Was passierte am 4. November 2011 in Zwickau?

Seite 3: Abschiedsvorbereitungen?

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Noch mehr Fragen drängen sich auf: Gab es bei Zschäpe oder dem Trio Vorbereitungen auf den Tag X? Nach Informationen des Ausschusses soll sich Zschäpe ein oder zwei Tage vor dem 4. November in einem Tierheim nach der Unterbringung ihrer Katzen erkundigt haben. Was hatte es mit der tränenreichen Szene zwischen Zschäpe und einer Nachbarin auf sich, die im Nachhinein wie eine Abschiedsszene wirkt?

Welche Rolle spielten Susann E. und Matthias D.?, auf dessen Name der Mietvertrag ausgestellt war. Beide zählen zu den neun Beschuldigten, gegen die im NSU-Komplex nach wie vor ermittelt wird, ohne, dass es bisher zur Anklage kam. Und was hat es mit dem zwickauer Polizeibeamten auf sich, der die Schwester des in München angeklagten André Eminger geheiratet hat? Er hatte den Umstand nach der Verhaftung Emingers seinen Vorgesetzten gemeldet, die ihn im Dienst beließen.

Wer hat in der Wohnung in der Frühlingstraße 26 eigentlich gelebt? Zwei Männer und eine Frau? Oder war Zschäpe die meiste Zeit alleine in der Wohnung? Böhnhardt und Mundlos wurden von den anderen Hausbewohnern so gut wie nie gesehen. "Die waren ja wie zwei Schatten!", erzählte der Hausmeister Lutz W. den Abgeordneten. Allen drei zusammen sei er nie begegnet.

Wenn die zwei Uwe nicht in der Frühlingstraße übernachteten, wo dann? Auch die Ermittler gingen davon aus, dass es eine weitere Wohnung gegeben haben musste - so Swen Philipp, der nach Übernahme der Ermittlungen durch das Bundeskriminalamt (BKA) als Verbindungsbeamter zum BKA fungierte. In der Frühlingstraße habe es relativ wenig "Männersachen" gegeben. Sie hätten aber keine mögliche konspirative Wohnung gefunden. Unter anderem hätten sie auch im nahen Glauchau gesucht. Erfolglos. "Ich kann es mir nicht erklären", so der Zeuge.

Philipp ist Quereinsteiger. Vor seinem Polizeidienst war er Gymnasiallehrer. Während seiner zweieinhalbstündigen Befragung machte er einige interessante Bemerkungen zum NSU-Komplex. Zum Beispiel geht er davon aus, dass die Explosion der Wohnung nach Plan durchgeführt wurde: "Das hat niemand allein gemacht. Das war zu perfekt. Frau Zschäpe wusste, was sie zu tun hatte." Nach der Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz befragt, meinte er, die Antworten von dort seien "nicht immer befriedigend" gewesen.

Frage: "Hatten Sie den Eindruck, dass das LfV abblockt?"

Antwort: "Den Verdacht könnte man äußern." Und dann fügte Philipp wörtlich an: "Es sind ja nur noch schwarze Löcher - auch heute noch."

Und auf Nachfrage des Ausschussvorsitzenden Binninger, was er mit "schwarzen Löchern" meine, führte der heutige Polizeirat aus: "Warum gab es zwischen 2007 und 2011 keine Aktivitäten des NSU-Trios? - Haben wir überhaupt alle Waffen gefunden und welche Rolle spielten die Waffen? - Die ganzen Autoanmietungen: Man konnte zwar zu den Morden Anmietungen identifizieren, aber es gibt viele weitere Anmietungen. Wozu? - Ob wir schon alle auf dem Schirm haben, die zum NSU gehörten, weiß ich nicht. Es ist zu vermuten: Nein."

Man hat den Eindruck, dieser Ausschuss No. 2 will es wissen - und er verfolgt eine Idee. Nämlich die: der NSU bestand aus mehr als nur dem Trio Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe.

Die nächste Sitzung findet am 17. März statt.