Watergate-Einbrecher: Das geheimnisvolle Leben des "American Spy" E. Howard Hunt

Seite 2: Agent für alle Fälle

Der 1918 in New York geborene Everette Howard Hunt jr. war im Zweiten Weltkrieg dem Kriegsgeheimdienst Office for Strategic Studies (OSS) zugeteilt worden, wo er eine Ausbildung im Knacken von Schlössern und Codes sowie im Nahkampf erhielt. Nach dem Krieg gewann Hunt ein Stipendium für Literatur. Da seine Versuche als Drehbuchautor für Hollywood scheiterten, hielt sich Hunt in der Organisation des Marshall-Plans über Wasser.

1950 heuerte er bei der 1947 gegründeten CIA an und baute deren Station in Mexiko City auf, die neben Berlin und Wien als Hauptstadt der Spione galt. Dort gründete Hunt antikommunistische Frontgruppen, verwanzte Botschaften und infiltrierte die Kommunistische Partei Mexikos. Damals rekrutierte er den später höchst erfolgreichen konservativen Schriftsteller William F. Buckley jr., mit dem ihn lebenslang eine Freundschaft verband.

Im Rahmen der psychologischen Kriegsführung der CIA organisierte Hunt über den Marshall Fund die verdeckte Finanzierung der Zeichentrick-Verfilmung von George Orwells "Animal Farm" (1954), um plakativ den Kommunismus als Lebenslüge zu entlarven.

Hunt arbeitete im "Dirty Tricks Department" der CIA. Er wirkte 1954 am erfolgreich inszenierten Staatsstreich in Guatemala mit, bei dem die Weltpresse trickreich mit fingierten Beweisen gefüttert wurde. Nutznießer war die United Fruit Company gewesen, die 95 Prozent von Guatemalas Wirtschaft kontrollierte. Anwälte und Mitaktionäre der United Fruit Company waren CIA-Chef Allen Dulles und Außenminister John Foster Dulles, die in der Regierung Eisenhower das Kabinett kontrollierten. John Foster Dulles, dessen Anwaltskanzlei für die US-Industrie das Auslandsgeschäft organisiert, kontrollierte sowohl die Republikanische Partei als auch das Kabinett Eisenhower. Auch Allen Dulles sah sich stets als über seinen Präsidenten stehend.

In der CIA schloss Hunt 1957 enge Freundschaft mit Richard Helms. Der Karriere-Geheimagent sprach fünf Sprachen fließend, hatte u.a. in Deutschland studiert und als Journalist einmal Hitler interviewt. Im Zweiten Weltkrieg fungierte Helms im Kriegsgeheimdienst als rechte Hand von Allen Dulles und behielt diese Position auch in der von Dulles aufgebauten CIA bei.

Hunt traf Vizepräsident Nixon erstmals 1958 persönlich, bei einer Südamerikareise fungierte er für ihn als Übersetzer. Als CIA-Direktor Allen Dulles 1959 seine Memoiren "The Craft of Intelligence" zu Papier brachte, unterstützte ihn der schriftstellerisch begabte Hunt.

Nach dem Muster der erfolgreichen Staatsstreiche in Guatemala und im Iran wollte Vizepräsident Nixon auch auf Kuba wieder ein US-freundliches Regime installieren. Als "Eduardo" spielte Hunt in Miami eine führende Rolle beim Aufbau exilkubanischer Oppositionsgruppen sowie einer Geheimarmee. Seine Freundschaft mit Exilkubanern stand für ihn nicht im Widerspruch zu seinem tief verwurzelten Rassismus, den er lebenslang pflegte. Im Vertrauen auf Hunt, der sich auf Kennedy berief, gingen viele der ca. 1.300 Exilkubaner in der Schweinebucht in Gefangenschaft oder Tod. Hunt sah sich und die Kubaner von Kennedy verraten.

Nach dem epochalen Fehlschlag mussten etliche Direktoren die CIA verlassen. Hunt wurde lediglich von den Kuba-Programmen abgezogen. Sein Kollege William King Harvey, Leiter des Secret Teams für schmutzige Sachen wie politischen Mord, wurde während Kubakrise nach einem Wutausbruch gegen Kennedy nach Europa versetzt (William King Harvey und die Lizenz zum Töten).