Budd Boetticher und die Ranown-Western

Ride Lonesome

Teil 2: Meisterwerke des Minimalismus

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Teil 1: Ride Lonesome

Boettichers Arbeit wurde dadurch erleichtert, dass er einen souveränen Profi wie Randolph Scott an seiner Seite hatte. Scott war nicht nur durch Dutzende von Western geritten, er hatte das damit verdiente Geld auch klug in Ölquellen und Immobilien investiert und war einer der reichsten Männer Hollywoods (in den Drehpausen las er das Wall Street Journal). Er musste keinem mehr etwas beweisen und gehörte nicht zu den Stars, die eifersüchtig darüber wachten, dass sie die längsten Dialoge und die meisten Großaufnahmen hatten. Bezeichnend sind die Dreharbeiten zu Ride Lonesome. Pernell Roberts, der später als Adam Cartwright in Bonanza weltberühmt wurde (und leider vor einigen Wochen gestorben ist), spielt den Banditen Sam Boone, James Coburn (in seiner ersten Filmrolle) seinen Kumpanen Wid. Scott gefiel Coburns Art. Er war dafür, ihm ein paar zusätzliche Dialogzeilen zu geben. Boetticher und Kennedy machten die Rolle größer und schrieben eine neue Szene, die zu den berührendsten der sechs Filme gehört. Boone träumt davon, auf der eigenen Ranch ein ehrliches Leben führen zu können. Wid möchte dort gern für ihn arbeiten. Boone sagt, dass das nicht in Frage komme. Sie seien Freunde, und deshalb werde er Wid zu seinem Partner machen. Wid staunt darüber, dass ihn der Mann, mit dem er seit fünf Jahren auf der Flucht vor der Polizei durch die Wüste reitet, sympathisch findet. Das ist eine der schönsten Liebesszenen, die es im Western gibt. Sie ist voll großer Gefühle und ohne jede Sentimentalität.

Kratzer in der Ritterrüstung

Weil Scott, geb. 1903, so uneitel war, hatte er auch kein Problem damit, einen Mann seines Alters zu spielen (Leinwandhelden wie Gary Cooper war das nicht gegeben). Dadurch wurde es möglich, die Frauenrollen nicht mit rasch verglühenden Starlets zu besetzen, sondern mit Darstellerinnen, die eine eigene Geschichte mitbrachten. In The Tall T spielt Maureen O'Sullivan, von 1932 bis 1942 Tarzans Jane und Mutter von sieben Kindern (darunter Mia Farrow), die Tochter eines reichen Minenbesitzers, die vom Buchhalter Willard Mims nur wegen ihres Geldes geheiratet wird. Die meisten Western-Regisseure hätten der Versuchung nicht widerstehen können, sich über die ältliche Jungfer lustig zu machen und so ein paar billige Lacher des Publikums zu bekommen. Boettichers Inszenierung nimmt sie ernst und erweist ihr in jeder Szene den gebührenden Respekt. Das gilt, unter umgekehrten Vorzeichen, auch für den Gatten.

The Tall T

Als Doretta und Willard Mims in die Hände von Banditen geraten, verrät der feige Ehemann, dass seine Frau einen reichen Vater hat, von dem man Lösegeld erpressen kann. Nachdem die Geldübergabe vereinbart wurde, lässt der Bandenchef Willard scheinbar gehen. Statt bei seiner Frau zu bleiben nimmt der Mann, der nur sein Leben retten will, dankbar an. Alle wissen, was nun kommen wird. Die anderen Männer sehen Mims dabei zu, wie er wegreitet. Boetticher zeigt ihre Gesichter. Ganz ohne Worte erfahren wir, was in ihren Köpfen vorgeht und was sie für Menschen sind. Pat Brennan (Scott), der nie eine Frau in den Händen von Banditen zurücklassen würde, ist angeekelt. Usher (Richard Boone), der sadistische Anführer der Bande, bleibt lässig und leicht spöttisch. Billy Jack (Skip Homeier), der alles einfach mitmacht, verzieht keine Miene. Chink (Henry Silva), der psychopathische Killer, versucht unberührt zu wirken und kann doch kaum die Vorfreude unterdrücken. Dann sagt Richard Boone fast beiläufig einen Satz, der in die Westerngeschichte eingegangen ist: "Bust him, Chink." Und Chink macht Willard Mims kaputt wie angeordnet. Voller Lust schießt er ihn tot. In einer Filmminute und einem Satz haben wir mehr über die Figuren erfahren als durch zehn Drehbuchseiten voller Dialog.

