Sei social, wenn Du einreist

Ach herrje, jetzt reicht es nicht mehr, wenn man aus freien Stücken bei der Einreise in die USA seine kommunistische Vergangenheit preisgibt. Jetzt wollen sie auch noch die Social-Media-Accounts sehen. Wenn die wüssten

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Es war schon immer ein wenig schwieriger, in die USA einzureisen, dazu braucht es keinen Zaun an der Südgrenze der Vereinigten Staaten. Jeder von uns, der schon länger dort einreist, kennt noch das Dilemma während des Anflugs auf New York, Los Angeles, Seattle oder Miami: die grüne Karte im Jetlag ausfüllen. Und das in einem Zustand, der einem nicht mehr ganz präsent macht, ob man nun Fritz oder Hans oder Gertrud heißt. Ganz zu schweigen von Fragen nach der kommunistischen Vergangenheit oder den terroristischen Absichten.

Nicht dass diese Fragen, die ja schon vor 09/11 exitistert haben, jemals einen Terroristen abgehalten hätten, die USA zu besuchen. Unter uns, so viele scheinen das ja auch nicht gewesen zu sein (jaja, alles gut verhindert, klar, ich meine ja nur ...). Aber nun reichen auch die über 20 Datenfelder nicht mehr aus, die man mit dem elektronischen Visum von sich gibt.

Seit vergangener Woche gilt auch die Angabe der eigenen Scoial Media Konten als notwendig.

Jetzt mal ganz unter uns einreisenden Gesangsbrüdern und -schwestern, wenn ich im Anflug auf Atlanta gerade noch eine Ahnung habe, in welches Land ich einreise, dann bin ich froh, dass mich niemand mehr vor Ort nach meinem Twitteraccount löchert. Den kenne ich doch schon im europäisch-normalen Umfeld kaum noch. Sowas hat man im Cache, nicht im Gedächtnis. Und da kann mir der nordamerikanische Staat noch so sehr mit Konsequenzen drohen: Ich habe keinen blassen Schimmer mehr, unter welchen kruden Namen ich wo und wie etwas in Facebook ablege. Noch dazu kann ich mich auch nicht mehr an die Passwörter erinnern, falls die auch noch jemand wissen will. Da muss man schon den NSA fragen. Die wissen das sicher auch besser als ich, dafür werden sie ja bezahlt. Sollen auch mal ran, die alten Heimatschützer.

Das wäre ja alles noch gut und schön, aber nun kommt auch noch FlexTime auf mich zu. Das ist so ein Service, mit dem man seinen Freunden einen Online-Chat mit einem von 40 US (Halb-)Promis vorgaukeln kann. Und wenn ich da jetzt nicht bombastisch aufpasse, kriegen die Grenzbeamten Kim Kardashian und mich zu Gesicht. Dabei ist das natürlich ein Fake. Ich würde nie so ungeschminkt vor die Kamera. Also ehrlich. Schon gar nicht bei der Einreise.

Nein, in Zeiten von Fake-Social Media Accounts und Fake Content können die doch im Ernst nicht mehr erwarten, dass da alles mit rechten Dingen geshared ist, was unter meinen Namen zu finden ist. Da mag vielleicht neben mir einer zum heiligen Krieg aufrufen. Aber das war dann sicher nur ein gehackter Server von FlexTime der Le Bron gegen irgendeinen Mullah ausgetauscht hat und das jetzt auch noch witzig findet.

Versprochen, ich schicke eine Ansichtskarte aus Guantamo Bay, wenn man mich da ans Messer liefert. Natürlich ist das ein Fake. Und liebe USA: lasst Euch beim Kontrollieren bitte etwas Sinnvolleres einfallen. Neben dem klitzekleinen Ding, das sich Meinungsfreiheit nennt kann ich Euch einfach nicht versprechen, dass ich zumindest irgendwelche Anstandsregeln auf dem Social Media Account einhalte. Dazu sind die einfach nicht gemacht. Fragt Mark Zuckerberg