Wespen-Terror im Sommer: Was gegen die Quälgeister wirklich hilft
Insekten über süßen Speisen: Mit einigen Tricks lassen sich die Plagegeister in Schach halten. Warum wir Wespen akzeptieren sollten.
Wer an warmen Sommertagen draußen bei Kaffee und Kuchen sitzt, wird häufig von ungebetenen Gästen heimgesucht: Wespen klettern in Biergläser und machen sich über den Kuchen her. Vom Geruch von Nahrungsmitteln angelockt, kommen sie an den Essenstisch und werden aggressiv, wenn man sie verscheuchen will. So bedienen sie sich gerne an süßen und proteinreichen Speisen.
Kommt einem eine Wespe zu nahe, ist unbedingt Ruhe zu bewahren. Am besten bleibt man ruhig stehen oder entfernt sich langsam, denn Wespen fühlen sich von hektischen, schnellen Bewegungen bedroht. Nicht mit den Armen schlagen oder anpusten. Denn ausgeatmetes Kohlendioxid macht Wespen aggressiver.
Nach einem Stich hilft es, eine rohe halbe Zwiebel auf die Stelle zu drücken, denn sie wirkt entzündungshemmend oder den Stich mit einem in ein Handtuch eingeschlagenen Eiswürfel zu kühlen. Gefährlich sind Wespenstiche für Allergiker oder für jemanden der unabsichtlich ein Tier verschluckt hat. Treten körperliche Reaktionen wie Schwindel, Herzrasen, Atemnot oder Übelkeit auf, sollte man sofort den Notarzt aufsuchen.
Intensiv riechende Pflanzen werden von Wespen gemieden
Neben geschmortem Kaffeesatz, mit Gewürznelken gespickten Zitronenscheiben und Räucherstäbchen sollen auch die Gerüche bestimmter Pflanzen helfen, Wespen fernzuhalten, etwa einige Zweige Rosmarin oder ein schöner Topf mit dem mediterranen Küchenkraut.
Die stark riechenden Blätter der Duftgeranie halten die Wespen ebenso auf Abstand wie die mentholhaltigen Duftstoffe der Minze: Kleine Sträußchen mit Minze-Zweige oder frisch zerriebene Blätter Zitronenmelisse, die zitronige Düfte verströmen, mögen Wespen überhaupt nicht.
Ebenso wenig wie Duftkerzen mit Citronella-Duft, Nelkenöl oder Teebaumöl.
Sowohl Lavendel als auch Ringelblume blühen zur Hauptwespenzeit im Spätsommer.
Eine Ansaat Ringelblumen im Garten oder um die Terrasse sieht gut aus, riecht gut und hält die Wespen fern. Es genügt, ein kleines Sträußchen Ringelblumen oder Lavendel auf den Tisch zu stellen. Die dekorativen Pflanzen gedeihen auch gut im Kübel auf dem Balkon. Auch den Geruch von Basilikum und Knoblauch mögen Wespen nicht besonders, ebenso wenig wie den intensiven Geruch von Tomaten.
Wespen bestäuben Pflanzen und vertilgen Schädlinge
Die erwachsenen Tiere fast aller Wespenarten ernähren sich vorwiegend von Blütennektar, dem Honigtau der Blattläuse und weiteren kohlenhydrathaltigen Pflanzensäften. In der Regel fliegen die Wespen den Nektar von Pflanzen mit eher flachen und leichter erreichbaren Blüten an, denn ihre Mundwerkzeuge sind recht kurz und können kaum in tiefere Blüten eindringen. Wenn sie Blüten aufsuchen, bleibt ein Teil der Pollen an ihnen hängen, den sie an andere Blumen weitergeben.
Einige Arten jedoch ziehen ihre Brut mit Nektar auf. Bei der Nektarsuche bestäuben Falten- und Schlupfwespen Wildkräuter und Obstbaumblüten. Im Gegensatz zu Bienen bestäuben Wespen selbst dann Blüten, wenn es kühler ist oder wenn es regnet. Auch fliegen sie andere Blütentypen an als Bienen. So werden Braunwurzgewächse, Efeu und Ragwurz fast ausschließlich von Wespen bestäubt. Wespen verwerten Fallobst, indem sie es fressen.
Die meisten Arten ernähren sich und ihre Larven von Blattläusen sowie kleineren Insekten wie Mücken, Raupen, Fliegen und toten Tieren, darunter von typischen Fraßschädlinge von Kulturpflanzen. Andererseits dienen sie selbst Vögeln oder Spinnen als Nahrung.
Von hunderten Wespenarten sind nur wenige sozial lebend
Die sozial lebenden Arten bilden – ähnlich wie die Hummeln – Sommerstaaten. Eine Königin gründet im nach der Winterruhe im März/April ihr Volk mit dem Bau der ersten Wabe. Im Gegensatz zu den Honigbienen bauen Wespen ihre Waben nicht aus selbstproduziertem Wachs, sondern aus gesammeltem Holz.
