Licht und Schatten über der Solarindustrie

Weltweit geraten PV-Hersteller in Bedrängnis, wegen einbrechender Gewinne. Überkapazitäten verhageln die Bilanzen, führen jedoch zu Preisverfall, der den Weltmarkt beflügelt

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Nicht nur hierzulande, auch in China brechen die Gewinne der Solarindustrie ein, wie die Beijing Review berichtet. Der Grund: Weltweit wurden, angeheizt durch hohe Gewinnmargen und ein schnelles Wachstum der Nachfrage, gewaltige Überkapazitäten errichtet.

In China hat sich die Zahl der Hersteller innerhalb von drei Jahren auf über 500 verfünffacht. Selbst die ganz großen unter ihnen, wie LDK Solar und Suntech, kämpfen mit Verlusten, und viele mittelständische Unternehmen werden die derzeitige Überproduktionskrise vermutlich nicht überleben. Erschwert wird ihre Situation auch dadurch, dass sie kaum noch Kredite bekommen, denn die Regierung hat angesichts von Inflationsängsten die entsprechenden Bedingungen verschärft.

Die großen Solarunternehmen, so der Bericht der Beijing Review, setzen jedoch ungeachtet voller Lager weiter auf Expansion. Offensichtlich im festen Vertrauen auf das weitere Wachstum des Weltmarktes und wohl auch in der Gewissheit, gegebenenfalls politische Unterstützung zu bekommen.

Derlei sorgt in den USA gerade für einige Aufregung, weil chinesische Subventionen angeblich den US-Herstellern das Leben schwer machen. Auch die deutsche SolarWorld AG hat sich jenseits des großen Teichs an einer Lobbyaktion beteiligt, die inzwischen zu einer formalen Untersuchung des US-Wirtschaftsministeriums geführt hat. Allerdings ist die Unterstützung strategischer Industriezweige auch hierzulande oder in den USA gängige Praxis, man denke nur an den Kohlepfennig, die Werfthilfen oder zuletzt die Abwrackprämie.

Unterdessen sind die Überkapazitäten für potenzielle Anlagenkäufer eher gute Nachrichten, denn die Preise purzeln. Im Schnitt liegen sie derzeit ein knappes Drittel niedriger als zu Jahresbeginn und ein Ende des Abwärtstrendes ist noch nicht in Sicht.

Die sinkenden Preise führen dazu, dass der Weltmarkt weiter wächst. Marktbeobachter der Beratungsfirma IMS Research schätzen, dass in diesem Jahr rund um den Globus 24 Gigawatt (GW) neuer PV-Leistung in Betrieb geht, was eine Zunahme von 24 Prozent bedeuten würde. Der größte Teil des Wachstums findet allerdings außerhalb Europas statt, das bisher der wichtigste Abnehmer für Solaranlagen war.

Nicht zuletzt China trägt zu diesem Wachstum bei, nachdem dort nun auch Einspeisevergütungen festgeschrieben wurden. Bei IMS Research rechnet man mit bis zu 2,5 GW Neu-Installationen in der Volksrepublik. Insgesamt finde weltweit eine Diversifizierung der Märkte statt. Das heißt, der Absatz wächst in zahlreichen Ländern und werde es im nächsten Jahr vermutlich noch stärker. 2011 gibt es immerhin schon 20 Staaten, in denen mehr als 100 Megawatt neuer PV-Leistung ans Netz geht.

Deutschland wird in diesem Jahr hinter Italien mit 25 Prozent voraussichtlich nur noch der zweitgrößte Markt sein. Im vergangenen Jahr waren noch gut 38 Prozent der weltweit neu installierten Leistungen auf deutschen Dächern und Industriebrachen gelandet.

Hierzulande wird das letztjährige Rekordergebnis von 7,408 GW Zubau sicherlich verfehlt werden. Bis September waren 3,358 GW neuinstalliert, was immer noch ein recht passables Zwischenergebnis ist.