Trumps Politik: Militär; Sicherheit und Mauerbau

Bild: DoD

Der Haushaltsentwurf offenbart die ideologische Kurzsichtigkeit, die die Fehler der Bush-Präsidentschaft wiederholt

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Donald Trump will Mehr mit Weniger machen, schrieb er zur Bekanntgabe seines Haushaltsentwurfs. Weniger betrifft allerdings nicht, was Amerika stark machen soll: das Militär und der Heimatschutz, inklusive Mauer und Abschiebung. Dagegen will der Präsident das Budget des Außenministeriums und der Behörde für Internationale Zusammenarbeit, der Umweltbehörde, des Bildungs-, Arbeits-, Gesundheits- und Wirtschaftsministeriums zusammenstreichen.

Klima- und Umweltpolitik werden ebenso beerdigt wie ein Kahlschlag von 19 Behörden und Institutionen stattfinden soll, darunter der sowieso kümmerliche öffentliche Rundfunk und symptomatisch auch das offenbar unnötige US Institute of Peace, das 2012 ein Budget von 39 Millionen US-Dollar hat. Der Immobilienmogul denkt groß, da sind Entwicklungshilfe, Bibliotheken oder Kulturförderungen Nebensache. Die Institutionen waren freilich auch schon auf der Abschussliste von republikanischen Abgeordneten, denen Trump damit entgegenkommen oder die er beeindrucken will. Vollständig gestrichen wird auch das Programm für Wohnungsbau und Stadtentwicklung, das Trump als Immobilienmann wahrscheinlich ein Dorn im Auge ist.

Mit 52 Milliarden will Trump das Militär auf 574 Milliarden US-Dollar aufstocken, ein Zehntel mehr als das bisherige Budget. Dazu kommen noch 74 Milliarden für Auslandseinsätze. Mehr Soldaten also, ein größeres Waffenarsenal, inklusive der Modernisierung der Atomwaffen, die dafür zuständige National Nuclear Security Administration erhält 13 Prozent mehr Geld. Verteidigung und Sicherheit - 4,5 Milliarden mehr für das Heimatschutzministerium, davon 2,7 Milliarden für den Bau der Mauer und die Sicherung der Grenze - werden aufgebläht, der Rest soll effizienter und sparsamer arbeiten.

Trump also der Kämpfer gegen die Verschwendung von Steuergeldern, die dann ausgerechnet in den Verteidigungshaushalt gesteckt werden, wo wie in anderen Ländern Geld durch Korruption und Misswirtschaft massenhaft in zweifelhaften Rüstungsprojekten versenkt wird. Betont wird noch einmal die Aufgabe der Deregulation, womit "der Präsident Wirtschaft meint", selbstverständlich für die nicht nur in Schulz-Deutschland, sondern auch in Trump-Amerika lebenden "hart arbeitenden und vergessenen Männer und Frauen". Die Reform der Ministerien und Behörden soll dann allerdings zentral aus dem Weißen Haus heraus erfolgen.

Das Militär soll "größer, leistungsstärker und tödlicher" werden. Angekündigt wird eine neue Strategie der Nationalen Verteidigung, die auch für den Cyberspace eine "amerikanische Überlegenheit" anvisiert. Obgleich die Welt gefährlicher geworden sei, sei das Militär geschrumpft. Das will der Haushaltsentwurf beenden und wichtige Investitionen befördern, also ein Konjunkturprogramm für die Rüstungsindustrie. Die zieht auch gleich wieder ins Pentagon ein, da Trump Patrick Shanahan vom Boeing-Konzern zum stellvertretenden Verteidigungsminister ernennen will, der dann Bob Work, einen Ex-Leutnant der Marine Corps, ersetzen soll. Wenn Shanahan vom Kongress akzeptiert würde, dürfte er allerdings keine Geschäfte mit Boeing tätigen - zumindest offen.

Der stellvertretende Verteidigungsminister ist keineswegs unbedeutend, er hat im wesentlichen den Griff auf das Geld und soll das Militär im Sinne Trumps umbauen, was auch heißt, eng mit den Rüstungskonzernen zusammenzuarbeiten. Trump selbst überlegte schon laut, eine Boeing F/A-18 Super Hornet dem superteuren F-35 Joint Strike Fighter vorzuziehen. Das kann aber auch der Versuch sein, den Preis zu drücken, was Lockheed Martin bereits vorschlug und pro Flugzeug den Preis um 7 Millionen US-Dollar senkte.

Muskeln ohne Hirn?

Geht es nach den Militärs, würde die Verfassung der Streitkräfte an die der Bundeswehr erinnern. Bei einer Kongressanhörung hieß, dass Zweidrittel der Kampfbrigaden nicht einsatzbereit seien, weil es zu wenig Personal, Wartungsprobleme und mangelndes Training gebe. Bei der Luftwaffe sei nur die Hälfte einsatzbereit, auch die Marine jammert, die Einsatzbereitschaft seit auf dem niedrigsten Stand seit langem.

Mehr Geld investieren, um das Personal aufzustocken - 90.000 Soldaten mehr bei der Army - und neues Material wie Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge - zu beschaffen, wäre zumindest aber wohl keine schnelle Lösung. Trump vergleicht seine geplante Aufstockung der Rüstungsausgaben mit Ronald Reagan, der im Kalten Krieg die Ausgaben um mehr als 30 Prozent anhob. Dabei wurde aber nur neues Kriegsmaterial beschafft, aber die Personalstärke nicht erhöht. Wenn jetzt schon zu wenig Material für zu viel Personal, das schlecht trainiert ist, dann würde mehr Personal und Material die Kampfstärke nicht unbedingt erhöhen.

Dazu kommt die Kürzung der Auslands- und Entwicklungshilfe. Im Vergleich zu den Rüstungsausgaben betrugen diese 2017 unter Obama mit 47 Milliarden nicht einmal 10 Prozent. Zudem ging das meiste Geld auch hier in die Unterstützung der Militärpolitik, 40 Prozent gingen in Länder, in denen das US-Militär kämpft, um das Militär aufzubauen und zu trainieren oder Antiterrormaßnahmen zu unterstützen. Die restlichen 25 Milliarden gingen in Flüchtlingshilfe und humanitäre Maßnahmen ebenfalls in den Ländern, in denen die USA militärisch präsent ist, oder in Bekämpfung von Krankheiten wie Ebola oder Aids.

Selbst im Pentagon oder Think Tanks wie dem CSIS werden die Kürzungen kritisiert, weil militärische Erfolge zur "Stabilisierung" eines Landes nur erzielt werden können, wenn auch zivile oder wirtschaftliche Hilfe geleistet wird. Das kann man als Hilfe sehen oder als Beeinflussung der Bevölkerung und der politischen Elite, die man fördern will. Auch George W. Bush hatte zunächst das Nation Building als Verschwendung und unsinnig bezeichnet und geglaubt, man könne mit militärischer Macht schnell Konflikte lösen. Das änderte sich nach den Invasionen in Afghanistan und im Irak bald, als man das Debakel nicht mehr übersehen konnte. Offenbar hat Donald Trump, obwohl er sich gegenüber dem Irak-Krieg kritisch gab, daraus nichts gelernt. Darin bleibt er der amerikanischen Strategie treu.

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