Rumsfeld, Kim und die Nukes

US-Verteidigungsminister Rumsfeld war Aufsichtsrat bei ABB, als der Technologiekonzern den Zuschlag für den Bau von zwei Atomreaktoren in Nordkorea erhielt

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Als Gegenleistung für den Verzicht auf sein Atomwaffenprogramm wurde Nordkorea 1994 die Unterstützung beim Bau von zwei Atommeilern zugesichert. Geliefert hat auch der schwedisch-schweizerische Technologiekonzern ABB. In dessen Aufsichtsrat hat von 1990 bis zu seiner Berufung als Verteidigungsminister der USA elf Jahre später auch ein gewisser Donald Rumsfeld gesessen.

Kann sein, kann aber auch nicht sein - so lautet die Antwort von ABB auf die Frage, ob Donald Rumsfeld in seiner Funktion als Aufsichtsrat des Technologiekonzerns Kenntnis vom 200 Millionen Dollar Deal mit Nordkorea hatte, den der Konzern im Frühjahr 2000 an Land ziehen konnte. Wie das schweizerische Newsportal swissinfo vor einigen Tagen berichtete, mag man sich bei ABB nicht genau erinnern, in wessen Zuständigkeit der Liefer- und Unterhaltsvertrag für die zwei Atomkraftwerke in Kumho an der Ostküste Nordkoreas lag. Mit einem Umfang von 200 Millionen Dollar habe es sich um einen eher kleinen Auftrag gehandelt, der nicht zwingend vor den Aufsichtsrat gelangt sei. Auch im Pentagon mag man sich nicht daran erinnern, ob der heutige Verteidigungsminister von der heißen Lieferung nach Nordkorea Kenntnis gehabt hätte. "Minister Rumsfeld kann sich nicht daran erinnern, dass das Geschäft vor den ABB-Aufsichtsrat gebracht wurde", zitierte das US-Magazin Newsweek jüngst eine Pentagon-Sprecherin.

Das Geschäft von ABB mit Nordkorea geht auf das Jahr 1994 zurück. Damals hat die Clinton-Administration ein Abkommen mit Pjöngjang ausgehandelt, das ein Einfrieren des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms vorsah. Als Gegenleistung verpflichteten sich die USA, die EU und Südkorea, das Land beim Bau von zwei Leichtwasser-Atomkraftwerken zu unterstützen. Waffenexperten meinen, dass mit den Reaktoren auch Material für sogenannte "Dirty Bombs" gewonnen werden könnte. Als im vergangenen Herbst Nordkorea die Wiederaufnahme des Atomwaffenprogramms bekannt gab, geriet die atomare Appeasement-Politik Clintons gegenüber Nordkorea durch die Bush-Administration massiv unter Beschuss (Update: Die US-Regierung hat dem Kongress die Informationen über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm vorenthalten). Zu den lautesten Kritikern gehörte Paul Wolfowitz, Stellvertreter von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld.

ABB ist unterdessen beide Sorgenkinder los. Rumsfeld sitzt im Pentagon und die Nuklearsparte des Konzerns wurde noch im Jahr 2000 an die britische BNFL Group verkauft.