Vietnam 2.0

Seite 2: Neokolonialismus beenden, Terrorsponsor Saudi-Arabien trockenlegen

Von Anfang an wurden all diejenigen, die vor dem Afghanistaneinsatz warnten, als naive Pazifisten lächerlich gemacht oder gar beschuldigt, sich der humanitären Verantwortung zu entziehen und damit den Islamisten in die Hände zu spielen.

Doch heute ist es endgültig offensichtlich: Die angeblich humanitäre Operation hat das Land nur weiter ins Elend gestürzt und die Islamisten gestärkt. Wie auch im Irak, wie auch in Libyen, wie auch in Mali.

Es ist an der Zeit, die Interventionsdoktrin, die seit 2001 unter dem wohlklingenden Titel "Responsibility to Protect" vermarktet wurde, endgültig zu beerdigen und als das zu brandmarken, was sie von Anfang an war: ein neokoloniales Projekt.

Statt weiterer militärischer Interventionen könnte man zum Beispiel damit anfangen, den Terrorsponsor Saudi-Arabien finanziell trockenzulegen und sämtliche Waffenexporte dorthin zu unterbinden.

Es würde sich auch lohnen, das Projekt einer Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen und Mittleren Osten voranzubringen, die - nach dem Vorbild der Entspannungspolitik der KSZE im Europa des Kalten Krieges - eine neue zivile Sicherheitsarchitektur für die gesamte Region auf den Weg bringen könnte.

Das Afghanistan-Debakel sollte auch Anlass sein, die enorme Ausweitung des deutschen Militärbudgets in den letzten Jahren infrage zu stellen, die ja nicht zuletzt mit Auslandseinsätzen begründet wurde.

Allein von 2015 bis 2020 ist der Militärhaushalt von 40 auf 52 Milliarden Euro gestiegen, ein Zuwachs um satte 30 Prozent. Dieses Geld wird dringend für Aufgaben gebraucht, die die Welt wirklich voranbringen, vor allem für den Klimaschutz und den sozial-ökologischen Umbau.

Das Militär dagegen hat nicht nur friedenspolitisch eine düstere Bilanz, sondern ist auch einer der größten Treibhausgasemittenten der Erde. Statt an der absurden Nato-Vorgabe von zwei Prozent des BIP für das Militär festzuhalten, ist es an der Zeit für eine Verschlankungskur der Bundeswehr.

Fabian Scheidler ist freischaffender Autor und Mitbegründer von Kontext TV. Sein Buch "Das Ende der Megamaschine. Geschichte einer scheiternden Zivilisation" wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien von ihm "Der Stoff, aus dem wir sind. Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen".

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