Was uns die Covid-19-Daten sagen – und was nicht

Seite 5: Intensivstationen

Dass es tatsächlich eine dritte Welle gibt, kann man anhand der belegten Betten auf den Intensivstationen sehen. Seit Mitte März steigen dort wieder die Zahlen der durch Patienten mit einem positiven Covid-19-Test belegten Betten (vgl. Abb. 10).

Abb. 10: belegte Intensivbetten durch Personen mit einem positiven COVID-19-Test, unterteilt in invasiv beatmet (orange) und nicht invasiv beatmet (blau), rot gibt den prozentualen Anteil an beatmeten Patienten an

Aufgrund der Entwicklung wurde berichtet, dass dadurch innerhalb der nächsten drei bis vier Wochen die Intensivbetten komplett belegt sein könnten. Um das etwas genauer einschätzen zu können, lohnt ein Blick auf die täglichen Neuaufnahmen von Patienten mit positivem Covid-19-Test auf den Intensivstationen (vgl. Abb. 11).

Abb. 11: tägliche Neuaufnahmen auf den Intensivstationen von Patienten mit positivem COVID-19-Test

Bis Mitte Februar 2021 fielen die Neuaufnahmen stetig. Von da an bis etwa Mitte März 2021 blieben die Neuaufnahmen stabil und stiegen anschließend wieder an. Das exponentielle Wachstum, welches bei den täglich neu gemeldeten Fallzahlen beobachtet werden konnte, kann in den Neuaufnahmen auf der Intensivstation so nicht gesehen werden.

Die täglichen Neuaufnahmen auf der Intensivstation stiegen vom Tiefpunkt nach der zweiten Welle bisher um rund 47 Prozent, hingegen die gemeldeten Fallzahlen um rund 142 Prozent. Einerseits kann es daran liegen, dass das exponentielle Wachstum bei den gemeldeten Fallzahlen hauptsächlich durch die Aufhellung des Dunkelfeldes durch die massiv eingesetzten Schnelltests aufgetreten ist. Anderseits ist es aber auch möglich, dass die besonders gefährdete Gruppe durch bereits durchgeführte Impfungen nun besser geschützt ist.

Zwar kann es einige Zeit dauern, bis eine infizierte Person auf der Intensivstation behandelt wird. Allerdings vergehen von Infektion bis Erkrankungsbeginn fünf bis sechs Tage. In den meisten Fällen gehen die Personen erst dann zum Arzt, woraufhin ein Test durchgeführt wird. Das Ergebnis liegt dann erst nach mindestens einem Tag vor, welches dann den Gesundheitsämtern gemeldet wird, welches wiederum dann erst die Fallzahlen dem RKI übermittelt.

Beim Vergleich der Kurve der gemeldeten Fallzahlen mit der Kurve der Fallzahlen nach Infektionsbeginn ist auch ein zeitlicher Versatz von rund 1,5 Wochen zu erkennen. Beim Vergleich der Neuaufnahmen auf der Intensivstation mit den gemeldeten Fallzahlen kann festgestellt werden, dass der zeitliche Versatz der Hochpunkte in etwa fünf Tage beträgt. Der stärkere Anstieg der Fallzahlen hätte sich demnach bereits in den Neuaufnahmen auf der Intensivstation widergespiegelt.

Abb. 12: belegte Intensivbetten mit Personen mit positivem COVID-19-Test (rot) und ohne postivem COVID-19-Test (blau), freie Intensivbetten (grün) und Notfallreserve (orange)

Anfang September 2020 waren etwas über 200 Intensivbetten der rund 21.500 belegten Intensivbetten durch Patienten mit positivem Covid-19-Test belegt. Obwohl die Zahl der durch Patienten mit positivem Covid-19-Test belegten Intensivbetten bis zum 03.01.2021 um mehr als 5.500 anstieg, stieg die Zahl der insgesamt belegten Intensivbetten nur um rund 1.000.

Bis zum 10.03.2021 fielen die durch Patienten mit positivem Covid-19-Test belegten Intensivbetten um rund 3.000, dennoch fiel die Zahl der insgesamt belegten Intensivbetten um weniger als 500. Seitdem stiegen die durch Patienten mit positivem Covid-19-Test belegten Intensivbetten bis zum 08.04.2021 um wieder rund 1.750, die insgesamt belegten Intensivbetten stiegen dennoch nie um mehr als 300.

Es zeigt sich, dass die Zahl der insgesamt belegten Intensivbetten nicht mit derselben Zahl wächst oder fällt, wie es die Zahl der durch Patienten mit positivem Covid-19-Test belegten Intensivbetten tut. Deshalb ist davon auszugehen, dass diese Feststellung auch bei einem erneuten Anstieg zu beobachten sein wird. Selbstverständlich spiegeln die Zahlen nur die Intensivbettenkapazitäten wider und nicht die Situation des Pflegepersonals.

Laut DIVI Intensivregister tritt dieses Verhalten auf, weil die Kliniken vom Regelbetrieb auf den Notbetrieb umstellen. Demnach werden planbare Operationen abgesagt bzw. verschoben und andere Patienten früher als üblich auf andere Stationen verlegt.

Auch bei den Zahlen zu den belegten Intensivbetten gibt es Probleme bei der zeitlichen Vergleichbarkeit. Mit der Zeit wurden alle Personen, die stationär in Krankenhäusern aufgenommen wurden, standardmäßig auf Covid-19 getestet. Dadurch gab es Zufallsentdeckungen, weil beispielsweise Schwangere vor ihrer Entbindung getestet wurden oder auch Personen, die wegen eines Unfalls eingeliefert wurden.

Für die Krankenhäuser mag die Unterscheidung keine große Rolle spielen, da auch diese Patienten isoliert werden müssen. Für die korrekte Lagebeurteilung zu Personen, die wegen Covid-19 auf den Intensivstationen liegen, ist das allerdings problematisch.

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