Ukraine-Krieg treibt Inflation hoch
Die Energiepreise ziehen deutlich an, das Barrel Öl kostete zwischenzeitlich schon fast 112 US-Dollar
Auch ohne den Krieg in der Ukraine war die Inflation im Euroraum längst auf Rekordkurs. Das hatte Telepolis immer wieder herausgearbeitet und hat dabei auf absurde Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) aufmerksam gemacht. Die erste Schnellschätzung von Eurostat hat den bisherigen Trend nun bestätigt.
Die offizielle Inflationsrate soll im Euroraum im Februar 2022 schon auf 5,8 Prozent angestiegen sein. Das ist noch einmal deutlich mehr als der ohnehin hohe Wert von 5,1 Prozent im Januar. Als "Hauptkomponenten der Inflation im Euroraum" verweist Eurostat auf die "Energie", die sich im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um 31,7 Prozent verteuert haben soll, gegenüber 28,8 Prozent im Januar. Deutlich dahinter folgten "Lebensmittel, Alkohol und Tabak" mit 4,1 Prozent.
In einigen großen Euroländern wie Spanien ist die offizielle Inflation sogar schon auf 7,5 Prozent gestiegen, was auch damit zu tun hat, dass hohe Energiepreise sofort auf die Verbraucher über die Strompreise abgewälzt werden können. Das Nachbarland Portugal, das stark auf erneuerbare Energien setzt, hat deshalb weiter eine unterdurchschnittliche Inflationsrate von 4,4 Prozent. Besonders hoch ist die Inflation in Litauen mit fast 14 Prozent.
Für Deutschland gibt Eurostat schon eine Inflationsrate von 5,8 Prozent an. Das steht im Widerspruch zur Angabe des Statistische Bundesamts (Destatis). Das hatte am Dienstag in einer ersten Schätzung von einer offiziellen Teuerungsrate von 5,1 Prozent gesprochen. Tatsächlich ist es aber kein wirklicher Widerspruch, sondern hat damit zu tun, dass Eurostat den "Harmonisierten Verbraucherpreisindex" (HVPI) benutzt.
Der wurde entwickelt, um Preisveränderungen international vergleichen und zu einer Gesamtinflationsrate für Europa und der europäischen Währungsunion zusammenfassen zu können. Destatis benutzt den wenig vergleichbaren "Verbraucherpreisindex" (VPI). Klar ist, dass der Euroraum auf dem amerikanischen Weg ist. In den USA wurde schon eine Inflationsrate von sieben Prozent ermittelt.
Die Inflation wird, ganz anders als von der Europäischen Zentralbank (EZB) lange behauptet hat, nicht alsbald fallen. Im Gegensatz muss man davon ausgehen, dass sie weiter ansteigen wird, nun sogar deutlich. Der Ukraine-Krieg ist dabei aber nur ein Faktor, dazu kommen die EZB-Geldschwemme, die Probleme mit Lieferketten und andere.
Doch nun dürften stark steigende Energiepreise die Teuerung deutlich antreiben. Die Ölpreise haben die Marke von 100 Dollar mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs schon gerissen.
Vermutlich in der Hoffnung, dass der Krieg in einem Blitzkrieg schnell entschieden wird, fielen die Preise aber zunächst wieder unter die Marke von 100 Dollar. So erholten sich die Börsen auch zeitweise zum vergangenen Wochenende wieder. Aber auch das ist längst vorbei.
Seit Wochenbeginn geht es deutlich an den Börsenplätzen bergab. Am Dienstag brach der deutsche Leitindex Dax um fast vier Prozent ein. Da inzwischen klar ist, dass sich der Konflikt ausweitet und länger hinziehen dürfte, geht nun der Ölpreis durch die Decke. Das Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet zwischenzeitlich fast 112 Dollar, nun immer noch fast 111 Dollar.
Die Frage ist, ob ein neuer Allzeitrekord von 150 Dollar erreicht wird, von dem Analysten zwischenzeitlich schon gesprochen haben. Dauert der Krieg länger an, ist das nicht auszuschließen, zumal sich die von Saudi-Arabien geführte OPEC die Fördermengen nicht steigern will.
Es ist klar, dass sich hohe Energiepreise langsam in höheren Preisen für Güter und Dienstleistungen niederschlagen werden, weshalb mittelfristig mit einem Inflationsschub zu rechnen ist. Das bedeutet, dass die einfachen Menschen mit geringen Einkommen besonders leiden werden, die besonders große Anteile ihres Einkommens für Energie und Nahrungsmittel ausgeben müssen.
Im Freitag wurde gerade noch einmal aufgezeigt, dass wir mitnichten alle gleich vor der Inflation sind. Verwiesen wird etwa auf eine Hartz-IV-Erhöhung um sage und schreibe 0,67 Prozent, also ausgerechnet Menschen am Existenzminimum verlieren besonders viel Kaufkraft und werden noch tiefer in die Armut gedrückt. Aber natürlich werden über die hohe und steigende Inflation auch die Leute schleichend enteignet, die über Sparguthaben verfügen. Denn sie erhalten wegen der EZB-Nullzinspolitik keinerlei Zinsen und ihr gespartes Geld ist ständig weniger wert.