Viel zu warm

Seite 3: Kohle-Konflikte in China

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Und zu guter Letzt die gute Nachricht der Woche. Die Umweltorganisation Greenpeace berichtet unter Berufung auf offizielle chinesische Quellen über drastische Maßnahmen der Regierung in Beijing (Peking) zur Einschränkung des Baus neuer Kohlekraftwerke.

Nachdem im Oktober bereits die ersten Einschnitte bekannt gegeben wurden, ist nun von 104 geplanten oder bereits in Bau befindlichen Projekten mit einem Gesamtumfang von 120 Gigawatt (GW) die Rede, die eingestellt werden sollen. 54 GW davon befinden sich bereits im Bau, dürfen aber nun nicht weiter verfolgt werden.

Formales Ziel der Maßnahme ist es, die im bis 2020 laufenden Fünfjahresplan festgelegte Obergrenze von landesweit 1100 GW Leistung in Kohlekraftwerken einzuhalten. Mit den jetzt gestrichenen Bauten und Plänen wäre diese erheblich überschritten worden.

Die Obergrenze bedeutet allerdings noch immer eine Zunahme von 180 GW. Oder mit anderen Worten: Der Kraftwerksneubau ist mit den jüngsten Beschlüssen keineswegs eingestellt, sondern nur reduziert worden.

Zugleich werden aber auch die erneuerbaren Energieträger in hohem Tempo weiter ausgebaut, so dass die neuen Kraftwerke unter erheblichen ökonomischen Druck geraten dürften. Schon jetzt sind die chinesischen Kohlekraftwerke unzureichend ausgelastet, weil der Bedarf langsamer als gedacht wuchs und weil Sonne Wind und Wasserkraft ihnen viel Konkurrenz machen.

Die seit letztem Jahr nach und nach eingeführten Maßnahmen, die die Einspeisung von Wind- und Solarkraftwerken verbessern sollen, dürften ihnen zusätzlich das Leben erschweren. Sollte in den kommenden Jahren das Wachstum des Strombedarfs weiter so moderat wie zuletzt bleiben, dann dürfte sich der Konflikt zwischen Kohle- und Grünstrom trotz der jüngsten Beschlüsse weiter zuspitzen.