Das tägliche Blutbad in Sri Lanka

Seite 5: Tamil Tigers schießen auf Flüchtlinge

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Der Propagandakrieg um die Aussagen des Gesundheitsdirektors und die Attacken des Hospitals zeigen, wie viel Wert die Regierung darauf legt, dass niemand die offizielle Doktrin der "Null zivilen Opfer" anzweifelt.

Doch auch die Tamil Tigers haben einiges zu verbergen: Die Guerillaorganisation wurde in den letzten Wochen immer wieder beschuldigt, auf Zivilisten zu schießen, die versuchen, vor den andauernden Bombardements in die regierungskontrollierten Gebiete zu flüchten. Am 14. Februar wurde ein Bus mit Flüchtlingen mit einer Granate attackiert. Eine Frau wurde dabei getötet. Den Dementis der LTTE können nun erstmals Berichte von Augenzeugen entgegengehalten werden: Eine Frau, der die Flucht nach Vavuniya gelungen war, beschreibt gegenüber der Washington Post, wie die LTTE das Feuer eröffnete, als sie die Grenzlinie überschritt.

Andere Flüchtlinge berichten ebenfalls, die LTTE behandle alle als Verräter, die aus dem Gebiet flüchten. Menschenrechtsorganisationen beschuldigen die LTTE, Zivilisten als menschliches Schutzschild zu missbrauchen. Zudem sind zahlreiche Zivilisten für den Bunkerbau zwangsrekrutiert worden. Laut gesicherten Informationen der UNICEF rekrutiert die LTTE derzeit sehr viele Minderjährige für den "Endkampf".

Die LTTE entgegnete auf die Vorwürfe zum einen, Flüchtlinge, die unter Kontrolle des Militärs in Lagern Aussagen machten, könnten überhaupt nichts anderes erzählen, als dass es die Rebellen waren, die sie beschossen haben. Zweitens wies die LTTE darauf hin, der größte Teil der tamilischen Bevölkerung bleibe aus Angst vor Repressalien des Militärs freiwillig bei ihnen.

Tamilische Flüchtlinge kommen wie hier in Vanuniya in Lager, die mit Stacheldraht umgeben sind. Bild: Irin

Wohlfahrtsdörfer oder Internierungslager?

In der Tat sind auch die Nachrichten über Internierungslager im Vavuniya-District beunruhigend. Viele Flüchtlinge ziehen es aber offensichtlich vor, unter der Kontrolle des Militärs zu leben, als ständigem Artilleriefeuer und Zwangsrekrutierungen in den restlichen LTTE-Gebieten ausgesetzt zu sein.

Nach Angaben der UN-Newsagentur IRIN sind in Vavuniya inzwischen 35.000 Flüchtlinge angekommen. Sie werden zunächst in provisorischen Aufnahmelagern festgehalten, die in Schulen errichtet wurden. Das Militär überprüft sie dort auf mögliche Verbindungen zur LTTE.

Um die große Zahl der Flüchtlinge aufzunehmen, hat die Regierung damit begonnen, mehrere sogenannte "Welfare Villages" zu errrichten, wo die Flüchtlinge dauerhaft eingesperrt werden sollen. Diese mit Stacheldraht umzäumten Zeltstädte werden direkt von der Armee kontrolliert. Internationale Menschenrechtsorganisationen kritisierten, diese Camps seien nichts anderes als Internierungslager.