Zurück in die Gartenstädte

Prince Charles darf nach der mit Krier zusammen entworfenen Mustersiedlung Poundbury nun eine Ökostadt bauen

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Prinz Charles darf seine schon lange geplante Ökostadt Sherford an der Südwestküste in Devon bauen. Vorgesehen sind bis 2020 5.500 Häuser für 12.000 Bewohner, die in ihrer umweltfreundlich gebauten Siedlung mit viel Grün auch einen "neuen Lebensstil" entwickeln und 7000 Arbeitsplätze vorfinden sollen.

Ökostadt Sherford. Bild: princes-foundation.org

Die "grünste" Stadt Großbritanniens wird nicht ganz, aber weitgehend autofrei sein, für eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel soll gesorgt werden, fußgängerfreundlich sollen die wichtigsten Dinge in einer Gehdistanz von 400 m oder 5 Minuten Gehzeit zu finden sein. Um dies zu realisieren soll die Stadt in entsprechende Stadtteile mit jeweiligen Zentren gegliedert werden. Neben möglichst vielen Arbeitsplätzen soll denn auch sonst alles in der weitgehend autonomen Stadt vorhanden sein, um unnötige Fahrten zu vermeiden. Grundlage der Planung ist die "Logik einer traditionellen Marktstadt".

Ökostadt Sherford. Bild: princes-foundation.org

Die meisten Baumaterialen will man aus der näheren Umgebung besorgen. Die CO2-Emissionen sollen möglichst klein gehalten werden. Die Stadt wird architektonisch nach dem Geschmack des Prinzen traditionell errichtet, keines der Gebäude wird höher als fünf Stockwerke werden, insgesamt soll eine Mischung an unterschiedlichen Gebäudeformen mit unterschiedlichen Nutzungen für Vielgestaltigkeit sorgen. Drei Viertel der Gebäude werden mit Solaranlagen ausgestattet, eine gute Wärmeisolierung ist Pflicht. Die Hälfte des Stroms soll aus erneuerbaren Energien stammen, vor allem aus der geplanten Windanlage mit 120 m hohen Windrädern. Im Park soll es einen Bio-Bauernhof geben, auf vielen der Dächer soll Gras wachsen, andere werden mit einer dünnen Schicht von Steinen bedeckt, um für Insekten und Vögel attraktiv zu sein. Und die Gebäude sollen ebenso wie die gesamte Stadt 100 Jahre halten und dann noch ansehnlich sein.

Retro-Idylle Poundbury. Foto: Prince of Wales

Alles in allem, Prinz Charles hält an der Vision der britischen Gartenstädte fest. Man zieht aufs Land und versiegelt dort Flächen in Wohnformen des 19. Jahrhunderts, anstatt "grüne" Siedlungen in verdichteten Stadträumen für das urbane Leben zu entwickeln. Zusammen mit dem Architekten Leon Krier, der den Masterplan entwarf, hatte Prinz Charles bereits das Konzept für den neuen Stadtteil Poundbury von Dorchester entwickelt. Auch dieses Städtchen wurde schon als nachhaltige Siedlung mit einigen Ökohäusern geplant und soll die Vision vom kleinstädtischen Leben in einer Gemeinschaft und in traditioneller "schöner" Architektur umsetzen.

Hauptplatz in Pounbury. Foto: Prince of Wales

Mit dem Bau wurde 1993 begonnen, 2025 soll das ästhetisch auf alt designte Städtchen für 5000 Bewohner fertig gestellt sein. Jetzt leben etwa 1200 Menschen und arbeiten 800 in Poundbury, 20 Prozent der Wohnungen sind Sozialwohnungen. Auch hier setzte die Stadtplanung auf gemischte Viertel, in denen Wohnen, Einkaufen, Arbeiten und Freizeit nicht räumlich getrennt sind, und sollte der Mensch den Vorrang vor dem Fahrzeug haben, weswegen meist schmale, kurvige Straßen angelegt wurden. Angeblich hat sich das Fahrverhalten aber nicht verändert.