Ukrainische Waffen in Finnland? "Hinweise" statt Beweise

Seite 2: Finnland: "Hinweise" auf Waffenhandel aus Ukraine – keine Belege

Die Strafverfolgungsbehörde der finnischen Polizei, National Bureau of Investigation (NBI), hat Darstellungen relativiert, nach denen Waffen, die an die Ukraine geliefert wurden, nachweislich in die Hände von Kriminellen gelangt sind. Über eine entsprechende Meldung des finnischen öffentlich-rechtlichen Nachrichtensenders YLE hatten in Deutschland zahlreiche Medien berichtet. Auch Telepolis hatte die Nachricht aufgegriffen.

Waffen aus der Ukraine seien in Finnland, aber "auch in Schweden, Dänemark und den Niederlanden gefunden worden", hatte Kriminaloberkommissar Christen Ahlgren am 30. Oktober in einem Interview mit YLE gesagt.

Am 1. November trat das NBI dieser Darstellung entgegen. Man sei überzeugt, "dass die Wahrnehmung, basierend auf dem Interview, wonach Waffen, die der Ukraine geliefert wurden, zu Mitgliedern des organisierten Verbrechens in Finnland gelangt sind, nicht korrekt ist". Die Polizei habe "keine Beweise dafür, dass gelieferte Waffen von der Ukraine nach Finnland geschmuggelt worden wären".

Wir wissen nicht, ob Waffen, die an die Ukraine geliefert wurden, in den Händen von Kriminellen in Finnland gelandet sind, sagt Markus Välimäki, stellvertretender Direktor des NBI.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) zog daraufhin am gestrigen Mittwoch eine entsprechende Meldung zurück, da "die Polizei in Helsinki am Dienstag in einer Pressemitteilung Interview-Aussagen ihres leitenden Ermittlers Ahlgren zu Waffenschmuggel aus der Ukraine nach Finnland korrigiert hat".

Am 31. Oktober hatte YLE bereits die Überschrift des englischen Textes geändert. Nun heißt es dort: "NBI vermutet, dass in die Ukraine gelieferte Waffen in kriminellen Händen sein könnten." Ahlgren sagt in dem Text nur noch, es gebe "Anzeichen" für einen solchen Waffenschmuggel. In der ersten Version hatte es geheißen: "NBI: An die Ukraine gelieferte Waffen in kriminellen Händen."

Das Zentrum für strategische Kommunikation und Informationssicherheit beim Ministerium für Kultur und Informationspolitik der Ukraine hatte die Meldung von YLE am 31. Oktober als Fakenews bezeichnet. In Deutschland stufte das Portal correctiv.org die Meldung daraufhin als "unbelegt" ein. Damit werden entsprechende Postings zumindest auf Facebook mit einem Hinweis versehen und in der Verbreitung eingeschränkt.

Dessen ungeachtet beharrt YLE auf der ursprünglichen Darstellung, auch wenn die Meldungen inzwischen geändert worden sind. Im Interview habe Ahlgren gesagt, die zentrale Kriminalpolizeibehörde habe "geheimdienstbasierte Hinweise" darüber, dass Waffen aus der Ukraine in die Hände von Kriminellen in Finnland gelangten, schrieb der Sender am Mittwoch. Dabei habe er sich nicht konkret auf Waffen im Rahmen westlicher Militärhilfe bezogen.

"Wir haben Hinweise darauf, dass diese Waffen bereits in Finnland sind", habe Ahlgren im Interview gesagt. Der Beamte habe zudem darüber informiert, dass Waffen, die in die Ukraine geliefert worden waren, auch in Schweden, Dänemark und den Niederlanden gefunden wurden. YLE legte nach:

Auch laut Välimäki hat das NBI Hinweise darauf, die auf Geheimdienstinformationen basieren, aber er lehnte es ab, auf Details einzugehen. "Unser Experte hat dies kommentiert, und ich werde nichts ändern oder hinzufügen", sagte Välimäki gegenüber YLE. "Nach meinem Verständnis ist dies eher eine Expertenmeinung, die auf nachrichtendienstlichen Informationen basiert."

Välimäki habe hinzugefügt, dass diese geheimdienstlichen Erkenntnisse des NBI kein größeres Phänomen vermuten lassen. "Es gibt keinen Grund zur Sorge", sagte er gegenüber YLE.

Der stellvertretende Direktor des NBI trat zugleich dem Eindruck entgegen, seine Behörde glaube, dass die ukrainischen Behörden die Weitergabe von Waffen in falsche Hände zugelassen hätten: "Organisierte Kriminalität ist ungemein findig, wenn sie an Waffen gelangen kann. Es geht also darum, dass sie dazu in der Lage sind, nicht darum, dass die ukrainischen Behörden es irgendwie ermöglichen."