Zurück zu den Wurzeln

Für den George Bush International Airport in Texas sollen im Stil der Neighbourhood Watch berittene Bürger nach Verdächtigem Ausschau halten

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In Texas kehrt man zu den Wurzeln der amerikanischen Tradition zurück. Da die islamistischen Terroristen ihre Schulungen in unwegsamen Gelände und Höhlen der Gebirge Afghanistans durchgemacht haben, um dann mit Passagierflugzeugen Gebäude zu zerstören oder mit Bombenanschlägen mitten in den Städten verheerende und blutige Anschläge auszuführen, kann man zum Schutz der modernen Verkehrsinfrastruktur auch wieder auf das Cowboy-Pferd kommen.

Irgendwie so könnte ein eifriger Sicherheitsbeauftragter des Houston Airport mit patriotischem Sinn inmitten der herrschenden Sicherheitshysterie gedacht haben. 1997, als die USA noch von Präsident Clinton regiert wurde und sich die Lewinsky-Affäre allmählich anbahnte, wurde der Houston Airport zum George Bush Intercontinental Airport/Houston (IAH) umgetauft. Damit wollte man allerdings nicht den jetzigen Präsidenten und früheren Gouverneur von Texas, sondern dessen Vater ehren.

Da seit dem 11.9. die USA - das Heimatschutzministerium zieht die Dauerwarnung der "erhöhten Gefährdung" vor - von weiteren Terroranschlägen bedroht ist. Müssen auch die Flugplätze in Texas geschützt werden. Flugplätze sind groß. Der IAH umfasst 11.000 acres (44 Quadratkilometer), ist also ein unübersichtliches Gelände (immerhin 10 Mal so groß wie die Ranch von George W. Bush). Und da in den USA die Idee der freiwilligen (Überwachungs-)Dienste Tradition hat, also die Bürger sich wie in der Neighbourhoodwatch um ihre eigene Sicherheit kümmern oder die Grenze zu Mexiko kontrollieren, kam man auf die Idee, so auch den Flughafen besser zu sichern.

Landesweit hatte Justizminister Ashcroft mit ähnlichen Ideen zwar Schiffbruch erlitten, aber sie leben weiter und finden ihren lokalen Niederschlag ("Augen und Ohren von Amerikas Trucker-Armee"). Beim Flughafen hat man direkt auf die alte Tradition der Cowboys angeschlossen und die Airport Rangers gegründet. Der Sicherheitsexperte Bruce Schneier hat in The Register auf diese skurrile Initiative aufmerksam gemacht, die bei Bush und Cheney sicherlich Anklang findet, auch wenn man sich Ashcroft oder Condoleeza Rice nicht so gut auf einem Pferd mit Cowboyhut vorstellen kann.

This is a win-win situation. Local horsemen and women have a pristine location to ride and the airport has extra eyes and ears in areas that most security patrols can not easily access.

Flughafendirektor Rick M. Vacar

Auf Pferden sollen nämlich Freiwillige das Flughafenareal außerhalb der Umzäunung auf extra angelegten Routen mit einer Gesamtlänge von 25 Meilen abreiten, um nach Verdächtigem und Verdächtigen Ausschau zu halten. Das diene der Sicherheit und fördere zudem die Gemeinschaft - und schaut auch wildromantisch nach dem Leben im Marlboro-Land aus, wenn man sich die Fotos der Rangers ansieht. Pferde haben womöglich auch den Vorteil, dass man von ihnen erstaunlicherweise nicht so leicht fällt wie von modernen Hightech-Fahrrädern. Gerade erst wird wieder einmal kolportiert, ist Reiter und Jogger Bush von einem 3100-US-Dollar-Mountain-Bike gefallen, als er über seinen großen Besitz einen steilen Abhang hinunter fuhr und sich dann überschlagen hat. Herausforderer Kerry toppt allerdings die Ausrüstung mit einem 8000-US-Dollar-Bike.

Wer Ranger werden und einen Ausweis mit einem Lichtbild erhalten will, mit dem er Zugang zu bestimmten Arealen erhält, muss zuerst einen Antrag ausfüllen. Neben der Angabe persönlicher Daten muss der künftige Ranger versichern, dass er nicht Mitglied einer Terrororganisation ist, aber auch keiner Gruppe angehört, die Gewalt gegen die USA und ihre Bürger oder gegen andere Staaten propagiert. Schneier bemerkt dazu süffisant, dass damit auch Politiker von der Teilnahme bei den Rangers ausgeschlossen sein würden, die den Krieg gegen den Irak befürwortet haben.

Obwohl durch diese Erklärung die Gefahr schon einmal minimiert wurde, muss der Antragsteller noch die Erlaubnis für alle möglichen Hintergrundüberprüfungen geben. Ist alles klar, erhält er seinen Ausweis, ein Regelheft sowie eine Landkarte und muss noch ein Video anschauen, das zeigt, nach welchen verdächtigen Zeichen Ausschau gehalten werden soll. Unbedingt erforderlich ist ein Handy, um Verdächtiges gleich melden zu können, Angehörige der Polizei sollen auch ihre Waffen mitführen.