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Im Internet parodieren Web-Sites die Klon-Hysterie - und ein dpa-Journalist fällt auf den Fake herein

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Wollen Sie einen Klon?

Dann wenden Sie sich nicht nur an Richard Seed oder an Clonaid des Sektenchefs Rael, angeblich die erste Firma zum Klonen von Menschen und zum Archivieren von menschlichen Genen für die spätere Verwendung, sondern denken Sie auch an das neue Unternehmen Dream Technologies.

Dream Technologies entwendete das Klonen den Superreichen und brachte es der Welt. Eine weitere Hürde auf dem Weg zur wirklichen Zivilisation ist überwunden worden.

Elvis-Klon

Dream Technologies bietet an, nicht nur aus eigenen Zellen günstig und mit hohen Standards Klone herzustellen, sondern auch Prominentenklons. Die sind natürlich teuerer, weil doch die Prominenten eine heißbegehrte Ware darstellen. Eine Cindy Crawford ist mit 80000 Dollar veranschlagt, 007 Pierre Brosnan mit 65000. Dafür erhält man den Marlboro-Mann schon für 850, John F. Kennedy für 500 und einen frühen Michael Jackson für lächerliche 300 Dollar. Robert Redford habe man nicht aufgenommen, weil der als Kind unleidlich gewesen sei und man den Kunden nur das Beste anbieten wolle. Natürlich kann man sich von einem Embryo einen Backup zulegen oder noch schnell das Geschlecht wechseln. Wer unbedingt will, darf auch Tiere klonen lassen und so wunderbaren Vermehrung von Pandas und anderen beitragen. Dinosaurier sind leider noch keine im Angebot, dafür aber Ersatzmütter zum Austragen des Klons. Das Bestellformular enthält einige Klauseln, die bedenklich stimmen: Man erkennt an, daß der Klon dem Original hinsichtlich seines Verhaltens, seiner Persönlichkeit und Identität nicht ähneln muß, und räumt ein, daß Dream Technologies nicht dafür verantwortlich ist, wenn der Klon sich in einen fetten, anti-sozialen und undisziplinierten Kerl verwandelt.

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Designer-Klon

Das alles ist natürlich nur ein Scherz, der witzig und hintersinnig aufgezogen wurde. Und wer genau liest, der wird die Ironie überall durchschimmern sehen. Man muß schon ganz schön dumm sein, um zu glauben, daß Dream Technologies schon über 30000 Menschen geklont habe, was fett auf der Homepage steht. Und schließlich sagen die Erzeuger der Web-Site selbst, daß es sich um ein Fake handelt und sie nur zur Diskussion anregen wollen, weil die Gesetze zu schnell beschlossen würden und noch keine wirkliche öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema stattgefunden habe. Eine ähnliche ironische Site ist die von Clone Inc.. Hier bietet man Klons mit Zertifikaten an, die bestätigen, daß alle unerwünschten Eigenschaften des Originals entfernt wurden. Wem ein ganzer Klon zu teuer ist, er sich auch keinen King Elvis leisten kann, der kann auch auf geklonte Körperteile zurückgreifen.

Doch im Web ist vieles möglich. Offenbar sind auch bereits einige auf den Fake hereingefallen. Ein Thilo Resenhoeft, der für die dpa am 23.1.98 um 4 Uhr - um 10.42 noch unverändert - eine Meldung mit dem Titel: Cindy Crawford-Klon zum Superpreis - schrille Realität im Internet geschrieben hatte, war sich anscheinend nicht ganz sicher. Im Computernetz, in dem auch er seine Meldung lanciert, werde bereits das Klonen von Menschen angeboten. Journalistisch routiniert, schreibt der nach Aufmerksamkeit heischende Autor natürlich nur, daß die "Firma" - das glaubt er schon - behaupte, der erste und einzige Klon-Anbieter zu sein.

Leider würde auch bei anderen Anbietern stets nur eine Kontaktaufnahme über elektronische Post angeboten. Wohl wahrscheinlich doch ein wenig verunsichert, schreibt der kritische Journalist am Schluß seiner Meldung: "Mittlerweile kann fast jeder derartige Angebote programmieren und sie anonym oder unter falschem Namen weltweit zugänglich machen. Zumindest diese Seiten lassen sich - elektronisch - beliebig klonen." Und die Journalisten, stets gierig die Netz durchwandernd, um Spektakuläres zu entdecken, müssen jetzt auch noch erst im "schrillen Internet" überprüfen, ob etwas wahr oder nur ein Fake ist. Vielleicht mögen sie auch deshalb das Internet nicht so gerne und stürzen sich immer wieder auf die dunklen, trügerischen und unübersichtlichen Seiten des neuen Mediums, während die Welt in den alten und kontrollierten Medien noch in Ordnung ist.