The Tall T

Burt Kennedys knappe Sätze würden auch den hartgesottenen Krimihelden von Dashiell Hammett alle Ehre machen. "Warum hast du ihn erschossen?" fragt Randolph Scott in Seven Men Lee Marvin. Die Antwort: "Warum nicht?" Einige dieser Dialoge wiederholen sich, oder sie werden von Film zu Film variiert. Das gehört zum Konzept des Gesamtkunstwerks "Ranown" und erklärt sich nicht daraus, dass Kennedy zu faul war, sich neue Sätze auszudenken. Die Entsprechung zu Richard Boones "Bust him, Chink" findet man am Anfang von Seven Men. Da sagt Randolph Scott, dass er nicht stören wolle, als er zu den Mördern seiner Frau in die Höhle kommt: "Don't mean to be busting in on you, but ..." Gemeint ist das genaue Gegenteil. Er ist nur gekommen, um sie zu töten (to bust them). Boetticher und Kennedy hatten viel Freude daran, solche Beziehungen herzustellen. Zusammen ergeben die Filme ein aus vielen Steinchen zusammengesetztes Mosaik. Es gibt Sätze des Helden, die der Bandit in einem anderen Film wörtlich wiederholt wie ein Zitat. Dadurch schrumpft der Abstand zwischen dem Guten und dem Bösen. Chink ist übrigens der Kratzer in der strahlenden Rüstung des Helden, sein schwacher Punkt (a chink in his armor).

Seven Men from Now

Die ersten 22 Minuten von The Tall T spielen sich ausschließlich im hellen Licht der Sonne ab. Dann steht die Kamera plötzlich im Inneren der Postkutschenstation. Das Dunkle ist der Ort des Bösen. Im Dunkel des Hauses warten die Banditen auf die Kutsche. Die Entsprechung ist die Hütte in den Bergen, da haben die Banditen ihr Versteck. Aber im Dunkel der Hütte steht jetzt der Held und schaut nach draußen auf die Schurken, die er töten wird. Bei dieser Hütte tauschen die Figuren die Position. Einmal wird die schlafende Heldin zärtlich zugedeckt, damit sie nicht friert. Das macht Richard Boone, der Bandenchef. Und einmal wird ihr die Bluse aufgerissen. Das macht Randolph Scott. In einem Film, dessen Charaktere sich durch ihre Taten definieren, heißt das, dass der Gute und der Böse austauschbar werden. Kennedy und Boetticher hatten kein Interesse daran, die übliche Geschichte vom strahlenden Helden zu erzählen, der den finsteren Bösewicht erschießt und dafür die schöne Heldin kriegt.

The Tall T

Paul Schrader, der das Drehbuch für ein beinahe mit Arnold Schwarzenegger (kein Witz) verfilmtes Remake von Seven Men geschrieben hat, ist der Meinung, dass Randolph Scott in diesen Filmen einen verklemmten Puritaner mit Sexualneurose spielt. Festzustellen ist, dass er in den sechs Ranown-Western nur ein einziges Mal eine Frau küsst (in The Tall T) und dass keiner mit der obligatorischen Liebesszene endet. Das heißt aber nicht, dass die Sexualität in ihnen keine Rolle spielen würde. Im Gegenteil. Es wird sogar alles abgedeckt, von zarter Liebe bis Eros und Thanatos. Das drückt sich nur nicht immer in der üblichen Formel boy meets girl aus.

