Ungeliebte Evolutionstheorie
In den USA sagen mehr als die Hälfte der Menschen, dass Gott die Menschen so geschaffen hat, wie sie jetzt sind, in Deutschland glauben dies bislang nur 12 Prozent
Offenbar wächst die Ablehnung der Evolutionstheorie, zumindest was die Abstammung des Menschen betrifft, egal ob unter Christen oder Muslims (Gott oder die Evolution?). Viele können oder wollen sich nicht vorstellen, dass die Menschen und damit natürlich auch sie selber, zufällig und ohne Einwirkung einer höheren Macht entstanden sind und dass sie ebenfalls ein zufälliges, aber nur vorläufiges Endprodukt darstellen.
Dabei gibt es allerdings Unterschiede. Nach einer forsa-Umfrage im Herbst 2005 „stimmten mit der Evolutionstheorie“ immerhin 61 Prozent der Befragten in Deutschland überein. Über 40 Prozent bezeichneten sich allerdings als konfessionslos. Aber auch in Deutschland sagen knapp über 25 Prozent, dass sie der Auffassung des Intelligent Design zustimmen, also die Evolutionstheorie ablehnen. Die konfessionslosen sind hier nur mit 11 Prozent vertreten, Katholiken aber mit 45,7 Prozent und Evangelische mit 37,6 Prozent. Als Intelligent Design wurde bei der Frage verstanden: „Das Leben auf der Erde wurde von einem höheren Wesen bzw. von Gott erschaffen, durchlief aber einen langwierigen Entwicklungsprozess, der von dem höheren Wesen bzw. von Gott gesteuert wurde.“
Die Anhänger des Kreationismus in Deutschland (Noch nicht aus dem Vollen geschöpft), die der Meinung sind, dass Gott das Leben auf der Erde direkt so erschaffen hat, wie es in der Bibel steht, stellen zwar nur 12 Prozent. Hier sind die Christen beider Konfessionen, aber auch die Anhänger anderer Religionen anteilsmäßig noch stärker vertreten. Allerdings stimmten auch 8 Prozent der Konfessionslosen dem Kreationismus zu. Sie glauben also an den christlichen Gott und die Bibel, sind aber in keiner Kirche.
Bei den Briten sieht es schon anders. In einer Umfrage zu Beginn des Jahres sprachen sich nur 48 Prozent für die Evolutionstheorie aus. 17 Prozent fanden Intelligent Design sympathischer, mit 22 Prozent halten aber noch mehr die Version der Bibel wortwörtlich für glaubwürdig. Daher plädieren auch viele dafür, Kreationismus bzw. Intelligent Design in den Schulunterricht aufzunehmen.
In den USA, im Westen das Land mit einer überwiegend sich zur Religion bekennenden Bevölkerung, ist die Situation gerade umgekehrt. Hier stellen diejenigen, die der Evolutionstheorie zuneigen und nicht an das Einwirken eines Gottes glauben, gerade einmal 12 Prozent der in einer aktuellen Gallup-Umfrage Befragten. Dafür lehnen 53 Prozent die Evolutionstheorie ab und sagen, dass der Mensch von Gott so geschaffen wurde, wie er jetzt ist. Und 31 Prozent halten sich an die mildere Form, dass der Mensch sich zwar entwickelt hat, aber unter Gottes Führung.
Mit 57 Prozent glauben mehr Republikaner als Demokraten (44 Prozent) an die wörtliche Version der Bibel. Deutlich aber wir auch, dass mit zunehmenden Alter die Religiosität und die Ablehnung der Evolutionstheorie zunimmt, während sie mit besserer Schul- bzw. Universitätsausbildung kontinuierlich abnimmt. Aber auch noch 25 Prozent der Hochschulabgänger neigen der Bibelversion zu.
Allerdings sind diese klaren Abgrenzungen, die solche Umfragen bieten, vermutlich nicht mehr ganz so deutlich, wenn man tiefer bohrt oder mehr Antworten zulässt. Nach einer Pew-Studie vom September 2005 erscheint die Situation weniger deutlich und kognitiv konfuser. Lässt man den Befragten ein wenig mehr Spielraum, so entschieden sich bei einer Pew-Umfrage 26 Prozent für eine natürliche Evolution, 42 Prozent für die biblische Version und 18 Prozent für eine Entwicklung unter Steuerung Gottes. Bei einer anderen Umfrage waren es 33 Prozent für die Evolution und 44 Prozent für die biblische Schöpfung in sechs Tagen. In einer Gallup-Umfrage vom letzten Jahr, bei der Mehrfachnennungen möglich waren, sagten denn manche auch, dass sie sowohl die Evolutionstheorie (55%) als auch die biblische Version (58%) oder die Vorstellung des Intelligent Design (31%) für wahr halten. Wie auch immer, der Zweifel ist groß, das Verlangen nach Sinn ebenso.