Update: Der Mars Polar Lander schweigt noch immer

Noch ist nichts verloren, aber die geschürten Erwartungen wurden schon einmal enttäuscht

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Noch ist nichts verloren, aber der NASA ist beim Mars Polar Lander zumindest ein medialer Anfangserfolg nicht möglich gewesen. An sich hätte er gegen 21 Uhr 15 auf der Oberfläche landen sollen, doch bis ein Uhr in der Früh am 4.12. ist es noch nicht gelungen, ein Signal von ihm zu erhalten. Das aber hätte, wenn alles nach Plan verlaufen wäre, bereits 30 Minuten später ankommen sollen. Auch die beiden Mikrosonden haben sich noch nicht gemeldet. Und so sind die Neugierigen, die zu den ersten gehören wollten, die ein Bild vom Landeplatz auf dem Mars sehen, sicher erst einmal enttäuscht, was für die NASA nicht gerade eine Werbung ist, die den mit Pathfinder 1997 erzielten Öffentlichkeitserfolg gerne noch einmal überboten hätte. Immerhin wurden schon am 2. 12. über neun Millionen Hits auf der Website verzeichnet.

Zwar kamen einige schwache Signale etwa zur erwarteten Zeit an, doch die haben sich als falsch erwiesen. Möglicherweise muss jetzt Tage auf Daten gewartet werden, doch die mit angekündigten Live-Events geweckten Erwartungen auf Bilder und Geräusche könnten auch gut gegen die Weltraumeuphorie und die NASA umschlagen. Wie gut, dass man, vielleicht schon vorgewarnt durch den Verlust des Mars Climate Orbiter, sicherheitshalber bereits zuvor eine Seite ins Netz gestellt hat, die allen erklärt, warum es durchaus möglich ist, dass erst einmal keine Signale empfangen werden können, ohne dass dies gleich bedeutet, dass die Mission deswegen schon gescheitert sein müsse. Dafür aber darf jeder schon einmal in einer Simulation die Landung auf dem Mars durchspielen.

Keine Signale zu empfangen, sei nicht ganz unerwartet eingetreten, versichert Richarc Cook, der Projektleiter: "Ganz offensichtlich sind wir ein wenig enttäuscht, noch kein Signal zu empfangen. Aber wir sind darauf vorbereitet, und wir werden weitermachen und unseren Plan so ausführen, wie wir ihn ausgearbeitet haben."

Während bei Pathfinder sehr schnell bestätigt werden konnte, dass die Landung erfolgreich war, ist dieses Mal offenbar alles anders. Schon 12 Minuten vor dem Landemanöver war die Kommunikation mit dem Polar Lander unterbrochen. Möglicherweise konnte sich bei geglückter Landung die Antenne nicht zur Erde ausrichten oder der Lander schaltete aus irgendeinem Grund auf den Standby-Modus um, wodurch erst später Signale gesendet würden. Auch wenn am Boden die Antenne sich nicht genau auf die Erde ausrichten konnte, ist eine Kommunikation nicht möglich.

Allerdings gäbe es während des Wochenendes noch mehrere "Kommunikationsfenster", um Signale zu empfangen oder zu senden. So wird man versuchen, Befehle an den Lander zu senden, damit er mit seiner Satellitenschüssel den Himmel absucht, was er ab Samstag ausführen könnte. Ab Sonntag schließlich könnte der Mars Global Surveyor als Kommunikationsverbindung dienen, allerdings wird dieser erst einmal versuchen, Signale der beiden bei der Landung abgeschossenen Mikrosonden Deep Space zu erhalten. Da deren Energie von Batterien stammt, können sie allerdings nur bis Sonntag Daten senden.

Update Samstag 21 Uhr

Bis heute Abend war es der NASA noch immer nicht möglich, einen Kontakt zum Mars Lander oder zu den Mikrosonden herzustellen, die angeblich 60 Kilometer nördlich von der Landestelle des Lander zu Boden gegangen sind. Bei der NASA wird weiterhin verzweifelt gesucht, eine Verbindung herzustellen. Das nächste Fenster für den Lander, in Kontakt mit der Erde zu treten, wird um 4 Uhr 30 GTM sein. Projektmanager Richard Cook gibt sich noch immer optimistisch und glaubt, dass der Lander ohne Schaden auf dem Mars angekommen sei und nur auf den Standby-Modus umgeschaltet habe, der erst am Sonntag früh abgeschaltet wird.

Möglich wäre aber auch, dass der Lander seine Position auf dem Mars nicht bestimmen und daher seine Satellitenschüssel auch nicht auf die Erde ausrichten kann. Wenn die Eintrittsbahn zu steil war, könnten die Antennen darunter gelitten haben, aber natürlich könnte der Lander ebenso wie die Mikrosonden auch zerstört worden sein, obgleich die letzten Daten angeblich für eine sichere Landung sprechen.

Ein Verlust des Landers wäre für die NASA umso peinlicher, nachdem erst vor kurzem wegen eines dummen Fehlers der Mars Climate Orbiter zerstört wurde. Auf der Webseite des Mars Polar Lander konnte die NASA über 19 Millionen Zugriffe am Tag der Landung verzeichnen: viele Augen, die nichts gesehen haben.