Orgasmus, Hausarbeit und rote Unterwäsche

Einen der zartesten Momente gibt es in Seven Men, wo Annie (Gail Russell) und Ben (Scott) gemeinsam ins Bett gehen. In den prüden 1950ern konnte man das natürlich nicht so zeigen, wie es hier steht. Damals schickte sich die ewige Jungfrau Doris Day an, ihre größten Erfolge zu feiern, indem sie gegen (den schwulen) Rock Hudson ihre Unschuld verteidigte, und in den Schlafzimmern der Film-Ehepaare stand zwischen den Betten ein Nachtkästchen. Boetticher musste sich also etwas einfallen lassen. Das Problem löste er so: Es regnet. Gail Russell verbringt die Nacht im Planwagen. Unter dem Wagen hat sich Randolph Scott ein Lager zurechtgemacht. Beide sind sich der Anwesenheit des Partners sehr bewusst. Sie unterhalten sich ein wenig (das wirkt sehr zärtlich), dann macht Scott das Licht aus. Es wird finster. Der Held und die Heldin liegen übereinander, und das nicht einmal in Missionarsstellung (Gail Russell ist oben).

Seven Men from Now

Ride Lonesome, einer der dunkelsten der sechs Filme, widmet sich dem anderen Ende des Spektrums. Der Bandit Frank (Lee Van Cleef) hat vor Jahren die Frau von Ben Brigade (Scott) vergewaltigt und sie dann an einem Galgenbaum aufgehängt. Brigade richtet es so ein, dass dieser Galgenbaum zum Ort der Abrechnung wird. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder, Frank stellt sich zum Duell, und einer von den beiden wird erschossen. Oder Franks Bruder stirbt genauso an diesem Baum wie Brigades Frau. Wenn der Gehängte sich nicht gleich das Genick breche, sagt Brigade, werde er noch eine Weile baumeln - und zum durch die Strangulation hervorgerufenen Samenerguss kommen, ist gemeint. Boetticher zeigt hier ziemlich unverblümt, dass bei solchen Rachegeschichten auch die Lust am Töten eine Rolle spielt. Es ist erstaunlich, dass dieser Film 1959 so in amerikanischen Kinos laufen durfte (zumal in der Provinz, wo Randolph Scott sein treuestes Publikum hatte).

Ride Lonesome

Oder ist das mit der ultimativen Ejakulation durch Stranguliertwerden eine Überinterpretation? Vielleicht wusste Boetticher davon nichts (Nagisa Oshimas Skandalfilm Im Reich der Sinne war noch nicht gedreht). In dem Fall hätte er James Coburn fragen können, der das rund um einen verdorrten, phallisch aufregenden Baum stattfindende Fruchtbarkeitsritual vom Gebüsch aus beobachtet. Coburn hatte vorher in einer Dramatisierung von Herman Melvilles Billy Budd auf der Bühne gestanden. Da ist der letzte Orgasmus ein wichtiges Thema, wenn der Titelheld am Schluss gehängt wird. Der Mann, den Randolph Scott im Auftrag von Regisseur Budd (Boetticher) in Ride Lonesome aufhängt, heißt natürlich Billy. Bei den Ranown-Filmen muss man immer mit beunruhigenden Subtexten rechnen, die man so nicht erwarten würde. Dem Orgiastischen am Tod widmeten sich im nächsten Jahrzehnt Regisseure wie Arthur Penn (Bonnie and Clyde) und Sam Peckinpah (The Wild Bunch). Das galt als etwas völlig Neues. Boetticher war schon dagewesen. Ganz ohne Zeitlupe, und wie immer tief in der amerikanischen Kultur verwurzelt (der Urahn seiner Rache-Western ist Melvilles Moby-Dick).

Weil das Leben nicht nur aus Orgasmen besteht, gibt es auch sehr schöne, ruhige Szenen des häuslichen Beisammenseins. Das geht halbwegs klassisch los und wird dann variiert. Irgendwann beginnt man, sich zu fragen, wer eigentlich das Paar ist? Dafür gibt es einige visuelle Orientierungspunkte. Boetticher, der über den Stierkampf zum Film kam, geht sehr sparsam mit Signalfarben um. Deshalb ist es umso wirkungsvoller, wenn Gail Russell in Seven Men plötzlich ein rotes Kopftuch trägt. Sie tut das in der Szene, in der ihr Randolph Scott beim Wäschewaschen hilft. An der Leine hängen zwei rote Wäschestücke. Das ist fast schon zuviel und doch gerechtfertigt, weil der Hausmann Scott die traditionelle Western-Welt ordentlich in Aufruhr versetzt.

