BER: spät - und unprofitabel?

Auch optisch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit: Der Flughafen Berlin-Brandenburg. Foto: Muns. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Luftfahrtbehörde erlaubt Inbetriebnahme des Willy-Brandt-Flughafens zum 31. Oktober

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Vor 27 Jahren wurde in Berlin ein neuer Flughafen geplant. Seit 14 Jahren wird an ihm gebaut. Und seit neun Jahren sollte er eigentlich fertig sein.

Aber die geplanten Inbetriebnahmetermine mussten mehrmals verschoben werden: unter anderem wegen Mängeln beim Brandschutz (mit dem man es anderswo nicht so genau nimmt), beim Licht (das sich nicht ausschalten ließ und für elf Millionen Euro umgebaut wurde), bei den Rolltreppen und Gepäckbändern (die man zu kurz bestellt hatte), bei den Kabeltrassen (in denen sich Hitze staute), bei den Ventilatoren (die für die Decken zu schwer waren) und wegen 1.000 falsch gepflanzter Bäume (von denen 600 wieder herausgerissen und neu eingesetzt wurden).

Bei "Mischbelegungen" in Kabelschächten und anderen Mängeln setzt man dem Chef der FBB-Objektüberwachung zufolge "am Ende auf das Entgegenkommen von Sachverständigen und Behörden" (vgl. Noch 11.519 Mängel, aber die Entrauchungsanlage funktioniert).

"Nach menschlichem Ermessen

Nun scheint es, als ob die nach dem verstorbenen SPD-Politiker Willy Brandt benannte Anlage nach sieben Fehlstarts am 31. Oktober 2020 tatsächlich in Betrieb genommen werden kann: Gestern ging den Angaben der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH nach die letzte dazu erforderliche Genehmigung ein: das "Betreiberzeugnis" der Gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg (LuBB). Dem Geschäftsführungsvorsitzenden Engelbert Lütke Daldrup zufolge steht nun "nach menschlichem Ermessen […] einer Eröffnung des BER am [Monatsletzten] nichts mehr entgegen".

Allerdings wird dann ein Teil der eigentlich für eine Eröffnung 2011 ausgelegten Technik des nur mehr sehr relativ "neuen" Berliner Flughafens bereits veraltet sein (vgl. Berlin: BER-Betreiber bestätigt Berichte über neue Mängel). Dazu, wann und für wie viel Geld deshalb Modernisierungen anstehen, schweigt die GmbH bislang Insgesamt kostete der Bau statt der anfangs veranschlagten 1,7 Milliarden Euro, wenn man so will, "eine 1 weniger" - nämlich sieben Milliarden.

"Immer eine riesige Umsatzlücke"?

Darüber hinaus ist auch nach einem Ende der weltweiten Anti-Corona-Maßnahmen ein rentabler Betrieb nicht gesichert. Das glauben unter anderem der Projektentwickler Wilfried von Aswegen, der Gutachter Friedrich Thießen und Frank Welskop, der ehemalige Wirtschaftsausschussvorsitzende der Landesentwicklungsgesellschaft Brandenburg. Durch den hohen Anteil von Billigflügen wird der BER-Flughafen Welskops Ansicht nach "immer eine riesige Umsatzlücke haben" und "nicht in der Lage sein, auch nur in die Nähe der Gewinnschwelle zu kommen".

Damit die Kosten des Betriebs gedeckt sind, wären seiner Rechnung nach "mindestens 800 Millionen Euro Umsatz nötig" - mit der geplanten Kapazität von 22 oder 27 Millionen Passagieren wird das seine Meinung nach bei weitem nicht erreicht. Selbst wenn man alle anderen Berliner Flughäfen schließen und 33 Millionen Passagieren haben würde, käme man lediglich auf die Hälfte: 400 Millionen Euro (vgl. Willy-Brandt-Flughafen: Unrentabler Betrieb absehbar?).

Tegel wird am 8. November zugemacht

Einer der anderen Berliner Flughäfen, Tegel, soll bereits am 8. November schließen. Trotz einer entgegenstehenden Volksabstimmung, bei der sich die Berliner Bürger 2017 mit einer Mehrheit von 56 Prozent für einen Weiterbetrieb aussprachen. Die Landesregierung in der Hauptstadt setzt sich über diesen Bürgerentscheid einfach hinweg.

Das letzte Flugzeug, das in Tegel am 8. November abgefertigt wird, soll eine Air-France-Maschine sein. Andere Fluggesellschaften ziehen bereits in den Tagen davor um, wobei die Berliner Logistiker sehr davon profitieren, dass wegen der Coronakrise viel weniger Betrieb herrscht als vor dem Frühjahr 2020. Lufthansa, Easyjet, Qatar Airways und Turkish Airlines wollen den Willy-Brandt-Flughafen bereits am Eröffnungstag nutzen.

Bei den ebenfalls dafür vorgesehenen Firmen United Airlines, Delta Airlines, American Airlines, Air Canada, Hainan Airlines und dem Singapurer Billigfluganbieter Scoot ruht derzeit der Betrieb in der deutschen Hauptstadt ebenso wie der von Alitalia, El Al, Egypt Air, Aeroflot, Rossiya, Belavia, Georgian Airways, Flyegpyt, Iraqi Airways, Bulgarian Air Charter, MHS Aviation, Tailwind Airlines, Tuifly, Norwegian, S7 Airlines, Royal Air Maroc, Royal Jordanian, Ukraine International und Pobeda.

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