Arktis noch immer zu warm

Gebrochenes Eis in der Weddell Sea. Bild: J. Beitler/National Snow and Ice Data Center

Über dem Polarmeer friert es nicht stark genug. Die Folge: Das Eis bleibt relativ dünn und auch seine Fläche liegt weit hinter dem jahreszeitlich Üblichen zurück

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In weiten Teilen der Arktis ist es weiter für die Jahreszeit viel zu warm. Zwar liegen die Temperaturen dort, wenn man einmal von der Barentssee nördlich von Skandinavien absieht, schon seit Wochen unter Null Grad, wie tagesaktuell hier zu sehen ist. Allerdings sollte es im Zentrum der Arktis, über dem Arktischen Ozean, wesentlich stärker frieren. Die Abweichung der Temperatur vom Mittelwert der Jahre 1979 für den jeweiligen Tag und Ort liegt über dem größeren Teil des Eises bei plus zehn Grad Celsius und mehr.

Die Folge, wie schon vor zwei Wochen geschildert: Das Eis bleibt relativ dünn und ist im nächsten Sommer leichtere Beute für Sonne und Stürme. Natürlich immer vorausgesetzt, die gegenwärtigen Bedingungen halten noch länger an.

Das Nationale Schnee- und Eisdaten Zentrum der USA (National Snow and Ice Data Centre, NSIDC) hat nun eine Bilanz für November vorgelegt und spricht von einem neuen Niedrigrekord bei der Eisbedeckung (siehe Grafik). Nicht nur bei der Dicke hinkt das Eis hinterher, auch die Bedeckung hat in dieser Saison viel langsamer als je zuvor seit dem Beginn der Satellitenmessungen zugenommen.

Verursacht werden die hohen Temperaturen in der Arktis durch ungewöhnliche südliche Winde östlich von Grönland, die im November vorgeherrscht hätten. Die Winde hätten auch zum Teil den Eisrand zurückgedrängt, wodurch Mitte November sogar zeitweise das weitere Wachstum der arktischen Eisfläche aufgehalten wurde. Außerdem seien auch die Wassertemperaturen in der Barentssee und in der sich östlich daran anschließenden Karasee außergewöhnlich hoch.

Einen Eindruck über die vergleichsweise hohen Temperaturen in der Arktis liefert eine Grafik des Dänischen Meteorologischen Instituts. Dargestellt sind dort die jeweiligen gemittelten Tagesmitteltemperaturen über dem Gebiet nördlich des 80. Breitengrades.

Die Temperatur ist in Grad Kelvin dargestellt, was nur den Unterschied hat, dass der Nullpunkt in der Kelvinskala ein anderer ist. Nullgrad Celsius ist als blaue Linie eingezeichnet; die aktuelle Temperatur ist rot dargestellt und zum Vergleich dazu der Mittelwert für die Jahre 1958 bis 2002. Letzteres ist eine ungewöhnlich lange Referenzperiode, für deren Wahl keine Begründung angegeben wird.

Man sieht auch an dieser dänischen Grafik deutlich, wie ungewöhnlich warm Herbst und Winter bisher in der Arktis verlaufen sind und kann zu dem – auf die Jahreszahlen links in der Darstellung klickend – auch den Vergleich zu vorhergehenden Jahren anstellen.

In der Summe haben diese Bedingungen dazu geführt, dass die mittlere Meereisfläche im November mit großem Anstand die niedrigste seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen ist. Auch in alten Karten, die auf den Meldungen von Wetterstationen und Schiffen basieren und weniger präzise sind, wird man sehr lange suchen müssen, um einen vergleichbaren Vorgang zu finden.