Klimastreiks am Freitag: Weltweit in über 1.000 Städten

Proteste der Fridays-for-Future-Bewegung. Bild: fridaysforfuture.de

In Deutschland ging es auf den Klimademos am Freitag viel um den Ukraine-Krieg, in Bangladesch nahm man hingegen die reichen Länder in die Verantwortung

Die Klimastreiks der Schüler gehen weiter. Am gestrigen Freitag gingen Aktivist:innen erneut weltweit für eine effektive Politik gegen den Klimawandel auf die Straße. Die Teilnehmerzahlen waren beachtlich, wenn auch nicht so groß, wie in Vor-Pandemie-Zeiten.

Die Veranstalterinnen und Veranstalter sprechen für Deutschland von mehr als 220.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in über 300 Städten. Dabei hat es die vermutlich größte Demonstration mit gut 22.000 Menschen (Veranstalterangaben) in Berlin. In einem langen Demozug ging es über die Spree am Bundestag und Kanzleramt vorbei zum Brandenburger Tor.

Die Auftaktkundgebung vor dem Bundeswirtschaftsministerium war ganz dem Krieg in der Ukraine gewidmet. Die Forderung, den Import von Öl, Gas und Kohle aus Russland sofort einzustellen, fand viel Anklang. Kritik am Deal mit Katar war vereinzelt auf Schildern und Transparenten zu lesen, von der Bühne allerdings nicht zu vernehmen.

Überhaupt bekam man den Reden lauschend den Eindruck, dass die Welt eigentlich ein recht friedlicher Ort wäre, wenn es nicht den russischen Angriff auf die Ukraine gäbe. Auch Kritik an der rassistischen Sortierung der Kriegsflüchtlinge und den Diskriminierungen der Menschen ohne ukrainischen Pass, die ebenfalls flüchten mussten, war in Berlin nicht zu vernehmen.

Ganz anders klang es da auf der Hamburger Demo:

"Lasst uns nicht mehr zuschauen, sondern wirklich hinsehen. Es liegt an uns, diese Solidarität mit den Ukrainer:innen zu feiern und sie für alle Kriegsbetroffenen einzufordern. Es liegt an uns, weltweiten Frieden in Kiew, Damaskus und in Kabul zu fordern."
Elisa Baş, Sprecherin von Fridays for Future

Die nördlichste Aktion deutscher Teilnehmer gab es auf Spitzbergen, wo sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung an den Klimaprotesten beteiligten. Auch am anderen Ende der Welt, in der deutschen Neumayer-Station in der Antarktis, solidarisierte man sich. Weitere Aktionen gab es unter anderem in Frankfurt am Main, in Flensburg, in Bremen, in Paderborn, in Karlsruhe, in Aachen, in Freiburg und in Dortmund.

Viele Aktionen machten deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler und anderen Klimaschützer – in Berlin waren ein paar vereinzelte Gewerkschaftsfahnen und Transparente von Umweltverbänden zu sehen – ihre Geduld mit der Bundesregierung verlieren.

"Jeden Tag zahlt die Ampel Millionen für Kohle, Öl und Gas aus Russland und finanziert so Putins Krieg. Sie zeigt damit nicht nur, dass sie Krisen nicht gerecht werden kann, sondern ignoriert auch die Menschen, die täglich leiden. Eine Antwort auf den Krieg muss der Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern bis spätestens 2035 sein. Statt bei Autokraten in Katar neues Gas zu kaufen, braucht es jetzt Milliarden für den Ausbau der Erneuerbaren, Wärmepumpen und des ÖPNV."
Jule Pehnt, Sprecherin von Fridays for Future

Weltweit gab es in über 1000 Städten Proteste, darunter in Bangladesch, wo gegen den Bau von Kohlekraftwerken und für Entschädigung für die vom Klimawandel angerichteten Schäden durch die vermögenden Länder demonstriert wurde.

Weitere Aktionen gab es in Freetown (Sierra Leone), in Manila (Philippinen), in Nairobi (Kenia), in Göteborg (Schweden), in Uganda, wo sich der Protest gegen den Bau einer Erdölpipeline durch den französischen Konzern Total richtete, in Paris (Frankreich), in Ljubljana (Slowenien), in New York City (USA) und in Dublin (Irland). Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet über Aktionen in Jakarta, Rom und Neu-Delhi.

In der Schweiz gab es an neun Orten Demonstrationen, wie die dortigen Veranstalterinnen und Veranstalter vom "Klimastreik" berichten. Im Mittelpunkt habe die Kritik an Plänen für neue Gaskraftwerke gestanden.

"Für den Klimastreik ist deswegen klar, dass es einen massiven Ausbau von erneuerbaren Energien braucht und der Bau von Gaskraftwerken in der Schweiz gestoppt werden muss. Nur so ist eine friedliche und nachhaltige Zukunft möglich."
Anna Lindermeier vom Klimastreik Zürich