Vogelgrippe-Ausbruch: Befeuert der Klimawandel die nächste Pandemie?

Viele Tiere auf engem Raum kombiniert mit Hitze: Eine Zeitbombe? Symbolbild: Wolfgang Ehrecke / Pixabay Licence

Bei 40 Grad trägt sich Schutzausrüstung schwer und büßt womöglich Wirkung ein. Erneut Arbeiter in Massentierhaltung mit H5N1 infiziert. Wie US-Behörden reagieren.

Extreme Hitze könnte ein entscheidender Faktor für die Ansteckung von Menschen mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 sein. Von entsprechenden Beobachtungen in den USA berichtete am Freitag die britische Zeitung Guardian.

H5N1: Infizierte Arbeiter in Geflügel- und Milchviehbetrieben

Die Hitzewelle im US-Bundesstaat Colorado hat demnach wahrscheinlich dazu geführt, dass die persönliche Schutzausrüstung von Arbeitern, die mit der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 infiziertes Geflügel töteten, nicht hinreichend funktionierte oder nicht richtig angewendet wurde.

Vier Personen seien laut Gesundheitsbehörden positiv auf H5N1 getestet worden, und bei einer fünften werde ebenfalls ein bestätigter Fall von Vogelgrippe erwartet, berichtete am Freitag die britische Zeitung Guardian.

In den Milchviehbetrieben sei es für die Arbeiter teils wegen der Hitze auch schwierig gewesen, die Schutzausrüstung sachgemäß zu tragen. Colorado hatte Anfang des Monats einen Fall von Vogelgrippe bei einem Mitarbeiter einer Molkerei bestätigt.

Die Klimaerhitzung, mit der die Hitzewelle im ganzen Land in Verbindung gebracht wird, kann nach Ansicht von Experten den Ausbruch potenziell tödlicher Krankheiten wie dieser befeuern.

Klimakatastrophe trifft menschliche Gesundheit

"Wenn man ein globales System wie das Klima so tiefgreifend verändert, können kleine Veränderungen seismische Auswirkungen haben, manchmal auf unerwartete Weise", sagte Alexandra Phelan, eine außerordentliche Professorin an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, laut Guardian.

In Colorado hatten die Arbeiter Legehennen getötet, die positiv auf H5N1 getestet worden waren. Sie fingen Vogel für Vogel ein, setzten sie in einen Wagen und töteten jeweils einige Dutzend Hühner mit Kohlendioxidgas.

"Es ist ein sehr, sehr manueller, schwieriger und mühsamer Prozess", sagte Julie Gauthier, Expertin für Tier- und Pflanzengesundheit im US-Landwirtschaftsministerium, bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Es könne gefährlich sein, über einen längeren Zeitraum so eng mit Tieren zu arbeiten, die mit der Vogelgrippe infiziert sind. Draußen herrschten 40 Grad Celsius, in den Hühnerställen selbst war es noch heißer.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bis dato bei bestätigten Vogelgrippe-Fällen bei Menschen eine Sterblichkeitsrate von mehr als 50 Prozent festgestellt – was aber womöglich nicht die reale Überlebenschance wiedergibt, weil unklar ist, wie viele Betroffene mit milderem Verlauf überhaupt getestet wurden. Dennoch erklärt es die hohe Alarmbereitschaft, vor allem für den Fall, dass irgendwann eine Virusmutation auftritt, die auch von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Eine solche Variante wurde bisher nicht festgestellt.

Ministerium will 1,8 Millionen Hühner töten lassen

Die Tötung von insgesamt 1,8 Millionen Hühnern soll in den nächsten zehn bis 14 Tagen fortgesetzt werden, so der leitende Berater für die H5N1-Bekämpfung beim Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten (USDA), Eric Deeble,

Das Ministerium halte die Maßnahme für wichtig, "um die Virusvermehrung und -ausschüttung zu stoppen, eine weitere Ausbreitung zu verhindern und die Viruslast in der Umwelt zu verringern", so Deeble. "Wenn die Bestandsräumung unterbrochen würde, müssten die Arbeiter die Tiere weiterhin versorgen und füttern, was das Risiko einer Exposition erhöht".

Diejenigen, die mit der Keulung auf der Farm zu tun haben - einschließlich Geflügelproduzenten, Angestellte, Auftragnehmer und USDA-Mitarbeiter - müssen Tyvek-Anzüge, N95-Atemschutzmasken, Schutzbrillen, Stiefel und Handschuhe tragen, wenn sie mit infizierten Hühnern arbeiten.

Zusammenarbeit von Bundesstaat und Seuchenschutzbehörde

Als in Colorado mögliche Infektionen bei Menschen festgestellt worden waren, wurde sofort die Seuchenschutzbehörde CDC alarmiert, die ein Team von zehn Experten entsandte, darunter ein Industriehygieniker, der Verfahren zur Verringerung des Expositionsrisikos für die Arbeiter ausarbeitete, die weiterhin mit infizierten Hühnern arbeiten, betonte CDC-Direktor Nirav Shah laut Guardian.

Die CDC und der Bundesstaat Colorado seien "an der Hüfte zusammengewachsen", so Shah - im Gegensatz zu anderen Ausbrüchen auf Bauernhöfen im ganzen Land, wo die CDC in der Regel nur begrenzten Zugang zu den betroffenen Tieren und Menschen hatte.

Die Genomsequenzierung zeigte den Angaben zufolge, dass diese Fälle in engem Zusammenhang mit dem Ausbruch bei Milchkühen stehen. Es scheint, dass der Erreger von Kühen auf Hühner und Menschen übergesprungen ist, auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar ist, wie. Ein USDA-Bericht aus Michigan vom letzten Monat hatte ergeben, dass das Virus möglicherweise von Menschen zwischen den Betrieben übertragen wird.