Seven Men from Now

In The Tall T sieht man Scott und den von Richard Boone gespielten Schurken beim morgendlichen Kaffeetrinken (Scott ist ein Morgenmuffel und schlecht gelaunt). Boone redet darüber, dass er Doretta (Maureen O'Sullivan) attraktiv finde, obwohl sie aussehe wie ein Mauerblümchen. Aber er träumt vom Leben auf einer Ranch. Eine solche Ranch besitzt Randolph Scott. Den scheinen Boones Träumereien so zu beunruhigen, dass er zum ersten und letzten Mal in den sechs Filmen die Heldin küsst. So versichert sich der Mann seiner Männlichkeit. Aber die Signalfarbe hat Boetticher dem Banditen zugeteilt. Er trägt ein rotes Hemd.

The Tall T

Ride Lonesome zeigt Pernell Roberts und James Coburn bei morgendlichen Verrichtungen. Roberts rasiert sich (Coburn nicht) und schwärmt von der Heldin. Aber Coburn trägt die rote Unterwäsche. Am Ende darf er Roberts' Partner werden, der diesmal die kleine Ranch besitzt. Boetticher propagiert damit nicht die Homo-Ehe. Er geht nur demokratisch mit seinen Figuren um. Jeder kann in diesen Filmen alles werden: der Gute, der Böse, der Liebhaber und die Geliebte. Traditionelle Rollenzuschreibungen stellt das ebenso in Frage wie die üblichen Schwarz-Weiß-Muster. Der Gestus der moralischen Überlegenheit ist Boetticher ganz fremd. Der von Pernell Roberts gespielte Bösewicht heißt übrigens Boone wie der Darsteller des Bösewichts in The Tall T. Auch so verwischt man Grenzen.

Ride Lonesome

Sieben Leichen im Gelobten Land

In der Regel ist das sehr ironisch. In Comanche Station, dem abstraktesten der Filme, trägt Randolph Scott einen Namen, der überdeterminierter kaum sein könnte: Jefferson Cody. Thomas Jefferson, Hauptautor der Unabhängigkeitserklärung und 2. Präsident der USA, war der Führer der "Radikalen" (Vorläufer der Republikanischen Partei). Nach der Unabhängigkeit von England traten die Konservativen für die Entwicklung eines urban und industriell geprägten Staates im Osten des Kontinents ein. Jefferson hatte die Vision von einem sich bis zum Pazifik erstreckenden Agrarstaat, machte sich für die Erschließung des Westens stark und kaufte Frankreich 1803 das Louisiana Territory ab (große Teile des Gebiets, in dem die meisten Western spielen). William F. Cody war der bürgerliche Name von Buffalo Bill, Symbolfigur des großen Büffeltötens und Vermarkter des Wilden Westens als Zirkusattraktion.

Außer Atem

Bleiben wir einen Moment bei Boettichers Beziehung zu den großen Western-Mythen. Dafür müssen wir kurz in Paris vorbeischauen. In Jean-Luc Godards Außer Atem gehen Jean Seberg und Jean-Paul Belmondo in Paris ins Kino, um sich den neuen Film von Budd Boetticher anzusehen (Westbound). Sie tun das, weil André Bazin, der Mentor der Nouvelle Vague, 1956 in der Zeitschrift Cahiers du Cinéma (August/September) eine inzwischen legendäre Kritik zu Seven Men from Now veröffentlicht hatte. Überschrift: "Ein exemplarischer Western". "Das ist", schreibt Bazin, "der intelligenteste Western, den ich kenne, aber auch der am wenigsten intellektuelle; der am meisten verfeinerte und der am wenigsten ästhetische; der einfachste und der schönste." Und weiter:

Meine Bewunderung für Budd Boetticher veranlasst mich nicht zu der Annahme, Budd Boetticher sei der größte Western-Regisseur - obwohl ich das als Möglichkeit nicht ausschließen will -, sondern schlicht zu der Feststellung, dass dieser Film wohl der beste Western ist, den ich seit dem Krieg gesehen habe. [...] Was es zunächst an Seven Men from Now zu bewundern gilt, ist das Drehbuch, das die tour de force zustande bringt, uns trotz seiner rigoros klassischen Handlung ständig zu überraschen. Keine Symbole, keine philosophischen Implikationen, nicht ein Schatten von Psychologie, nichts als ultrakonventionelle Charaktere, verwickelt in überaus vertraute Vorgänge, aber in einer äußerst erfinderischen und raffinierten Weise an ihren Platz gestellt, mit einer Mobilisierung von Details, die jede Szene interessant machen.

