwarzer Freitag, sondern ein gewöhnlicher Mittwoch, an dem irgendwelche Internetprobleme in den USA zusammen kommen. Aufgrund von "technischen Fehlern" verabschiedete sich die Börse New York Stock Exchange (NYSE) für vier Stunden. United Airlines meldete Netzwerkprobleme, aufgrund derer eine Stunde lang keine Flugzeuge mehr starten konnten. Und auch die Website des Wall Street Journal verabschiedete sich vorübergehend aus technischen Gründen. Gawker sah sah noch mehr Probleme und Anlass zur "Panik".

Man könnte schnell an Hackerangriffe denken. Beginnt gar ein Cyberwar? Nichts weist darauf hin, dass die Ursache Angriffe von wem auch immer sein könnte. Aber deutlich wird, dass die Abhängigkeit vieler Unternehmen und Institutionen vom Internet immer größer wird.

Offenbar geht man bei Heimatschutzministerium davon aus, dass eine solche Häufung von Internetproblemen in der Öffentlichkeit auf einen Angriff zurückgeführt wird. Tatsächlich dominieren immer wieder Meldungen, dass kriminelle Hacker, aber auch staatliche Akteure etwa aus Russland, China oder Iran Angriffe ausgeführt hätten. Der NSA macht nämliches schließlich auch. Als es zu einem Angriff auf Sony kam, wurde schon mal von Cyberwar gesprochen, die US-Regierung verwies auf Nordkorea, dort krachte in der Folge das Internet vorübergehend zusammen, möglichweise eine Racheaktion der USA?

Unklar war, wie das Pentagon sich verhalten soll. Bislang war die öffentlich bekundete Strategie, dass auf Cyberangriffe auch militärisch geantwortet kann, angedroht wurde selbst ein nuklearer Schlag. Eine solche vage Abschreckung, die man auch nicht umsetzen kann, zumal kaum zweifelsfrei bewiesen werden kann, wer für einigermaßen gut ausgeführte Angriffe wirklich verantwortlich ist, ist kontraproduktiv. Das stellte man im Pentagon nach dem Sony-Angriff fest und erstellte eine Cyberstrategie, die ein wenig klarer und abgestufter formuliert ist (Pentagon-Strategie für den Cyberwar).

Unternehmen sollen ihre Netzwerke und Systeme normalerweise selbst vor Angriffen schützen. Das Heimatschutzministerium soll Angriffe entdecken und der Privatwirtschaft bei der Verteidigung helfen. Nur bei schweren Angriffen, wenn Menschenleben bedroht sind, schwere Schäden für Eigentum, negative Folgen für die US-Außenpolitik oder für die Wirtschaft des Landes entstehen, will das Militär eingreifen. Es gebe aber keine allgemeine Regeln, die Entscheidungen, militärisch zu reagieren, würden einzeln, von Fall zu Fall, vom US-Präsidenten und seinem Sicherheitsstab getroffen werden. Prinzipiell werde man erst alle anderen Mittel der Verteidigung der Netzwerke und Strafverfolgungsoptionen ausschöpfen, bevor man zuschlägt. Man könne auch auf diplomatischen Weg oder mit Wirtschaftssanktionen reagieren.

Jetzt aber hat man es nicht nur mit einem Gegner zu tun, den man nicht zurückverfolgen kann, es könnten auch einfach Probleme der Infrastruktur sein. Oder man hätte es lieber so. Jedenfalls versucht man im Heimatschutzministerium abzuwiegeln. Minister Jeh Johnson erklärte, dass die Störungen der Börse und der Fluggesellschaft (system mal functions) nicht das "Ergebnis eines bösartigen Akteurs" seien. Für ihn und die Regierung sei Cybersicherheit ein primäres Thema. Auf jeden Fall rauschten die Börsenwerte einiger Internetsicherheitsfirmen nach oben.