Die Waben hängen als Etagen übereinander, wobei die Larven kopfüber in den unten offenen Zellen hängen. Die Königin legt in jede Zelle ein Ei und versorgt die schlüpfenden Larven mit erbeuteten Insekten. Die Larven verpuppen sich anschließend und schlüpfen – rund vier Wochen nach der Nestgründung – als Arbeiterinnen, die den weiteren Ausbau des Nestes und die Brutversorgung übernehmen, während sich die Königin auf die Eiablage beschränkt.
Sie ernähren sich vor allem von süßem Futter von Baumsäften, Blütennektar, Fallobst oder menschlichen Nahrungsmitteln.
Im Sommer werden größere Wabenzellen gebaut, in denen Jungköniginnen und Männchen (aus unbefruchteten Eiern) herangezogen werden. Nur die jungen Königinnen überwintern nach der Paarung. Die alte Königin, die Männchen und das Volk sterben im Herbst ab.
Das leere Nest wird im nächsten Jahr nicht wieder besiedelt. Eine Ausnahme bilden Feldwespen: Sie besiedeln die Nester aus dem vorherigen Jahr wieder. Stechen können nur die Weibchen. Übrigens ist das Gift von Hornissen – ausgenommen für Insektengiftallergiker – nicht gefährlicher als das anderer Wespen.
Es gibt kaum noch natürliche Nistmöglichkeiten
Dem BUND zufolge gibt es hierzulande rund 630 Wespenarten. Die meisten leben solitär, das heisst, ein Weibchen versorgt alleine ihre Brut. Die sozial lebenden Wespen, deren größte Vertreterin mit bis zu vier Zentimetern Körperlänge die Hornisse (Vespa crabro) ist, teilen sich in drei Gruppen: Langkopfwespen, Kurzkopfwespen sowie Echte Wespen und Hornissen.
Die allermeisten Arten verhalten sich friedlich gegenüber Menschen, solange ihr Nest nicht bedroht wird. Die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe jedoch geraten immer wieder in Konflikt mit den Menschen. Diese bevorzugen als Dunkelhöhlenbrüter geschützte, warme, enge und dunkle Hohlräume: verborgen im Erdboden in Form von Mäuse- oder Maulwurfsbauten, in oder an Gebäuden, in Nischen und Zwischenräumen, hinter Verschalungen und Rollladenkästen, unter Dächern und auf Dachböden.
Als einzige Art baut die seltene Mittlere Wespe (Dolichovespula media) ihre konisch geformten Nester mit bis 30 Zentimeter Durchmesser freihängend in Büschen oder an Gebäuden. Doch in den planierten und ausgeräumten Landschaften finden Wespen fast keine Möglichkeiten mehr zum natürlichen Nestbau.
Wespen stehen unter allgemeinem Schutz
Ein paar Arten finden sich zu dem auf der Roten Liste bedrohter Tiere und Pflanzen. Diese stehen nochmal unter besonderem Schutz. Nur wenn "vernünftiger Gründe" vorliegen, ist es erlaubt, sie zu bekämpfen. Zudem verbietet das Bundesnaturschutzgesetz bei allen wild lebenden Tieren die Zerstörung von Nestern, Belästigung und Tötung "ohne vernünftigen Grund".
Man darf weder einfach so ein Wespennest aus dem Garten oder vom Haus entfernen noch eigenhändig umsiedeln. Besser sucht man bei erfahrenen Imkern oder Naturschutzverbänden um Rat oder lässt das Wespennest von einem Experten umsiedeln.
Nach den ersten frostigen Nächten können jedoch leere Wespennester entfernt und die Stelle gründlich gesäubert werden, damit die Wespenkönigin sie im nächsten Jahr nicht am Geruch wiedererkennt.
Insektenfreundliche Gärten mit heimischen Wildblumen eignen sich übrigens sehr dafür, um Wespen von menschlicher Nahrung abzulenken. Außerdem locken blühende Gärten auch viele andere bestäubende Insekten an.
Und diese Maßnahmen helfen
Bis dahin helfen einige Maßnahmen, um die Belästigung durch Wespen gering zu halten:
- Fenster mit Insektengittern versehen;
- Speisen im Freien gut abdecken und Getränke nicht offen stehen lassen;
- Gläser vor dem Trinken kontrollieren,
- Wespe mit zerstäubtem Wasser besprühen, zieht sie sich wegen des vermeintlichen Regens zurück;
- Teller mit überreifem Obst wie Weintrauben in einigen Metern Entfernung aufstellen;
- stark riechende Deos, Cremes und Parfums vermeiden, dunkle Kleidung tragen;
- im Garten regelmäßig Fallobst aufsammeln und reife Früchte ernten.