Verursachen Mobiltelefone Krebs?

Dieses Mal kommen neue Ergebnisse von einer Forschungsgruppe, die von der amerikanischen Industrie eingerichtet wurde

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Der schon lange ausgefochtene Streit über mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen durch die Benutzung von Handys geht weiter. Vorläufige Forschungsergebnisse, die von der 1993 gegründeten Wireless Technology Research Group durchgeführt wurden, könnten darauf hinweisen, daß die Benutzung von Mobiltelefonen Krebs verursachen könnte.

Bislang wurden die Ergebnisse der Untersuchung noch nicht offiziell veröffentlicht und sollen erst Ende Juni vorgestellt werden, aber Gewicht erhält sie dadurch, daß WTR von amerikanischen Unternehmen, die Mobiltelefone herstellen, ins Leben gerufen und mit einem Etat von 25 Millionen Dollar ausgestattet wurde. Der Leiter der Forschungsgruppe, George Carlo, meinte gegenüber der Washington Post, daß dringend weitere Forschungen über das beobachtete Phänomen durchgeführt werden sollten: "Wir befinden uns jetzt in einer Grauzone, in der wir zuvor noch niemals gewesen sind. Wenn wir uns in einer Grauzone befinden, das ist es am besten, die Öffentlichkeit über die Ergebnisse zu informieren, so daß sie zu einem eigenem Urteil finden kann."

Von der Forschungsgruppe wurden Zellen von verschiedenen Tieren der Strahlung von vier unterschiedlichen Mobiltelefonen ausgesetzt und daraufhin auf Schäden untersucht, die Krebs verursachen können. Nur bei einem Test ergaben sich Hinweise auf Chromosomenschäden, während bei allen anderen nichts bemerkt werden konnte.

Auch der schwedische Krebsspezialist Lennart Hardell glaubt aus seinen Untersuchungen einen Hinweis auf Krebs gefunden zu haben. Bei Menschen, die an Gehirntumor leiden und die Rechtshänder sind, habe er eine Verbindung zwischen Krebs und der Benutzung von Mobiltelefonen entdeckt. Deren Risiko, einen Tumor zu erhalten, sei zweieinhalb Mal Größer als bei jenen, die nicht mit Handys telefonieren. Einen ähnlichen Zusammenhang gebe es auch bei Linkshändern. Allerdings rügen Kritiker wie Mitglieder des britischen National Radiological Protection Board, daß diese Studie schon allein statistisch ungenau sei. Überdies entstanden die Ergebnisse durch eine Befragung der Patienten und ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Mobiltelefonen und Krebs kann durch eine bloße Korrelation nicht hergestellt werden. Eine andere epidemiologische Untersuchung, für WTR von Joshua Muscat (National Health Foundation) durchgeführt wurde, weist auf eine Verdreifachung des Risikos für Mobiltelefonbenutzer hin, an dem seltenen Tumor Neurocytoma zu erkranken. Allerdings steigt das Risiko durch häufigere Benutzung nicht an, sondern wird durch eine größere Aussetzung an die von Handys ausgehenden Mikrowellen geringer.

Ein für BBC durchgeführter Test über die Strahlungsemissionen unterschiedlicher Mobiltelefone ergab zwar, daß keines der Geräte die vom National Radiological Protection Board festgelegte Höchstgrenze von 10 Watt pro Kilogramm Gehirnmasse übersteigt, aber daß die Geräte hinsichtlich ihrer Emissionen sich doch sehr unterscheiden. Nokia 2110 lag mit 0,44 Watt pro Kilogramm am höchsten und Motorola Star Tec 70 sowie Motorola V3688 mit 0,02 am niedrigsten.