Wasserkraft: Wie Laos zur Energiedrehscheibe werden will

Symbolbild Staudamm mit Kraftwerk

Symbolbild Staudamm mit Kraftwerk: KI

Laos setzt stark auf Wasserkraft und will zur Batterie Südostasiens werden. Das Land plant bis 2030 rund 100 neue Kraftwerke am Mekong.

Den erneuerbaren Energiequellen Wind und Sonne wird vielfach vorgeworfen, dass sie zu volatil seien, um eine sichere Stromversorgung gewährleisten zu können, und die dringend benötigten Stromspeicher werden noch immer politisch behindert. Für die weniger volatile Quelle Wasserkraft fehlen in Deutschland jedoch verfügbare Standorte, und an den bislang schon genutzten Standorten muss die Leistung reduziert werden, um die Durchgängigkeit der Gewässer zu sichern.

Aktuelles Beispiel dafür ist die Fischaufstiegshilfe an Landsbergs Staustufe 15 am Lech, die jetzt für 6,5 Millionen Euro gebaut wird, damit Fische und andere Wasserlebewesen die Höhendifferenz von 8,5 Metern überwinden können. In Ländern, in welchen die Wasserkraftnutzung noch am Anfang steht, kann man dagegen schon beim Bau auf diesen ökologisch bedeutenden Faktor achten.

Die Demokratische Volksrepublik Laos verfügt in dem aus China kommenden und in Vietnam in der Nähe von Ho-Chi-Minh-Stadt ins Südchinesische Meer mündenden Mekong über eine gewaltige Quelle an erneuerbarer Energie. Aber bislang leben in dem Land mit 7,5 Millionen Einwohnern zu wenige Verbraucher, die elektrische Energie abnehmen. Gekocht wird weithin mit Gasflaschen, deren Butan/Propan Füllung landläufig als Cooking Gas bezeichnet wird.

Auch Südostasien stellt auf Erneuerbare um

Elektroherde, wie sie in Deutschland eingesetzt werden, verkraftet das laotische Stromnetz wegen deren hoher Anschlussleistung nicht, und der Strombedarf für Beleuchtungszwecke hält sich aufgrund preiswerter LED-Lampen aus dem Nachbarland China in sehr engen Grenzen. Auch der industrielle Strombedarf ist eher bescheiden.

Die Strompreise für die einheimische Bevölkerung in Laos sind so niedrig, dass sie den Betrieb von Kraftwerken nicht gestatten. Geber von Entwicklungshilfe übernehmen zwar die Investitionskosten beim Bau von Wasserkraftanlagen, weigern sich aber, die laufenden Betriebskosten zu tragen. Der minimale Strompreis in Laos hat chinesische Investoren dazu bewogen, sogar Zementwerke mit Elektrizität zu betreiben.

Der größere Strombedarf liegt am gegenüberliegenden Ufer des Mekong. Länder wie Thailand oder Kambodscha haben aufgrund des Klimawandels, der zunehmenden Industrialisierung durch Fertigungsverlagerung aus Japan und China sowie der Verkehrselektrifizierung einen steigenden Strombedarf. Elektrifiziert werden die inzwischen zahlreichen Metrosystemen der thailändischen Hauptstadt Krung Thep, aber zunehmend auch der Pkw-Verkehr.

Thailand und Kambodscha profitieren

Daher begrüßt Thailand die Nutzung des Mekong zur Stromerzeugung und investiert sowohl in Wasserkraftwerke als auch in moderne Stromnetze, die die tagelangen Stromausfälle seltener machen. Und für Laos, das die Wasserkraftwerke selbst kaum finanzieren kann, bietet die Nutzung des Mekongs eine Möglichkeit, dringend benötigte Devisen zu verdienen, um von den Auslandsschulden nicht erdrückt zu werden.

Laos ist schon heute der größte Energieexporteur der Region und will mit noch mehr Wasserkraftwerken am Mekong zur "Batterie Südostasiens" werden.

Laos verfolgt mit der Wasserkraft am Mekong einen ambitionierten Plan. Bis 2030 sollen etwa 100 Wasserkraftwerke in Betrieb genommen werden und erneuerbare Energie für die ganze Region liefern. Dass dies Eingriffe in die Umwelt bedingt, ist kaum verwunderlich.

Ambitionierter Entwicklungsplan

Aber um Industrie ansiedeln zu können, benötigt man jenseits der elektrischen Energie auch qualifizierte Arbeitskräfte. Da hat Laos mit seiner jungen Bevölkerung zwar viel Potenzial, muss aber dringend sowohl in die Ausbildung als auch in die Gesundheitsversorgung seiner Bürger investieren. Hier hat man gegenüber seinem Nachbarn Thailand noch gewaltigen Nachholbedarf.

Welche Bedeutung Investoren der Verbesserung der laotischen Schulbildung bei den Investoren beimessen, zeigt das Beispiel des japanischen Optikkonzerns Nikon, der 2013 ein Komponentenwerk in der Provinz Savanakhet erreicht hat. Schon bald darauf etablierte das Unternehmen ein Schulprojekt in der Region.

Früher sind zahlreiche laotische Arbeitsmigranten in die Nachbarländer abgewandert und haben mit ihrem Verdienst ihre Familien zu Hause unterstützt. In der Folge von Corona ging die Arbeitsmigration jedoch zurück und auch die wirtschaftliche Entwicklung kam seither nicht wieder in Schwung. Die "Batterie Südostasiens" zu werden, ist für Laos auf absehbare Zeit möglicherweise die letzte verfügbare Entwicklungsmöglichkeit.

Deutsche Kritik ist geschichtsvergessen

In Deutschland wird diese Entwicklung kritisch gesehen, weil die einheimische Bevölkerung bislang nur wenig von der Wasserkraftnutzung profitiert. Aus deutscher Sicht erscheint auch das Engagement des großen Nachbarn China gefährlich, weil die chinesischen Infrastrukturprojekte das Land überfordern könnten.

Dabei hat gerade Deutschland mit der Elektrifizierung Bayerns die Erfahrung gemacht, dass es nach dem Ausbau der für die Industrialisierung dringend benötigten Wasserkraft kaum noch naturbelassene Flüsse im Alpenvorland gab. Doch ohne die Wasserkraft wäre Bayern heute ein agrarisch geprägtes Bundesland mit möglicherweise noch mehr idyllischen Winkeln, aber ohne industrielle Arbeitsplätze.

Obwohl Deutschland zugunsten seiner wirtschaftlichen Entwicklung auf zahlreiche Naturschönheiten verzichtet hat, kommt ausgerechnet von hier nun die Forderung, dass Laos jetzt auf andere erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne statt auf Wasserkraft setzen solle und dafür Investoren finden müsse.

Von deutscher Seite hat Laos da jedoch nichts zu erwarten, weil der Anlagenbau für die Stromerzeugung aus Wind und Sonne fest in chinesischer Hand ist.