Bazins Kritik war der Beginn der Boetticher-Begeisterung in Frankreich, wo sein Name von nun an regelmäßig in Listen mit den besten amerikanischen Regisseuren auftauchte. Wenn die Franzosen nicht so unermüdlich für ihn gekämpft hätten, wären er und seine Filme womöglich längst vergessen. Aber Bazin und seine Schüler prägten auch das bis heute vorherrschende Bild von einem intelligenten, aber unintellektuellen Budd Boetticher, der formal brillante Western drehte, ohne sich für die Mythologie des Genres zu interessieren. Das ist ein Missverständnis, das sich vielleicht daraus erklärt, dass er so unaufdringlich ist (und auch ein wenig daraus, dass die meisten Europäer nicht mehr über die amerikanische Geistesgeschichte wissen als die meisten Amerikaner über die europäische).

Boettichers Meisterwerke verzichten auf alle epischen Ereignisse in der amerikanischen Geschichte, denen die klassischen Western ihr Material verdanken. Sie erzählen nicht vom Bau der Eisenbahn wie John Fords The Iron Horse oder Cecil B. DeMilles Union Pacific, vom großen Treck nach Westen wie Raoul Walshs The Big Trail, von Rinderbaronen wie Howard Hawks' Red River und nicht vom Entstehen einer Stadt mit Kirche und Schullehrerin wie Fords My Darling Clementine. Beim Minimalisten Boetticher, der genauso belesen war wie Ford (und es genauso ungern zugab, weil es nicht zur Selbstdarstellung passte), funktioniert das anders.

Die Geschichte des Wilden Westens beginnt 1540. Damals überquerte Francico Vasquez de Coronado im Auftrag des spanischen Vizekönigs von Mexiko den Rio Grande und stieß über das heutige Kansas bis nach Colorado und Nebraska vor. Sein Auftrag: Er sollte die "sieben goldenen Städte von Cibola" finden, von denen kalifornische Indianer spanischen Reisenden erzählt hatten. Die sieben goldenen Städte blieben unauffindbar, doch das Unternehmen hatte Folgen. Coronado führte den ersten Viehtreck durch den Wilden Westen. Zu seiner Expedition gehörten 250 Reiter, 500 andalusische Rinder und 1000 Pferde. Als er umkehrte, ließ er die meisten Tiere zurück. Sie vermehrten sich schnell. Das war der Anfang der großen Herden. Mit nur einem Stier und einer Kuh hätte es Thomas Dunson (John Wayne in Red River) nie zu seinem Rinderimperium gebracht, und die Komantschen müssten ohne Coronado zu Fuß gehen.

Die Vorstellung von einem Gelobten Land, in dem sagenhafte Reichtümer, die ewige Jugend, der Heilige Gral oder schlicht das Paradies auf Erden zu entdecken waren, ist viel älter als Coronados Treck in das Herz des Wilden Westens, und die Zahl 7 kann man bis zu den sieben Hügeln Roms und noch weiter zurückverfolgen. Aber in der Western-Mythologie ist die Expedition ein wichtiges Ereignis. Man musste nicht Budd Boetticher sein, um das zu wissen (er las alles, was er über seine großen Leidenschaften - Mexiko, der Stierkampf und die Pferde - finden konnte). Durch die weitere Legendenbildung gerieten nur die historischen Zusammenhänge ein wenig in Vergessenheit. Das kann man an Seven Cities of Gold sehen, der ein Jahr vor Seven Men from Now entstand (mit Budds Freund Lucien Ballard an der Kamera). Da sucht Anthony Quinn (auch ein Boetticher-Freund) im Jahre 1769 nach den sieben Städten, was dann zur Gründung von San Diego und zur Missionierung Kaliforniens führt.